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Volker Kriegel: Erwin mit der Tröte, Eichborn Verlag. 64 Seiten, gebunden, durchgängig vierfarbig, ISBN 3-8218-3740-3, € 14,95 Künstlerische Doppelbegabungen sind gar nicht so selten. Gershwin oder Schönberg, viele waren auch Maler
(letzterer auch ein begabter Schreiner), und um die Essays von Alfred Brendel oder Glenn Gould genießen zu können,
muss man deren Klavier-Aufnahmen noch nicht einmal mögen. Auch Volker Kriegel ist so ein Glücksfall, noch
dazu einer, der für Kinder wie für Erwachsene gleichermaßen schreiben kann. Von jeher fährt Kriegel
eine Doppelstrategie als Jazzgitarrist, Zeichner und Autor, und in seinen glücklichsten Momenten führt er
seine vielen Begabungen zusammen. Seine neuste Schöpfung ist der musikalische Nasenbär Erwin mit der
Tröte. Kriegel weiß, was er tut. Die Geschichte der Annäherungsversuche zwischen Jazz und Klassik von Jacques Loussier bis Friedrich Gulda, den Schulstreit zwischen dem Jazzhistoriker Marsalis und Keith Jarrett hat er genauso scharfsinnig verfolgt und in Essays erhellend kommentiert wie die unsinnigen Lagerkriege zwischen Jazz und Rock in den 70ern und 80ern oder die Situation der Jazzproduktion und -Kritik in Deutschland. Erkennen muss man die vielen Anspielungen nicht. Der feine, liebenswürdige Witz der Zeichnungen, die skurrilen Figuren und die schwungvoll erzählte Geschichte machen das schön ausgestattete Buch für Kinder wie Erwachsene auch so zu einem kurzweiligen Vergnügen. Johannes Hirschler |
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