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Ich kenne ihn, den Druckfehlerteufel. Er ist ein enorm bemühter, alles richtig machen wollender Jazzredakteur und sitzt immer genau da, wo ich meine Texte hinschicke. Seit Jahren prüft er in jedem Aufsatz, ob ich auch beim 100. Mal den Namen Duke Ellington immer noch richtig schreibe. Auch bei Personen und Titeln, die er nicht kennt, fühlte er sich immer kompetent. Ran Blake, der halb vergessene Pianist, wurde zu Ron Blake, dem gerade angesagten Saxophonisten. Der kalifornische Big-Band-Leiter Ray Brown spielte kein Flügelhorn mehr, da er ja (mit etwas dunklerer Hautfarbe) bei Oscar Peterson den Bass zupfte. Horace Silvers Ballade „Lonely Woman“ war nicht von Horace Silver, weil „Lonely Woman“ von Ornette Coleman viel bekannter ist. Eine Musiker-Ehefrau durfte nicht Rachael heißen, denn dem Herrn Redakteur war nur die Schreibweise „Rachel“ geläufig. Und so weiter. Eine Zeit lang arbeitete mein Teufel sogar für eine Tageszeitung – ausgerechnet, als ich dort hin und wieder schrieb. In meiner Rezension eines Buches von Ekkehard Jost wurde Jost konsequent zu Joost korrigiert – der Redakteur las gerade ein Buch über den Bauhausmaler Joost Schmidt und wusste es daher besser. Das fiel aber nicht weiter auf, denn die Zeitung wimmelte von Druckfehlern. Die Autoren durften nämlich, um die Arbeitsplätze der Texterfasser zu retten, ihre Artikel nicht digital liefern. „Keine Sorge, ich schau noch mal drüber!“, sagte mein Redakteur – und ich erschrak. Die Arbeitsplätze wurden dennoch abgeschafft und der Redakteur schreibt seine eigenen Texte heute direkt ins Layout: Da kann man meinen bemühten Freund pur genießen. Und immer noch, wenn ich irgendwo eine Glosse hinschicke, ist er verlässlich zur Stelle. Mal sehen, was er an dieser wieder verbessert hat. Rainer Wein
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