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Steve Turre eröffnete mit seinem Two Trombone Quintet die Frühlings-Konzertreihe im Night Club des Münchner Hotels, in den er erstmals seit 13 Jahren wieder zurückkehrte.
Steve Turre ist in vielen Stilen zu Hause, er hat mit Ray Charles gespielt und ist durch die Schule von Art Blakeys Jazz Messengers gegangen, hat mit den Großen des Jazz und der Latin Music gearbeitet. Er hat mich schon immer an einen Zauberer erinnert, seit ich ihn zum ersten Mal mit Lester Bowie’s Brass Fantasy erlebte – mit seinen langen, zum Zopf geflochtenen schwarzen Haaren, dem akkurat gestutzten gepflegten Kinnbart unter dem vollen Gesicht, mit seinem verschmitzten Lächeln, dem scheinbar rätselnden Blick und dem großen roten Koffer. der die meiste Zeit ungeöffnet und geheimnisvoll auf der Bühne steht. Die Musik an diesem Abend aber barg kein Geheimnis. Bei der Besetzung mit zwei Posaunen hatte es der Erinnerung „For Jay and Kai“ natürlich nicht bedurft, um dieses klassische Posaunenduo des Bop herauf zu beschwören. Die beiden geschmeidig singenden Posaunen von Turre und Steve Davis waren ganz in den Dienst der Musik von Jay Jay Johnson, des Übervaters aller modernen Jazzposaunisten, gestellt, mit dem Turre noch persönlich gespielt hat. Ganz ohne Tricks und Mätzchen‘ aber auch ohne eigenständige Interpretation spielten die beiden virtuosen Bläser im Duo und als Solisten Stücke, die meist aus der Feder ihres Vorbildes stammten (darunter „Enigma“ und das so berühmte wie immer wieder ergreifende „Lament“ und „What is this thing called love“, arrangiert von J.J.) oder ihm gewidmet waren („One For Jay“). Dabei traten die Posaunisten aber auch kaum aus dessen Schatten heraus. gaben sich ganz dem Ideal seiner Spielweise hin. Heraus kam ein gepflegter Abend mit wunderschönen Posaunenklängen, dem der Schuss Originalität und Zauber abging, den man von Steve Turm hätte erwarten dürfen. Heldenverehrung allein ist bei einem Musiker seines Kalibers doch ein bisschen wenig – auch wenn sie noch so gelungen ist. Die drei Begleiter, Ronnie Mathews am Klavier, Gerald Cannon am Bass und Dion Parsons am Schlagzeug bildeten eine treibende Rhythmusgruppe, die ein massives Fundament legte, sich aber dabei auch zu sehr dem Konzept unterzuordnen hatte ohne eigene Ideen einbringen zu können. Dass sie mehr zu bieten gehabt hätten, blinkte in manchen Augenblicken mit reaktionsschnellen Antworten des Drummers auf musikalische Geistesblitze von Turre auf und war vor allem in der meisterhaften Bass-Intro Cannons zu „For Mr. Johnson“ zu hören. Schließlich fand Steve Turre doch noch zu sich selbst und öffnete seinen Zauberkoffer mit den „Sea Shells“. Als Muschelbläser stellte er in „Overdrive“ sein einmaliges Talent auf diesen Instrumenten heraus, auf Schneckenhäusern verschiedenster Größe und deshalb von unterschiedlichstem Klang. Auch wenn stupende Blastechnik und fliegender Wechsel zwischen den Muscheln viel Show und Artistik mit sich bringen, machte den Zauber dieser Einlage doch der originäre musikalische Gehalt aus. „New York im Bayerischen Hof“ bringt am 10. April Sängerin Janis Siegel von „Manhattan Transfer“ mit ihrem Quartett, am 21. Marc Ribot „Spiritual Unity“ feat. Henry Grimes, am 24. Mike Stern Quartet, am 1. Mai Gonzalo Rubalcaba „Cuban Quartet“, am 4. Bill Evans Sextet, am 5. Ethnic Heritage Ensemble und am 18. Richard Galiano New York Trio. Text/Foto: Godehard Lutz |
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