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Seit fast 50 Jahren verbreitet Abdullah Ibrahim seine Botschaft von Harmonie und Frieden in den Jazzclubs und Konzertsälen dieser Welt. Einst führendes Mitglied der südafrikanischen Anti-Appartheit-Bewegung, tritt der Komponist und Pianist bis heute für die Verständigung zwischen den Kulturen ein. Das je einzelne Konzert kann daher nur als Durchgangsstation seiner langen Reise für den Frieden zwischen den Kulturen verstanden werden. Die Wiederholung der ewig gleichen Melodien wird so zu einer Beschwörung. „Peace“ etwa, seine wichtigste Komposition, spielt er seit 1972 bei jeder Gelegenheit. Wenn er dann im Berliner Kammermusiksaal eine weitere Version der Hymne zu Gehör bringt, so schwingt auf ergreifende Weise die Intensität seiner jahrzehntelangen Auseinandersetzung mit dem Thema mit. Inzwischen ist Abdullah Ibrahim weise und abgeklärt geworden. Heilen soll seine Musik, nicht konfrontieren oder anprangern. In Berlin zeigte sich abermals, dass Abdullah Ibrahim ein Geschichtenerzähler ist. So wie Märchen endlos fortgesponnen werden können, fabulierte der Künstler zwischen afrikanischen Klängen, Blues, Jazz und Romantik. Im träumerischen Solo des ersten Sets ließ er die bekanntesten seiner Kompositionen auftauchen, darunter „The Wedding“ oder „The Perfumed Forest“. Seine Musik richtete sich ans Gefühl. Die intellektuelle Auseinandersetzung mit musikalischem Material ist seine Sache weniger. Abdullah Ibrahims Trio mit Belden Bullock am Bass und George Gray am Schlagzeug gestaltete das zweite Set. Mit dem Schlagzeuger arbeitet Abdullah Ibrahim bereits seit Jahren zusammen; er war auch an dem 1997 erschienen Album „Cape Town Flowers“ beteiligt. Als wahrhaft charismatischer Erzähler überließ sich Abdullah Ibrahim auch nach der Pause dem Fluss seines musikalischen Märchens. Den Begleitern blieb da nur die Möglichkeit, seinen Bildern weitere Farben hinzuzufügen; besonders George Gray bestach dabei durch Virtuosität und Klangvielfalt. Zauberhafte Klangintensitäten entstanden auf diese Weise. Im Klang verloren, schien Abdullah Ibrahim die Zeit vergessen zu haben. Nicht jedoch die Zuhörer, deren Schlussapplaus kurz und herzlich ausfiel. Nach dem dreistündigen Konzert wollten sie endlich nach Hause. Abdullah Ibrahim hingegen sollte bereits am nächsten Tag seine lange Reise fortsetzen, um in Düsseldorf wieder sein Herzblut in das Spiel um Frieden zu legen. Antje Rößler |
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