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Hardcore Chambermusic. Mit Koch-Schütz-Studer. Ein Film von Peter Liechti. Intakt DVD 131 Wie aus einer Aufführung oder, wie in diesem Fall, derer 30 ein
faszinierender Musikfilm entstehen kann, das führt der Schweizer
Regisseur Peter Liechti vor. Was heißt hier Aufführungen – „Hardcore
Chambermusic“ drohte das Improvisationstrio Hans Koch (Saxophon),
Martin Schütz (Bass) und Fredy Studer (Drums) einen Monat lang,
Abend für Abend seinem Publikum in der eigens in einen Club umgebauten
Züricher Schlosserei an. Und das folgte gebannt diesen instrumentalen
und elektronischen Erkundungen, die mit Free-Jazz nur unzureichend umschrieben
sind. Eine Musik, die sich die Freiheit und die Zeit nimmt, zu entstehen
und dort zu verbleiben, wo das Verweilen lohnt. Oder, wie Fredy Studer
in einem der wunderbar lapidaren Gesprächszwischenschnitte es ausdrückt: „Im
Moment, wo es passiert, gilt einfach: Play the shit man!“ Und die
Kamera ist immer nah genug dran, diese Momente auch in ihrer Körperlichkeit
einzufangen. Musikalisch und filmisch äußerst lohnend! Red and Blues „
Germany is my kingdom“. Dieses stolze Bekenntnis des Iverson Minter,
besser bekannt als „Louisiana Red“, hat zwei Seiten. Da ist
einerseits die Genugtuung darüber, dass es hier in Deutschland ein
Publikum gibt, das seiner Musik die Wertschätzung zuteil werden
lässt, die sie verdient und ihm somit den Lebensunterhalt sichert.
Zum anderen schwingt die Frustration darüber mit, es in den USA
nicht geschafft zu haben. Der Erfolg eines John Lee Hooker oder Muddy
Waters blieb ihm verwehrt. Susanna Salonens Dokumentarfilm begibt sich
aber nicht auf die Suche nach den Gründen, rollt keine Sozialgeschichte
des Blues auf. Sie begleitet diesen authentischen, die urtümliche
Kraft des Blues beeindruckend verkörpernden Musiker auf seinen rastlosen
Reisen von Auftritt zu Auftritt, fängt die begeisterte Atmosphäre
in der ostdeutschen Provinz ebenso ein wie die Gleichgültigkeit
eines nachmittäglichen Folkfestival-Publikums in den USA. Das Wiedersehen
mit seinem dort lebenden Sohn aus erster Ehe wirft Schlaglichter auf
das Familienleben, der Besuch in seiner Geburtsstadt Vicksburg, Mississippi,
ruft die Erinnerung an eine schwere Kindheit wach. Und immer ist eine
Gitarre bei der Hand und in Louisiana Reds Texten spiegelt sich das Erlebte
wider. Die Reise geht weiter, zurück nach Deutschland, zurück
nach Hannover, wo er mit seiner (zumindest im Angesicht der Kamera) schweigsamen
Frau Dora lebt. Eines Tages, so wiederholt er wie ein Mantra, werde seine
Zeit kommen, die Hoffnung auf den großen Durchbruch bleibt. Der
gut einstündige, atmosphärisch dichte Film wird von einem längeren
Konzertausschnitt und einigen weiteren Filmszenen als Bonus begleitet.
Schade nur, dass diese, darunter auch eine in der Kommentierung der Musik
gehaltvollere Passage, nicht untertitelt sind. Dennoch, ein prägnantes,
wichtiges Dokument. Roger Cicero – Männersachen live. Warner So ganz hat es dann doch nicht geklappt mit der Erneuerung des eurovisionären
Schlagers aus dem Geiste des Swing, aber eine gute Figur hat er ja wohl
trotzdem gemacht unser Macho-Crooner. Von seinen Live-Qualitäten
kann man sich nun auch auf einer DVD ein Bild machen, die bei einem Konzert
am 18. Februar in der Alten Oper Frankfurt aufgezeichnet wurde. Passend
zu seinen Liedtexten pflegt er ein wenig die Pose des arroganten Schnösels,
erzählt das ein oder andere Witzchen, lässt sonst aber die
Musik für sich sprechen. Und so können wir feststellen, dass
Ciceros Stimme unter Live-Bedingungen zwar nicht ganz so substanzreich
klingt wie uns die Studio-Konserve glauben machen konnte, dass sie aber
gut genug ist, die vermeintlich männerverstehenden Songs frisch
und lässig rüberzubringen. Deutlich präsenter als auf
der CD klingt dagegen Lutz Krajenskis Big Band, der immer wieder auch
Raum zum Solieren gegeben wird. Erfreulich auch die mit über 100
Minuten gehaltvolle Länge des Mitschnitts. Neben den von der CD
bekannten Songs und dem mittlerweile auch im Bundeskanzlerinnenamt angekommenen
Eurovisions-Titel sind dabei weniger das etwas flaue „Wenn ich
den Blues nicht hätt’“ oder das aus dem aktuellen Sportstudio
bekannte Instrumental „Up to date“ von Interesse als vielmehr
zwei gewagte Coverversionen. Ganz misslingen Rio Reisers „König
von Deutschland“ und Klaus Lages „Tausendmal berührt“ zwar
nicht, aber man gewinnt auch nicht den Eindruck, als könne man fortan
ohne diese etwas bemühten Aneignungen nicht mehr leben. |
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