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Jazzzeitung
2005/04 ::: seite 16
rezensionen
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Nadine Cohodas: Queen – the life and music of Dinah Washington,
Pantheon Books New York, 559 Seiten
Ruth Lee Jones (geb.1924) begann ihre Karriere als Gospelsängerin.
1941 trat sie in einer Revue auf, 1942 zwei Monate vor ihrem 18. Geburtstag
heiratete sie zum ersten Mal (insgesamt brachte sie es bis zu ihrem
Tod mit 39 Jahren auf sieben Ehen).Ein halbes Jahr später hörte
sie Lionel Hampton und engagierte sie für seine Big Band. Und sie
bekam einen neuen Namen, der mehr hermachte: Dinah Washington(von wem,
lässt sich heute nicht mehr genau feststellen). Sie war auf dem
Weg nach oben. Später erhielt sie noch die Ehrentitel „Queen
of the Juke Boxes“ und „Queen of the Blues“. Ihre
eindringliche Stimme vergisst wohl keiner mehr, der sie öfters
gehört hat. Zeitweilig bestand ihr Begleittrio aus Wynton Kelly,
Keeter Betts und Jimmy Cobb; später saßen Junior Mance und
Joe Zawinul am Klavier. Warum wurde sie nicht so groß wie Ella
Fitzgerald oder Sarah Vaughan? Die Antwort liegt nicht nur in ihrem
(zu) bewegten Leben, sondern auch in ihrer Stimme, der bei Balladen
wie bei up tempi die nötige Flexibilität fehlte. Sie war eine
der größten Bluessängerinnen ihrer Zeit und die Autorin
hat ihr mit einer sehr umfangreichen, auf genauen Recherchen basierenden
Arbeit ein würdiges Denkmal gesetzt.
John Levy with Devra Hall: Men, Women and Girl Singers. My Life
as a Musician turned Manager, Beckham Publ. Group/USA, 327 Seiten
John Levy ist der ungewöhnliche Fall eines schwarzen Jazzmusikers,
der 1951 mit 39 Jahren plötzlich seinen Beruf aufgab und ein sehr
erfolgreicher Manager wurde. Dabei hatte er zuvor als Bassist bereits
etwa mit Pete Brown, Stuff Smith, Erroll Garner und vor allem mit dem
ersten George Shearing Quintett Aufnahmen gemacht und sogar ein Angebot
von Duke Ellington erhalten. Shearing wurde dann sein erster Klient;
später arbeitete er für Ramsey Lewis, Cannonball Adderly,
Ahmad Jamal, Wes Montgomery, Dakota Staton, Abbey Lincoln und Les McCann.
Am längsten war er mit Nancy Wilson und Joe Williams verbunden.
John Levy erzählt sein Leben auf eine sehr sympathische Art und
gibt dem Leser Einblicke in die Arbeit eines Managers, die man sonst
kaum bekommt. Seine Mitautorin (und Mitarbeiterin seit 1980) ist übrigens
die Tochter von Jim Hall.
Bob Thiele as told to Bob Golden: What a wonderful world a lifetime
of recordings, Oxford University Press, New York, 168 Seiten
Die Leidenschaft für den Jazz entwickelte sich bei Bob Thiele
(geb. 1922 in New York) wie bei so vielen von uns durch stundenlanges
Plattenhören. Aber dabei blieb es nicht. Mit 14 Jahren (!) hatte
er bei einer kleinen Radiostation eine wöchentliche Sendung von
15 Minuten; mit 17 Jahren gab er kurze Zeit mit einem Freund ein Magazin
namens „Jazz“ heraus; gleichzeitig startete er ein eigenes
Plattenlabel namens SIGNATURE, auf dem er 1943 (da war er 21) Coleman
Hawkins mit „The man I love“ herausbrachte (gilt inzwischen
als Klassiker). Damit war sein weiteres Leben vorgezeichnet: er arbeitete
nacheinander für Coral, Dot, Roulette, Impulse, ABC-Records, Flying
Dutchman und CBS und produzierte gute Musik sozusagen am laufenden Band.
Zu seinen Lieblingsalben, die unter seiner Regie entstanden, g ehört
„Louis Armstrong & Duke Ellington“, „A love supreme“
(Coltrane) und „Saxmen“ (David Murray). Er arbeitete mit
so unterschiedlichen Künstlern wie Buddy Holly, Erroll Garner,
Teresa Brewer (seit 1972 mit ihre verheiratet), Jack Kerouac, Quincy
Jones, Art Blakey, B.B. King, Charles Mingus, Frankie Laine, Judy Garland…
Seine große Liebe aber galt immer (wieder) dem Jazz. Er erzählt
nüchtern und nimmt kein Blatt vor den Mund.
Joe Viera |