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Die Anfänge dieser Konzertreihe liegen, trotz des eindeutigen Jubiläums, im Dunkel der 60er Jahre. Die damaligen Jazzredakteure des BR, Werner Götze und Ado Schlier, hatten damit begonnen, Konzerte zu veranstalten, ohne sich Gedanken über eine Dokumentation zu machen. Im Rundfunk hatten ja seit Kriegsende immer schon Bands gespielt, nur eben nicht vor Live-Publikum.
So begann die offizielle Bühne-frei-Zeitrechnung erst 1974, als ein neuer Jazz-Redakteur die Leitung der Reihe übernahm. Joe Kienemann, der zuvor als Musiker selbst bei einigen Konzerten im Studio 2 gespielt hatte, wechselte die Seiten und tauschte Piano gegen Mikrophon. Seine Rolle als Veranstalter erfüllte er dabei mit Sinn für die Bedürfnisse der lokalen Szene: „Ich habe immer darauf geachtet, dass vor allem die Musiker der bayerischen und Münchner Szene bei uns spielen können. Das bedeutet, auch die hier ansässigen Amerikaner wie Benny Bailey oder Mal Waldron. Damals war die deutsche Jazzszene ja noch relativ überschaubar, aber eben auch von hoher Qualität. Da brauchte ich keine Unsummen für Musiker aus Amerika zu bezahlen und das hätte ich sowieso nie gemacht.“ So war es lange Zeit möglich, die Konzerte komplett kostenfrei zu veranstalten, weshalb die Reihe anfangs auch „Eintritt frei im Studio 2“ hieß. Diesen Idealzustand konnte man allerdings trotz Zuschüssen irgendwann nicht mehr beibehalten und aus „Eintritt frei“ wurde „Bühne frei“. Doch auch noch heute hält sich der zu entrichtende Obolus in Grenzen und zehn Euro Eintritt für ein Konzert der HR Big Band dürften eher in die Kategorie Schnäppchen fallen. Natürlich veranstaltet der BR keine Konzerte im eigenen Haus, ohne sie auch für sein Rundfunkprogramm zu verwerten, und so gibt es die zehn jährlichen Konzerte plus Sonderkonzerte auch allesamt in Auszügen in der „Jazztime“ auf Bayern4Klassik zu hören. Zeitversetzt natürlich, denn von der ursprünglichen Live-Sendung der Konzerte ist man bereits während der Studentenunruhen der 68er abgekommen, als die Verantwortlichen störende „Sponti-Aktionen“ vor laufenden Mikrophonen fürchteten. Trotz der zeitversetzten Ausstrahlung müssen die Musiker ihre Performance auf den Punkt bringen, denn das bei Studioaufnahmen übliche Nachbessern gibt es im Studio 2 nicht. Deshalb sieht sich Beate Sampson, die die Verantwortung für die Konzerte im Jahr 2003 von Kienemann übernommen hat, ihre Kandidaten auch besonders genau an: „Ich gehe vorab eigentlich immer auf Konzerte der in Frage kommenden Bands, um zu sehen, wie sie in der Live-Situation rüberkommen. Demos erzählen eben oft nur die halbe Wahrheit und das hilft mir, aus der leider viel zu großen Menge an Bewerbungen auszuwählen. Es gibt auch Musiker, wie zuletzt Diknu Schneeberger, die ich spontan zu uns einlade, nachdem ich sie in einem Club habe spielen sehen.“ Dabei kann Sampson bei ihrer Auswahl auch das eine oder andere Risiko
wagen, das herkömmlichen Konzertveranstaltern schwer im Magen liegen
würde, da der öffentlich-rechtliche Kulturauftrag und die damit
verbundenen sicheren Budgets einen gewissen Freiraum gestatten. Denn
nicht immer gefällt die Programmauswahl dem Publikum und mitunter
führt das zu Abenden voll kontroverser Reaktionen, wie bei einem
Duo-Konzert von Michael Wollny und Peter Fulda, nach dem sich das Publikum
in Buhrufen und Beifallsbekundungen zu überbieten versuchte. Hier
sind sich Kienemann und Sampson jedoch einig: Bei „Bühne frei
im Studio 2“ soll das gesamte Spektrum des modernen Jazz abgebildet
und das Publikum durchaus auch gefordert werden. In diesem Geist wird
auch die Jubiläumsveranstaltung am 22. Juli 2009 gehalten sein,
einem Doppelkonzert, bei dem sich zuerst Joe Kienemann mit einer Quintettformation
(unter anderem mit Johannes Enders) der Bop-nahen Musik annehmen wird,
gefolgt von den ehemaligen BuJazzO-Musikern des Quintetts Subtone, das
die aktuellen Jazzströmungen repräsentieren wird. Und wenn
es nach Kienemann und Samp- Jörg Lichtinger
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