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Mark Murphy,
Love is what stays Ist das ein Cover! Mark Murphy in seiner ganzen Pracht. 74 Jahre. Gezeichnet
von den Höhen und Tiefen des Lebens, der 50-jährigen Karriere; überhaupt
der Welt. In den 50er Jahren wurde er von Sammy Davis Jr. entdeckt, er
sang mit Ella Fitzgerald, er kam nie ganz so hoch wie die Menschen vom
Jetset, für die er in den 60 Jahren sang. Doch mittlerweile scheint
es, als erlebe Mark Murphy seit zwei Jahren einen weiteren Frühling.
Erst im September 2005 machte Mark Murphy gemeinsame Sache mit Till Brönner;
auf dem Album „Once to every heart“. Das Album wurde groß gefeiert.
Nun ist er wieder etwas „alleiner“, obwohl Brönner an
einigen Songs mitwirkte und produzierte. Es wurde Jazz zum Weinen, Trösten,
Lieben, Angeben, Ausgeben und Verweilen. Vielseitig überrascht Mark
Murphy, gibt uns wärmste Balladen, glänzt mit ureigenen Interpretationen
von Johnny-Cash- oder Coldplay-Songs und zelebriert seinen 70er-Jahre-Klassiker „Stolen
Moments“ unnachahmlich ergreifend. Packend die Gastauftritte von
Till Brönner, Lee Konitz und Don Grusin. Dazu die Arrangements des
Deutschen Symphonie Orchesters Berlin. Und dazu Mark Murphys Stimme:
Besser denn je. Trio Vopá.
Fauxpas Ein Album, wo geknutscht wird, was das Zeug hält, hat vermutlich
ein gewisses Alleinstellungsmerkmal. Auch wenn sich dann rausstellt,
dass Trompeter Roland Spieth der hemmungslose Knutscher ist. Umgeben
von quälend nachtschattigen Geräuschen und ätzenden Klangschemen,
bewahrt sich das Intro des Erstlings einen gewissen spitzen Humor. Programmatisch
gehört dieser allerdings nicht unbedingt zum Debüt des Karlsruher-Berliner
Trio Vopá – vermutlich eine Verballhornung des Titels „Fauxpas“,
eines Missgriffs also. Nun ja, eine Taktlosigkeit sind die frei improvisierten
Trios, Duos und Solos von Bassmann Axel Haller, Gitarrist Cornelius Veit
und Spieth ganz sicher in den Ohren niederbayerischer Volksmusikanhänger
und Schwarzwälder Choristen. An zwei Apriltagen aufgenommen, stellen
vibrierende Fürze – wieder Trompete – Klangtropfen und
Sendersuchlaufgeräusche, durch die sich ein stoischer Bass bewegt,
aber auch für erprobte Avantgardeanhänger erhöhte Anforderungen.
Ins Erforschen klanglicher Möglichkeiten und Geräusche, „die
sonst eher überhört werden und nicht im Vordergrund stehen“ beziehen
die Musiker neben herkömmlichen Instrumenten von der Büroklammer über
Bürsten bis zur Postkarte auch Alltagsgegenstände in ihr Spiel
ein. Manchmal wirkt das unfreiwillig komisch, bisweilen einfach zum Schießen
und selten gemütlich. Um den Klangexkursionen zwischen E-Gitarrenkrach
und fiezeligen Klangfährten zu folgen, muss man als Hörer notgedrungen
die vertrauten Wege verlassen. Joo Kraus + Basic Jazz Lounge,
The Ride Sein Weg zum Jazz war nicht der übliche entlang der Geschichte
des Jazz: In einem Artikel für der Jazzzeitung (Februar 2004) wurde
Joo Kraus einmal mit den folgenden Worten zitiert: „Ich kam nicht
von Charlie Parker zu Freddie Hubbard, sondern habe mich im Lauf der
Zeit aus der Jetztzeit gefragt, woher das alles kam, und mir dann zurückgehend
Charlie Parker und all die anderen erschlossen.“ Shoot the Moon, Treasure Island. Guter Jazz kann auch unterhaltsam sein, darf sich zuweilen ruhig in
fröhliche, ja poppige Verpackungen hinein wagen. „Shoot the
Moon“ ist schon ein etwas schriller Bandname für jenes Berliner
Sextett. Beim aktuellen Album „Treasure Island“ machen nach
eigener Bekundung nicht nur „verliebte Piraten und abgewrackte
Prinzessinnen“, sondern auch „Tangotänzer und Atomphysiker“ mit. Holly Cole,
holly cole Die wahnsinnige Jazz-Peitsche ist wieder da. Holly Cole wartet mit sich
selbst auf. Als Holly Cole dem Produzenten, Arrangeur und Bassisten Greg
Cohen einige Songs präsentierte, formte dieser sofort die Idee,
das achte Studioalbum der Holly Cole größer klingen zu lassen. Pago Libre,
Stepping out Das schlagzeuglose Quartett Pago Libre, dessen Mitglieder aus Österreich,
Russland und der Schweiz stammen, hat seit seiner Gründung 1989
