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Seit mehr als 20 Jahren leistet die Jazz & Rock Schule Freiburg Pionierarbeit für die Förderung der Populären Musik. Sie hat hierbei wichtige Akzente gesetzt, ist sowohl international vernetzt, kooperiert aber auch mit der Popakademie Baden-Württemberg in Mannheim. jazzzeitung: Mehr als 20 Jahre aktive Musikförderung in Baden-Württemberg, wie kam es zur Gründung der Jazz & Rock Schule in Freiburg?
Reinhard Stephan: 1984 wurde die Schule mit 34 Schülern und sechs Lehrern gegründet. Damals wie heute haben wir den gleichen Anspruch: Jungen Nachwuchskünstlern die für den Beruf als Musiker notwendigen fachlichen Fähigkeiten für das Popbusiness zu vermitteln und dabei die Virtuosität und Intelligenz des Jazz sowie die Experimentierfreudigkeit des Rock miteinander zu verbinden. jazzzeitung: Was hat sich an der Jazz & Rock Schule bis heute geändert, was blieb erhalten? Reinhard Stephan: Musikmoden und Trends kommen und gehen. Verändert hat sich das gesamte Umfeld, auch unsere Zielsetzung wurde modifiziert. Geblieben ist unser Engagement für eine qualifizierte Berufsausbildung, denn der Musikerjob ist weiterhin nicht als sicher zu bezeichnen. Hier helfen umfassende Kenntnisse in der stilistischen Vielfalt, eine gute Ausbildung am Instrument und im Zusammenspiel, also solide Praxis in der Verbindung mit der entwickelten und gereiften künstlerischen Persönlichkeit, die hier angestrebt wird. jazzzeitung: In der Popularmusik geht es nicht immer unbedingt virtuos zu, gerade der Nachwuchs hat meistens kaum große Musikkenntnisse, wie geht die Schule damit um? Reinhard Stephan: Wir sind darauf ausgerichtet, junge Musiker auf einen guten Start ins Berufsleben vorzubereiten, unabhängig von deren stilistischer Präferenz und deren Vorkenntnissen. Eine Besonderheit ist diesbezüglich neben dem dreijährigen Hauptstudium das ein- bis zweijährige Vorstudium für Talente, die noch nicht so weit sind und bisher kaum die Chance hatten, sich systematisch musikalisch weiterzubilden. Diese Talente werden im Vorstudium gezielt aufgebaut und auf die Aufnahmeprüfung vorbereitet. Eine Hilfe hierbei sind vor allem etliche unserer Dozenten, die selbst in Bands spielen, bei Studioproduktionen mitwirken und daher die Sprache der Newcomer sprechen und beim Abbau von mentalen Barrieren helfen. Eine Schule für Jazz, Rock und Pop soll natürlich ein kreativer Ort sein und darf bei allem Ernst des Lernens den Spaß nicht zu kurz kommen lassen. jazzzeitung: Mit Bernhard Hofmann kam 1990 ein Experte für Musikproduktion und -komposition ins Haus, der das Standardwerk „Arrangement & Orchestration - Das A & O für Arrangeure und alle, die es werden wollen“ (ALFRED, 2002) schrieb. Wie sehen Sie als Künstlerischer Leiter den Entwicklungsprozess der Freiburger Musikschule? Bernhard G. Hofmann: Wir erleben einen großen Wandel der musikalischen Welt. Die moderne Produktion ist durch den Einsatz des Computers revolutioniert worden, junge Musiker zweifeln auch daher oft am Wert einer soliden Ausbildung am Instrument, die Remixer greifen in Schallarchive, basteln mit Sounds und Tracks, der Mensch scheint als eigenes Medium höchstens noch im Superstarformat relevant zu sein. Hinzu kommt ein allgemeiner Rückgang des aktiven Musizierens in der Bevölkerung, neben den blauäugigen Träumen und einer steigenden Ungeduld der Jugendlichen, die schnell reich und berühmt werden wollen und handwerkliches Können oft für zweitrangig halten. Hier müssen wir Antworten geben und attraktiv bleiben, über Projekte und Kooperationen unser Angebot vertiefen und uns allen Herausforderungen der Moderne offensiv stellen. jazzzeitung: Wie macht man das? Bernhard G. Hofmann: Sie finden die Fächer „Musik & Computer“ und „Arrangement“ in unserem Ausbildungsplan des Hauptstudiums, wir greifen derartige Phänomene inhaltlich auf, bauen aber eine Brücke zu den anderen Fächern und fördern so die Erkenntnisse über die Vielfalt der Möglichkeiten, die sich heute Musikern auf allen Ebenen bieten. So kommt der Remix an seinen Platz und wird Teil einer weitaus größeren kreativen Einheit. Reinhard Stephan: Hinzu kommt, dass wir unter anderem international in offiziellen und aktiven Partnerschaften mit dem Liverpool Institute for Performing Arts, dem Athener Philippos Nakas Conservatory und dem Helsinki Pop & Jazz Conservatory kooperieren. Und wir sind Mitglied im europäischen Musikschulnetzwerk EMMEN mit über 40 Musikschulen und arbeiten eng mit dem Berklee College of Music zusammen, für das wir seit 1997 als exklusive Partnerschule im deutschsprachigen Raum die Aufnahmeprüfungen deutscher und europäischer Bewerber abnehmen. Dieser internationale Bezug, der in Freiburg unter anderem stets auch bei Workshops durch Gastdozenten aus aller Welt zu spüren ist, macht uns natürlich auch als „Kontakthof“ interessant. jazzzeitung: Wer ans renommierte Berklee College will, der muss in Deutschland durch das Freiburger Nadelöhr hindurch? Bernhard G. Hofmann: Das ist nicht zwingend
so, aber es ist der Regelfall. Neben der jährlichen Abnahme der „Auditions“ bietet
die Jazz & Rock Schule den Service, deutschsprachige Berklee-Interessenten
in ihrer Muttersprache zu beraten und auch auf die Prüfung und das
Studium in den USA vorzubereiten. In Planung ist derzeit auch ein sogenanntes „Articulation
Agreement“ zwischen den beiden Schulen, so dass Studenten, die
zwei Jahre in Freiburg studiert haben mit einem Transferzeugnis an das
Berklee College wechseln können, um dort ihr Studium mit den letzten
beiden Jahren der insgesamt vierjährigen Ausbildung abzuschließen.
Darüber hinaus wird es ein europäisches Semester für die
amerikanischen Berklee-Studenten hier bei uns in Freiburg geben. jazzzeitung: Wie wird denn gerade solches Spezialwissen an junge Musiker vermittelt? Reinhard Stephan: An unserer Schule haben stets
diejenigen unterrichtet, für die Musik vor allem auch etwas mit Leidenschaft zu tun hat.
Junge Nachwuchsmusiker kann man hauptsächlich mit Können und
Wissen aus deren Repertoirebereich und mit der Energie und der Ausstrahlung
des erfahrenen Profis beeindrucken. |
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