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William A. Shack: Harlem in Montmarte A Paris Jazz Story between the Great Wars, University of California Press, 212 Seiten, € 34,25 Immer mehr schwarze Musiker und Entertainer kamen nach 1918 aus den USA nach Paris und lebten hier. Sie hatten ihre
Clubs, in denen sie regelmäßig auftraten (in der Gegend um die Rue Chaptal am Montmarte, wo sich später
der Hot Club de France befand); es gab dort Geschäfte und Restaurants, wo sie einkauften und verkehrten (nur
erstaunlicherweise keine schwarze Kirche), und sie brachten den Jazz nach Paris, das sie so, zusammen mit den Musikern
um Django Reinhardt, Stephane Grappelli und anderen, zum Zentrum des Jazz in Europa machten, was es bis heute geblieben
ist. Hier fanden sie Sicherheit und Anerkennung, die ihnen in ihrer Heimat oft versagt blieb nicht nur
bei Publikum und Veranstaltern, sondern später auch bei offiziellen Stellen. Wo sonst in Europa gibt es Straßen,
die nach großen Jazzmusikern benannt sind (Rue Armstrong und Rue Bechet), und wo sonst erhielten bedeutende
Jazzmusiker staatliche Auszeichnungen (1989 etwa Dizzy Gillespie und Stan Getz). Stephanie Stein Crease: Gil Evans out of the cool: His life and music, A Cappella Books, Chicago, 384 Seiten, € 31,76 Das Arrangement ist die am meisten unterschätzte Komponente des Jazz. Dies ist wohl auch der Grund, weshalb
wir so lange auf dieses Buch warten mussten, die erste umfassende Biografie von Gil Evans, der zu den Großen
des Jazz gehört. Die Autorin versteht es hervorragend, uns den einzelgängerischen Pianisten, Arrangeur (vor
allem), Komponisten und Bandleader nahe zu bringen, den wir uns aber nicht als Misanthrop vorstellen dürfen.
Ganz im Gegenteil: er war witzig und oft auch recht unbekümmert. Ersteres beweisen unter anderem die Briefe,
die er während des Krieges als Soldat an Freunde schrieb, letzteres etwa die Tatsache, dass er seine berühmte
Wohnung in New Yorks 55. Straße (194648), die zum ständigen Treffpunkt von Musikern wie Gerry Mulligan,
George Russel, John Lewis, Charlie Parker und Miles Davis wurde, nie abschloss(!): I never knew who was going
to be there when I got home and I didnt care. (S. 128) Henry Mancini with Gene Lees: Did they mention the music? Cooper Square Publishers, New York, 255 Seiten, € 22,33 Einer der großen Film- und Fernsehkomponisten des 20. Jahrhunderts, mit nicht weniger als 70 Grammy-Nominierungen und 20 Grammies geehrt, dazu mit 4 Oscars, erzählt sein Leben, anschaulich und farbig fast ist man geneigt zu sagen: wie seine Musik. Schon mit elf Jahren (1935) wollte er Filmkomponist werden. Er lernte Flöte und Klavier, fing an, Arrangements auf Schallplatten zu studieren und nahm Arrangierunterricht in Pittsburgh bei Max Adkins (der auch der Lehrer Billy Strayhorns war). 1942 ging er an die Juilliard School of Music in New York. Dann wurde er Soldat, kam nach Europa und sah im KZ Mauthausen (bei Linz) Anfang 1945 die schrecklichen Folgen der Naziherrschaft aus nächster Nähe. 1946 kam er als Pianist zu Tex Beneke, der das Glenn Miller Orchestra übernommen hatte. 1947 verließ er die Band und arbeitete die folgende Zeit teils als Musiker, teils als Arrangeur. Schließlich landete er 1952 als Arrangeur und Komponist bei Universal Pictures in Hollywood der Anfang seines Weges zum Ruhm. Er amerikanisierte die Filmmusik, die zuvor stark von europäischer Symphonik geprägt war: handwerklich einwandfrei, aber atmosphärisch oft zu schwermütig und der Handlung unangemessen. Titel wie Peter Gunn, Breakfast at Tiffanys, Moon River und Days of wine and roses, um nur ein paar zu nennen, sind mit seinem Namen verbunden. 1962 veröffentlichte er Sounds and Scores mit drei Platten, ein Buch, in dem er seine Arrangiertechnik darlegte, die auch ungewöhnliche Instrumente wie Bassflöte und Celesta einschloss. Solche Arbeiten gab es noch kaum; ihr Studium brachte auch mir damals eine ganze Menge an Erkenntnissen. Eines soll nicht vergessen werden: Henry Mancini war bei allen, die ihn kannten, außerordentlich beliebt. Andy Williams (S. 237): He was one of the nicest men I have ever known, and he was funny, with a devious sense of humour. I really miss him. Joe Viera |
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