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Die David Sanchez Group mit Lage Lund (git.), Ben Street (bass) und Adam Cruz (drums) in Memmingen. Der Bandleader kam zwischen Konzerten in Wien und Zürich angereist. Das ist schon ein Kompliment für den All-gäuer Konzertstandort. Die Stadt scheint sich mittlerweile tatsächlich einen Platz im Tourneeplan der Jazz-Elite erarbeitet zu haben. Dazu gehört die David Sanchez Group ohne Zweifel. Nicht nur wegen des 2004 verliehenen Latin-Grammys. Nach dem ersten Chorus ist alles klar. Große Klasse, großartige Musiker. Das blitzt und funkelt und geht ab, wie geschmiert. Eine nahtlos funktionierende Musikmaschine, die da Fahrt aufnimmt und ihren Dienst tut. Nahtlos und blitzsauber, wie die Musiker, die sie produzieren. Junge Männer in unprätentiös lässiger Kleidung. Bassist Ben Street und Drummer Adam Cruz: perfekt ausgebildet und schon unglaublich routiniert. Gitarrist Lage Lund, vielleicht der kommende Star an den sechs Saiten sieht aus, als hätte er vorgestern Abitur gemacht. Lund ist ein typisches Berklee-Gewächs – hat hörbar unglaublich viel gearbeitet, kann alles an seinem Instrument und ist kühl bis ins Herz. Obwohl David Sanchez aus Puerto Rico stammt, und man ihn deswegen sofort in die Kategorie Latin-Heissblut einordnet, mag er offenbar diesen Typ Musiker. Vielleicht weil er selbst so ist? Sehr kontrolliert, sehr höflich und gut erzogen; bedankt er sich allen Ernstes dafür, dass die Fans im ausverkauften Antonierhaus Zeit für ihn und seine Band gefunden haben. Und er hofft inständig, dass die Anwesenden das Programm genießen. „Genießen“, wie einen raffiniert komponierten Nachtisch. Der auf der Zunge vergeht und nichts zurücklässt. Das ist die Musik der David Sanchez Group: technisch perfekt, sehr raffiniert und sehr distanziert. Man kann ihr nichts vorwerfen und trotzdem bleibt so etwas wie Enttäuschung. Vielleicht im Wesentlichen Enttäuschung über die neue Generation von Jazz-Musikern? Allesamt großartige Techniker, die kilometerweit vom Klischee des von seinem verknoteten Innenleben in den Jazz getriebenen Exzentrikers entfernt sind. Eine Nummer an diesem Sonntagabend hieß zwar „Monk‘s Mood“, aber es darf bezweifelt werden, ob solch porentief saubere Typen jemals verstehen können, was das schrullige Genie Thelonious Monk umgetrieben hat. Natürlich kann man eine hohe Frequenz an Schicksalsschlägen nicht als bindenden Qualitätsmaßstab für großen Jazz voraussetzen. Aber: Ein gerüttelt Maß an Liebe, Wut, Verwirrung, enttäuschter Hoffnung und an eigenem Leib erlebter Leidenschaft hat noch keiner Musik geschadet. Text/Foto: Albert Hefele |
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