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Ihre Stimme wurde beim ersten Album „The Art of How to Fall“ (2003) ohnegleichen gefeiert. Rebekka Bakken als Künstlerin natürlich ebenso. In die Freude auf das Ende Februar veröffentlichte zweite Album „Is That You“ mischt sich neben Gespanntheit auch Neugier. Wie wird es ausfallen, das zweite Album? Wird es ein Teil II der Erfolgsgeschichte oder kommt Rebekka Bakken zu gänzlich Anderem? Kommt sie, denn mehr Intensität, Ideen und Abenteuer bilden den Grundstein von „Is That You“ (Universal).
Mystisch und leicht neben der Spur schlingernd beginnt „Is That You“ mit dem Opener „As tears clear our eyes“. Ein tiefer und knisternder Basslauf zwingt die schwebenden elektronischen Fäden über dem Song in die Knie, Rebekka Bakken stülpt ihre Kunststimme mit aller Macht und allem Können darüber. Sofort fühlt man sich in der Platte arretiert. „Exakt darum habe ich den Song als Opener gewählt“, erklärt Rebekka Bakken. „Er versprüht ein warmes, angenehmes Ambiente, der Basslauf hat den richtigen Flow und bereitet auf den Rest des Albums vor.“ Und da hat sie sich entschieden schwarz oder weiß zu malen. Die Balladen wirken wie rasant retardierender Stillstand (Didn’t I, As tears…). Die schnelleren Stücke – die Rocksongs der Rebekka Bakken (So Ro, Why do all the good guys…) – faszinieren durch Genresprünge von Blues, Soul bis Rock ohne Mittelweg. „Stimmt“, grinst Rebekka Bakken, „den Mittelweg gibt es nicht. Das Tempo hängt nämlich von meiner Stimmung ab, deshalb ergeben sich wohl diese Schwankungen. Aber einen exakteren Geschwindigkeitszusammenhang kann ich da selbst nicht schlüssig ableiten.“ Dafür Sprünge in die Vergangenheit. „So Ro“, ein Song in der norwegischen Heimatsprache, spaltet sich gewaltig. Ein Schlaflied soll es sein, dabei bersten düstere Klänge zwischen Gitarre, Bass und Rebekka Bakkens Stimme. „Als ich 18 war, habe ich diesen Song geschrieben“, erinnert sich Rebekka Bakken, „ich konnte nicht schlafen und dieses Gefühl, wach zu schlafen, wollte ich festhalten.“ Erst das Outro entlässt wieder in die restliche Platte, der Rebekka Bakken einen höheren Stellenwert zumisst als der ersten. „Natürlich ist das erste Album etwas Besonderes, aber dieses Mal konnte ich mich mehr auf meine Musik konzentrieren, weil ich die nötige Sicherheit hatte, was auf mich zukommt. Die Produktion des zweiten Albums hat eine Menge Energie freigesetzt und mir die Zuversicht gegeben, dass ich als Künstlerin weiter machen kann. Und eigentlich kann ich es kaum erwarten das dritte Album aufzunehmen.“ Also ging es bei „Is That You“ nicht darum, Bestätigung für den Erfolg zu erlangen, Zweifel auszuräumen oder größere Erwartungen zu erfüllen. „Überhaupt nicht“, fährt sie energisch dazwischen, „man muss aufhören über diese Sachen nachzudenken, sie haben nichts mit Musik zu tun. Trotz gewisser Ängste während des ersten Albums habe ich gewusst, dass ich es schaffen werde. Ich bin trotz aller zweiflerischen Gedanken zu meiner Musik zurückgekehrt und habe Routine im Umgang mit dieser Gedankenwelt gewonnen. Es muss auch so sein, denn diese Grübelei kostet zu viel Kraft, die anderweitig sinnvoller eingesetzt ist.“ Dass Rebekka Bakken bei „Is That You“ einen Prozess vollzogen hat, spürt man in jeder einzelnen Silbe. Auch, dass sie die Möglichkeiten zu lernen wahrnimmt. Und sich dabei nicht ausklammert. „Ich habe während dieser Platte viel über mich gelernt“, sinniert sie rückblickend und spezifiziert: „Ich habe gelernt, genau zu wissen, was ich möchte und die Fähigkeit verbessert, das dementsprechend zu kommunizieren, so dass ich daraus enormes Selbstvertrauen schöpfe.“ Selbstvertrauen, das sie an den Hörer transportiert, der die Songs als Vermittler verstehen kann. „Insbesondere textlich schreibe ich über Dinge, die mir widerfahren, die aber im besten Fall für den Hörer ebenso schon Wirklichkeit waren oder werden könnten“, ergänzt Rebekka Bakken. „Ich finde es einfach erfüllend, wenn sich Menschen in diesen Zeilen finden.“ Dafür benötigt man als Singer/Songwriter aber immer noch die Charaktereigenschaft, mutig, offenherzig und mitteilend zu sein. Die eigenen Gefühle hinaus zu komplimentieren und preiszugeben. Nicht das Einfachste. „Das stimmt“, weiß Rebekka Bakken zu berichten, „wenn man es geschafft hat frei und ohne größere Anstrengung diese Öffnung zu vollführen, kann man diesen Prozess genießen und als kleines Privileg empfinden. Mut braucht man definitiv, denn Mut bedeutet in meinen Augen in das Unbekannte vorzudringen. Und dahin drängt uns das Leben. Nicht an der Vergangenheit sollte man festhalten, an die Visionen sollte man glauben.“ Sven Ferchow |
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