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Dass sich die Jury unter ihrem Vorsitzenden und Leiter des Bayerischen Jazzinstituts Regensburg, Richard Wiedamann, in Bezug auf den ersten Preis beim diesjährigen „New Generation“-Jazzwettbewerb schnell einig war, lag nicht an der diesjährigen Reduzierung der Jurymitglieder von sieben auf fünf, sondern ganz einfach daran, dass am 5. Mai im Rahmen des Endausscheidungskonzerts mit dem Kölner Quartett „Hornstrom“ eine Formation auf der Bühne stand, die unter den Nachwuchsjazzern zu den innovativsten und künstlerisch gereiftesten zu zählen ist.
Die beiden Posaunisten Tobias Wember und Klaus Heidenreich, Kontrabassist Markus Braun und Schlagzeuger Silvio Morger bezeichnen sich selbst als „vier Freischwimmer auf dem Weg an die Oberfläche“. Dort sind sie mittlerweile längst angekommen. Man kann sogar behaupten, dass sie auf dem Weg zum „Ruhm“ bereits schon einiges Land erklommen haben. Aber die vier Kölner bleiben ganz nach dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ auf dem Teppich und deshalb sieht man sie auch weiterhin mit ihren Badekappen auf der Bühne. Ihre kreativen Eigenkompositionen und die ausdrucksstarke Vortragsweise
sprechen eindeutig für sich. Die Stücke – meist geschrieben
von Tobias Wember – sind mit „Dauerregen“, „Abschied
vom Hochbett“ oder „Klassentreff“ betitelt und genauso
erfrischend unkonventionell wie die Titel sind auch die Strukturen der
Nummern. Auf den zweiten Platz, der einen Auftritt beim diesjährigen Regensburger Jazz-weekend garantiert, setzte die Jury die einen Abend zuvor auftretende Stuttgarter Formation „Kühntett“, die sich um den Kontrabassisten Axel Kühn gebildet hat. Auch hier kann man die Entscheidung der Jury gut nachvollziehen, denn Alexander Kuhn am Tenor- und Sopransaxophon, Gee-Hye Lee am Klavier, Axel Kühn am Bass und Marcel Gustke am Schlagzeug überzeugten durch Kreativität und ausdrucksstarke Spielfreude. Besonders beeindrucken konnte eine Bearbeitung von John Coltranes Ballade „Naima“ im Siebener-Takt, die einen nichtalltäglichen und doch mitreißenden Groove zu Gehör brachte. Aber auch den anderen aus 52 relevanten Bewerbungen ausgewählten Endausscheidungs-Formationen der zweitägigen Veranstaltung wie „Jungblut“ aus Nürnberg, „Exchange“ aus Mannheim oder „Lija“ aus Berlin verdienen großen Respekt, wenngleich letztere durch den teils zu massiven Gebrauch von elektronischen Effekten nicht restlos überzeugen konnte. Beim Berliner „Tanja Pannier Quintett“ fand man zwar hier und da einige interessante Ansätze in Bezug auf die Kompositionen und Bearbeitungen, aber der wenig charismatische Gesang der Namensgeberin und die ebenfalls noch ausbaufähig agierenden Instrumental-Solisten schufen nicht gerade eine begeisternde Atmosphäre. Insgesamt erlebten die Zuhörer im vollen Saal des Straubinger „Alten Schlachthofs“ aber zwei Nachwuchsjazz-Abende auf hohem Niveau. Ausschnitte aus dem auch dieses Jahr wieder vom Straubinger Jazzfreunde e.V. und dem Bayerischen Rundfunk durchgeführten Wettbewerb, der von Roland Spiegel informativ und kurzweilig moderiert wurde, sendet das Hörfunkprogramm Bayern 2 am frühen Morgen des 10. Juni von 0.05 bis 2.00 Uhr. Stefan Rimek |
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