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ganz, ganz selten, an wenigen Tagen im Jahr, da fühlt man sich in der Redaktion der Jazzzeitung wie ein Degustateur bei der Weinverkostung. Da entdeckt man beim Öffnen der CD-Päckchen einen guten Tropfen nach dem anderen und man will nichts anderes mehr als genießen und dann die entdeckten Schätze interpretieren, empfehlen und den Lesern zugute kommen lassen. Ich behaupte, der März 2005 wird in die großen Jahrgänge der CD-Releases eingehen.
Zuerst die Sängerinnen: Zwei Namen sind hier zu nennen, jede mit einem völlig anderen Bouquet, um in der Sprache des Weins zu bleiben, doch jede ausnahmslos großartig. Da ist zunächst das junge, wilde Gewächs: Erika Stucky ist eine Mischung aus US-amerikanischer Frechheit und europäisch-schweizerischer Kultur. Sie outet sich als Prinzessin auf der Erbse. Erbsen kullern sogar in der Jewel Box. Doch das ist Verpackung: Der Inhalt, ihre Cover-Versionen von Michael Jackson, Elvis Presley, aber auch ihre eigenen Werke, sind Genuss pur. Nächste Empfehlung: (gut gereift und durch die Wende nicht beschädigt) die ostdeutsche Jazz- und Bluesröhre Uschi Brüning. Ihre „Swinging Ballads“ im Team mit Ulrich Gumperts Hammond-Projekt gehen überzeugend ab. Ja, man muss sich einfach ihrem Swing hingeben. Big Bands und große Ensembles: Auch in dieser Kategorie ein Spitzenmonat. Die Dave Holland Big Band mit „Overtime“, Colin Towns und die NDR Big Band mit einer Zappa-Adaption und Pino Minafra und sein Sud Ensemble mit „Terronia“ wären hier zu nennen. Die eigentliche Kennerschaft zeigt sich in der kleinen Besetzung. Hier erst kann der Künstler zeigen, was er drauf hat. Und ob er was zu sagen hat. Die Empfehlung des Monats: Dino Saluzzi (acc) und Jon Christensen (dr), ein phänomenales Duo, erstmals gemeinsam im Studio. Noch ein Duo, ein weiterer Höhepunkt: Gianluigi Trovesi (cl) und Gianni Coscia (acc) mit Motiven aus der Weill Oper „Mahagony“. Einem Hörabend auf dem Sofa steht nichts mehr im Wege. Oder doch? Welchen Wein soll man denn nun dazu aufmachen? Andreas Kolb |
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