manches musikalisches Abenteuer gewagt und auch bestanden. Saint Privat,
Superflu Freuen werden sich da viele auf das neue „Saint Privat“-Album,
diesem Zusammenschluss aus Sängerin Valerie und Elektromusiker
Waldeck. Diesem Zusammenschluss, der sehr perfekt die Leichtigkeit des
Musizierens vormachte. Mit dem vorangegangenem Album „Riviera“,
das uns an Cabriofahrten bei Sonnenschein an Sonnenbenetzten Küstenstraßen
und ein Gläschen Prosecco haltend erinnerte. Nun, ganz so leicht
klingt das diesmal nicht mehr, doch auf jeden Fall genau so gut. Weil
Saint Privat gehen diesmal rockiger ran, wenn man das im Genre der freien
Töne und Melodien so beschreiben darf. Schon noch zart und irgendwie
französisch klingend, aber doch forscher und weniger Bossanova besprüht.
Die Psyche scheint diesmal viele Songs und Ideen zu leiten. Die beiden
Musiker selbst schreiben im Info über Beweggründe wie Hedonismus,
Dekadenz und Melancholie. Düster wird das Album deswegen nicht gleich.
Reifer? Vielleicht. Fakt ist: Die Grooves kommen härter, viele butterweiche
Rhythmen der ersten Platte scheinen ausgetauscht. Auch Erotik findet
ihren Platz. In Form von Sängerin Valerie, die verdammt gut mit
Stimme, Stimmung und Atmosphäre spielen kann. Im fertigen Puzzle
ergibt sich ein gelungenes Ohrenkino. Ein Album zu dem man jederzeit
die Augen schließen kann und verschiedenste Parallelwelten entdeckbar
werden. Gelungener Nachfolger, der kaum Fragen offen lässt. Robb Scott,
Afro Odyssey Ich weiß – Musik ist Geschmacksache! Das erzählte mir
schon mein dreizehnjähriger Sohn, wenn er mir zu verstehen geben
wollte, dass ich schlicht keine Ahnung und er den ultimativen Sound im
Ohr habe. Robb Scott hat vermutlich auch Geschmack, vielleicht sogar
einen guten Geschmack – was Essen, Kleidung oder seine Wohnungseinrichtung
angeht. Auf seinem brandneuen Album, dessen anspruchsvoller Titel eine
lange Suche und Reise mit letztlich geglückter Heimkehr suggeriert,
jedenfalls sülzt und schnulzt er rum, dass es keine wahre Freude
ist. Wenn er denn wenigstens wie die wahren Schmusemeister sülzen
würde… samtig, süßlich, erotomanisch. Aber sein
vibratoreicher Gesang lehrt einem streckenweise das Grauen in bits und
bytes, presst einem kalten Schweiß auf die Stirn, wenn man nicht
rechtzeitig die Pause- oder gleich die Austaste findet. Auf dem Waschzettel
wird er gar kühn selbst zitiert: „Trends don´t last
long, but a good melody transcends aeons.“ Gott bewahre! Dabei
sind einige rhythmisch durchaus nette Nummern auf dem souligen Album – solange
nicht gesungen wird. Céline Rudolph,
Brazaventure Céline Rudolph? Da war doch erst vor kurzem was? Richtig. Die
Sängerin war auf dem Album „Samba Tzigane“ von Dusko
Gojkovich bei einigen Songs mit von der Partie. Überzeugend wohl,
denn nun präsentiert sie mit „Brazaventure“ ihr erstes
Album als Leaderin. Und da lässt die Professorin für Jazzgesang
keine Sekunde aus, ihre Liebe zu gestehen: brasilianische Musik. Aber
ohne Stempel und Aufgesetztheit. Schuld daran eventuell: Gilberto Gils
Produzent Rodolfo Stroeter, der immerhin auch Caetano Veloso, Nana Vasconcelos
oder Milton Nascimento produziert hat. Er war von Céline Rudolph’s
Schwingungen begeistert und spürte ihren feinen Sinn für Improvisation
und Jazz. Dermaßen locker fallen dann auch die in São Paulo
aufgenommenen Songs vom Himmel. Könnten Gedichte sein. Könnten
aber auch tragen und frei machen. Angespornt von unwiderstehlichen Rhythmen,
dazu starke perkussive Momente und eine Stimme, die das alles kittet
und hörenswert macht. Céline Rudolph spielt dabei immer wieder
eine Stärke aus: Sich und ihre Stimme zu kennen. Die Balance zu
finden zwischen Zurückhaltung und forschem Treiben. Dass sie zudem
eine ausgewogene Stimmung zwischen Humor, Spiel, Leichtigkeit, Melancholie
und Leidenschaft einzubringen weiss, erteilt dem Album den Stempel „Value
Addes Voice Expierience“. Ein Gesamterlebnis, das deutlich zeigt:
Gute Musik wird immer bleiben. Thomas Siffling Trio,
Kitchen Music Thomas Siffling (der Trompeter aus Mannheim) hat uns bereits oft erfreut.
