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Tom Perchard: Lee Morgan. His Life, Music and Culture, Equinox Publ.Ltd., London, 297 Seiten Wenn heute von den großen Trompetern der Jazzgeschichte die Rede
ist, dann fällt der Name Lee Morgan zu selten – so als ob
er zwar ein bedeutender Musiker gewesen sei, aber doch nicht ganz zur
obersten Ebene gehöre. Aber das ist falsch: Seine Platten beweisen
es. Er hat den Hard Bop, nach Early Bop und Cool Jazz (Bop) der dritte
Teilbereich des Bebop, wesentlich mitgestaltet. Geboren am 10. Juli 1938
in Philadelphia, wurde er schon mit 15 Jahren Profi. Gelernt hat er den
Jazz vor allem in endlosen Sessions. Sie waren „like classrooms...
You had to attend those classes which were the clubs and the sessions“ (McCoy
Tyner, S.39). 1956, also mit 18 Jahren, wollte ihn Art Blakey haben,
aber er lehnte ab. Im selben Jahr holte ihn Dizzy Gillespie in seine
Big Band, wo er bis zu ihrer Auflösung 1958 blieb. Gleichzeitig
begann auch schon seine ausgedehnte Aufnahmetätigkeit für BLUE
NOTE. Dann machte ihm Horace Silver vergeblich ein Angebot (stattdessen
kam Blue Mitchell in sein Quintett). Schließlich schaffte es Benny
Golson, ihn doch in eine neue Messengers-Besetzung zu lotsen; ebenso
holte er auch Bobby Timmons und Jymie Merritt. Sie waren übrigens
wie Benny Golson gleichfalls aus Philadelphia, was Art Blakey zunächst
gar nicht gefiel; er dachte, Benny Golson wolle alle seine Freunde bei
ihm unterbringen. Rainer Bratfisch (Hg.): Freie Töne. Die Jazzszene in der DDR, Ch. Links Verlag, Berlin, 326 Seiten 21 Autoren schreiben über den Jazz in der DDR, „ein Land, eingemauert zwischen Ost und West, in dem gelernte ‚DDR-Bürger’ lebten, im Ohr und im Gemüt noch den Nazi-Marsch, im Nacken den Stalin-Panzer und die große, aber swinglose russische Seele” (Ernst-Ludwig Petrowsky, S. 14). Dazu Interviews mit Karlheinz Drechsel, Ernst-Ludwig Petrowsky, Joachim Kühn, Jost Gebers und Conny Bauer, ferner über 100 Fotos und eine CD mit bisher unveröffentlichten Aufnahmen. Ein hochdramatisches Stück deutscher Geschichte, geprägt von der Liebe zu einer neuen Musikform, und den ständigen Versuchen staatlicher Stellen, sie unter Kontrolle zu bringen – und den listenreichen Einfällen der Musiker und Fans, dies zu verhindern. Das böte Stoff für mehrere Filme und Theaterstücke (warum ist da noch niemand draufgekommen?). Dieses Buch ist eine mit zahlreichen Daten angereicherte wertvolle Dokumentation, die uns alle angeht. Als ideale Ergänzung sei, „Jazz-DDR-Fakten“ von Werner Josh Sellhorn empfohlen (Verlag NEUNPLUS 1, Berlin), eine Diskografie des Jazz in der DDR, die auch in der DDR gemachte Aufnahmen von Nicht-DDR-Musikern einschließt, ebenfalls mit vielen Fotos und einer CD. Lorraine Gordon (as told to Barry Singer): Alive at the Village Vanguard. My life in and out of jazz time, Hal Leonard Corporation, Milwaukee/USA, 288 Seiten Nur durch einen einzigen Buchstaben unterscheidet sich der Titel dieses
Buches von Lorraine Gordon von den Lebenserinnerungen ihres zweiten Mannes
(Max Gordon: Live at the Village Vanguard, St. Martin‘s Press,
New York). 1922 in Newark bei New York geboren fing sie schon früh
an, Jazzplatten zu sammeln. Sie lernte Alfred Lion kennen, bald nachdem
er Blue Note gegründet hatte, heiratete ihn 1941 und wurde seine
Mitarbeiterin. Sie traf Thelonious Monk und setzte sich für ihn
ein. 1948 überredete sie Max Gordon, Monk erstmals eine Woche im „Village
Vanguard” zu geben. Diesen Club leitete Gordon seit Ende 1935 in
denselben Räumen, die auch heute noch bestehen (aber erst seit Ende
der 50er-Jahre ist das „Village Vanguard” ein reiner Jazzclub).
Lorraine trennte sich von Alfred Lion und heiratete Max Gordon (ihr Wunsch
nach Kindern scheint der Hauptgrund gewesen zu sein). Steve Dollar: Jazz Guide NYC, 2nd edition (2006), The Little Bookroom, New York, 173 Seiten New York ist immer noch das Zentrum des Jazz, allein schon aus dem
Grund, weil man in keiner Stadt der Welt mehr Live-Jazz hören kann. Joe Viera |
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