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Jazzzeitung

2010/05 ::: seite 6

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Inhalt 2010/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Dick Katz


TITEL - Gegensätze ziehen sich an
Newcomerin Mary Halvorson im Portrait


DOSSIER - Jazzfestivals
Gaume Jazz Festival // Jazzforum Budapest // Jazz-Festival in St. Moritz // Jazzfestival Saalfelden // Jazz Festival Willisau


Berichte

„Trio Elf“ mit neuer CD: „Elfland“ // 34. Leipziger Jazztage // Münchner Konzertreihe AllThatJazz@gasteig // > Vive le Jazz< 2010


Portraits

Aus der Welt des Bojan Z // Dave Brubeck wird 90 // Sängerin Jessica Gall // Yaron Herman // Kristina Kanders // Collectif LeBocal // Trombone Shorty


Jazz heute und Education
Der Jazz-Komponist Simon Scharf // Mediation im Kulturbereich // Dresdens Jazzclub Neue Tonne freut sich auf die Geburtstags-Saison Abgehört: Ein Solo für die Melodica: Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman
Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Immer fröhlich bleiben

Schon eine Legende: Trombone Shorty

Geht einer mit 24 schon als Legende durch? Wer sich in New Orleans umhört, wer die Zitate liest, in denen sich Superstars wie Lenny Kravitz über Troy Andrews alias „Trombone Shorty“ nicht mehr einkriegen, wer der euphorischen Presse traut, kann nicht anders als anzunehmen, dass der Sockel für ein steinernes Denkmal des Posaunisten, Sängers und Trompeters längst gefertigt wurde.

Foto: Ssirus W. Pakzad

Bild vergrößernFoto: Ssirus W. Pakzad

Auch Legenden brauchen ihre Anlaufzeit. Allerdings war selbst der sechsjährige Trombone Shorty in Treme, seinem unweit des Congo Square, der Geburtsstätte des Jazz gelegenen Viertels, schon so etwas wie eine kleine Berühmtheit. Seine Arme waren damals noch nicht mal lang genug, um alle Positionen der Zugposaune zu erreichen – aber den kleinen Mann kümmerte das nicht groß. Er führte schon seine eigene Band an und zog sonst mit allen erdenklichen Brass Ensembles durch die Straßen der Crescent City, der Halbmondstadt, wie New Orleans von seinen Einwohnern genannt wird. Später hat er die harte, aber lehrreiche Schule der Straße um ganz formellen Unterricht erweitert – am New Orleans Center For Creative Arts (NOCCA).

„ Ich bin froh, dass ich ein musikalischer Botschafter meiner Heimatstadt bin“, sagt der auf Fotos oft etwas machohaft wirkende Troy Andrews mit fast schüchternem Tonfall. Er hat seinem New Orleans in den schwersten Stunden, die die Metropole am Mississippi-Delta erleben musste, übrigens tatkräftig unter die Arme gegriffen. Als Katrina 2005 alle tiefer gelegenen Viertel der Stadt flutete und auch sein an einem Bayou befindliches Wohnhaus unter Wasser setzte, hat er an ungezählten Benefiz-Konzerten teilgenommen. Ein besonderes war das, das im wieder eröffneten Superdome, einem Sportstadion stattfand (in dem während des Sturms viele Menschen Unterschlupf fanden). Trombone Shorty stieg in der riesigen Arena bei U2 und Green Day ein. „Wenn sich Politiker schon nicht bewegen, müssen wir Musiker halt aktiv werden“

2010 hat New Orleans wieder was abgekriegt, in Form von Ölverseuchung durch die BP-Bohrinsel, die im Golf von Mexiko explodierte und unterging. Troy Andrews zählte zu den „Gulf Aid All-Stars“, die sich im Studio einfanden, um den Benefiz-Song „Ain´t My Fault“ aufzunehmen, einen vom Rapper und Schauspieler Mos Def extra für den Anlass umgetexteten und vorgetragenen New-Orleans-Klassiker. Lennie Kravitz hat bei dieser neuen Version des Stücks ebenso mitgemacht wie die Preservation Hall Jazz Band – und ein Zufallsgast, der Schauspieler Tim Robbins (Mystic River, Short Cuts, Hudsucker Proxy, Die Verurteilten). „Ich lernte ihn bei einem Jazzfestival kennen, und seither halten wir Kontakt. Am Tag der Aufnahme hing ich mit ihm ab und erzählte, dass Leute wie Lenny Kravitz dabei sein würden. Er kam dann tatsächlich zur Preservation Hall rüber geradelt, hat sich angehört, was wir so trieben und ist dann im Chor eingestiegen.“

Trotz des dauerhaften Engagements für seine gepeinigte Stadt versucht Trombone Shorty, der übrigens alles andere als kurz ist, die Katastrophen der jüngsten Zeit aus seiner eigenen Musik herauszuhalten. „Ich schreibe keine Songs über solche Themen. Ich verschwende keine Zeit damit, schlechte Erinnerungen wach- zurufen, denn es zieht einfach zu viel Energie. Musik ist eine Flucht vor solchen Ereignissen wie Katrina. Ich versuche immer fröhlich zu bleiben und nicht depressiv zu werden.“ Er trägt lieber das Lebensgefühl von New Orleans in die große, weite Welt. Auf seinem brodelnden, sehr unterhaltsamen Album „Backatown“ (Verve/Universal) hat er mit der eigenen Band und Gästen wie seinem einstigen Arbeitgeber Lenny Kravitz, sowie Allen Toussaint und Marc Broussard einen bunten, kraftstrotzenden Bastard kreiert, der viele musikalische Väter hat. Jazz, der typische New Orleans Brass-Sound, Rock, Funk und Hip Hop finden sich in der Promenadenmischung wieder. „Eine Musik wie Jazz bewegt sich nicht weiter, wenn sie sich nicht ständig auf andere Einflüsse einlässt. Musik sollte stilistische Grenzen nicht akzeptieren. Nimm nur mal Miles Davis. Der war bis an sein Lebensende immer offen für alles. Ich glaube, man verliert sogar sein Publikum, wenn man lange Zeit immer nur dasselbe macht. Wir schreiben das Jahr 2010, Mann. Das sollte sich auch in der Musik widerspiegeln.“

Text/Foto: Ssirus W. Pakzad

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