On nun als Musiker, im Trio oder als Labelchef mit vorzüglichen
Veröffentlichungen. Mit „Kitchen Music“ fügt er
seinen vielen Ämtern und Berufungen (Produzent, Kurator und Veranstalter)
noch eine weitere Profession hinzu Brückenbauer. Zwischen Küche
und Keller, Jazz und Groove, Soul und Freiheit oder Gelassenheit und
Aufgekratztheit. Ein Album, das stets die Balance hält. Und natürlich
findet. Eben noch gut mit Trompete versorgt, schon wattieren uns sanfte
elektronischen Beats in die Backfolie. Dabei bleibt jede Zutat spannend
und wird nie pelzig auf der Zunge. Zwar scheint es gerade zu verboten,
ein Album mit einem Kochbuch zu vergleichen, doch letztendlich geht um
Inspiration. Oder die Komposition von Gewürzen, Gemüse und
Tönen. Nichts anderes vollbringt Thomas Siffling samt Trio Gekocht
wird bei allem am gleichen Herd. Nur die Zubereitung, die darf gerne
mal überraschend sein. Und das wiederum ist das Programm bei Thomas
Siffling. Dieser Fondue- Saucenteller mit seine kleinen Abteilen und
Kategorien. Den Song mal da eintauchen, dort brutzeln und anderweitig
abtropfen lassen. Im Teigmantel gären lassen und zügig verarbeiten.
Soll heissen. Die Vorbereitung der Songs ist bei Thomas Siffling schon
sehr gut. Deswegen ist das Anrichten nur noch eine Nebensache, die den
kleinen Schubser Richtung Gourmetkoch vollbringt. John Wolf Brennan,
pictures in a gallery Als Grenzgänger zwischen zeitgenössischer komponierter Musik
und Jazz hat sich John Wolf Brennan einen Namen gemacht. Auf einem neuen
Solo-Album beweist der irisch-schweizerische Pianist erneut sein Können.
Wochen vor diesen Live-Mitschnitten hat er sich mit den Objekten seiner
Begierde beschäftigt. Er hat sich die Bilder, über die er reflektiert,
an ihren Orten betrachtet, Notizen gemacht und sie in langen Spaziergängen
am See verinnerlicht. Anschließend hat der Pianist seine Eindrücke
in spontane musikalische Skizzen umgesetzt, was später im Konzert
hörbar wurde. In Brennans flüssigem, leichten, spontanen Spiel
voller Transparenz entstehen die Bilder neu. 19 Stücke wurden in
Luzern aufgenommen und reflektieren Picasso, Cezanne, Klee, Kandinsky
(Die Gemälde sind kleinformatig, aber farbecht im Booklet abgelichtet).
Brennan geht es weniger um Beschreibung als vielmehr darum, die Energie
der Bilder aufzunehmen und aus der Begegnung heraus Neues zu schaffen.
Im zweiten Teil der CD geht es nicht um visuelle, sondern um poetische
Vertonungen Puschkins. Auf reinen Ohrenschein hin unterscheiden sich
diese Live-Aufnahmen, dreieinhalb Jahre davor in St. Petersburg eingespielt,
kaum von denen aus Luzern. John Wolf Brennan jedenfalls ist ein interessanter
Pianist, dem man mehr Präsenz auf der Jazz-Szene gewünscht
hätte. |
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