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Gianluigi Trovesi ist nicht der erste Komponist, der sich von Shakespeares Komödie Sommernachtstraum zur Schaffung einer Musik inspirieren ließ der Italiener ist aber der erste, der als Jazzer eine Midsummers Dream-Musik komponierte, die mit lächelndem Charme Renaissance- und Barockmusik, alte italienische Tänze, Jazz und Pop miteinander verbindet. Seit 2000, dem Erscheinungsjahr dieser Musik auf CD, sind die Live-Aufführungen des Trovesi-Ensembles von Round about a Midsummers Dream die Höhepunkte der europäischen Jazzfestivals die Dresdner konnten Ende Mai im Schauspielhaus anlässlich der Dresdner Musikfestspiele das klingende Zauberwerk bejubeln. Trovesi formierte ein Nonett aus Virtuosen, bestehend aus drei Trios, die sich in Stil und Funktion unterscheiden. Jedes dieser Trios steht für eine bestimmte Gruppe von Leuten in Shakespeares Komödie. Der königliche Hof von Theseus wird von einem Barock- und Renaissance-Trio aus zwei Violinen und einem Violoncello repräsentiert, die Gruppe der Handwerker durch ein folkloristisches Trio aus Knopfakkordeon (herausragend und weit mehr als lediglich Matinier-Ersatz Fausto Beccalossi!), Bass und Tamburin. Der Hof von Oberon schließlich ist durch ein Trio mit Bläsern, Gitarre, Schlagzeug und Elektronik vertreten. Und so wie in Shakespeares Stück die Schauspieler beginnen hier schon bald die Musiker-Gruppen ihre Rollen und Emotionen zu tauschen es entsteht eine musikalische Entdeckungsfahrt hinein in das Reich der Trugbilder, Verführungen und Träume. Angeregt durch einen Dialog im Stück, der den Bergamasker, einen Volkstanz aus der Gegend um Bergamo, Trovesis Heimat, zitiert, machen die neun Musiker erfinderischen Gebrauch von den alten italienischen Volkstänzen wie Follia, Villanella, Bergamasca und Canzonetta, in dem sie die Tänze mit Jazzimprovisationen und -harmonien, Renaissanceformen, Rockrhythmen und Sounds der zeitgenössischen ernsten Musik kombinieren. So wie der polymorphe Geist des Puck ein trollartiges Wesen, das Gut in Böse und Böse in Gut verwandeln kann in der Komödie springt hier die Musik von einem Trio zum andern, ist von ständigen Wechseln und Bedeutungen geprägt. In dreizehn Teilen bewegt sich Trovesi musikalisch rund um den Sommernachtstraum, manchmal beginnen die raffiniert arrangierten Parts mit konkreten historischen Kompositionen, die als Ausgangspunkt für thematische, rhythmische und harmonische Entwicklungen und gar völlige Verwandlungen dienen. Solche Startbonbons, die thematisch das Flair des jeweiligen Teils prägen, sind ein Tanz Andrea Falconieris, eines neapolitanischen Komponisten aus dem 17. Jahrhundert, ein Sommer-Fragment aus Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten und eine Canzonetta aus dem 16. Jahrhundert. Das Begeisternde der vorgestrigen Aufführung war jedoch nicht nur das Was, sondern gleichermaßen auch
das Wie. Transparent, hochsensibel, erzmusikantisch, humoristisch (Carlo Rizzos Gesang!) und immer sehr souverän
gingen die Musiker mit dieser polystilistischen Musik um. Ein denkwürdiges Konzert, für das es vierdientermaßen stehende Ovationen gab! Mathias Bäumel |
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