Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Der Festivalsommer ist vorbei. JazzZeitungs-Redakteure und -autoren waren live dabei und berichten von allerlei Gutem und Schönen, außerdem haben sie Festivalplaner interviewt: ein Dossier zum Informieren, Träumen und Planen für das Jahr 2011. Jahrelang hatten Kollegen von dem Paradies für den aktuellen Jazz in den Ardennen geschwärmt, und endlich war es da, das Gaume Jazz Festival in der Natur der belgischen Ardennen, unweit der luxemburgischen wie auch der französischen Grenze. Von schönem Land, wenig Menschen und Gebäuden, Friedhöfen und viel Vieh und Landwirtschaft ist das kleine Dorf Rossignol, zugleich Sitz der Jeunesses Musicales in Belgien, umgeben.
Ist man zunächst von den baulichen Gegebenheiten überrascht, zwei Bühnen im Gebäude, eine davon in einer Kirche, zwei Freiluftbühnen und eine im großen weißen Zelt und Geselligkeit an vielen Tischen und Stühlen auf der grünen Wiese, wo es auch Bier und Pommes gibt. Kinder laufen herum, junge Leute, Familien und ältere Menschen, die den Eindruck machen, als wären sie auch in Woodstock schon dabei gewesen. Und der Blick ins Programm ist vielversprechend und lässt so manches erwarten: an jedem der drei Tage mindestens zwei ganz junge Bands, die gute Musik machen, aber vor allem die Gleichaltrigen anziehen, die Eltern und Verwandten, die man höchstwahrscheinlich auf herkömmlichen Jazzfestivals nie antreffen wird. Von Freitag bis Sonntag gab es rund 40 Konzertsets auf den verschiedenen Bühnen, Samstag und Sonntag sogar von 15 Uhr bis Mitternacht. Dass es ab Samstag Abend ziemlich heftig und dauerhaft regnete, machte dem Festival gar nichts. Das Hören wurde allerdings manchmal ein bisschen schwierig, zum Beispiel mit den Talking Horns aus Köln auf einer Freiluftbühne im Platzregen, aber das Publikum und die Musiker hielten aus, ließen sich das jährliche besondere Ereignis nicht nehmen. Schon 2004 hatte Nod Knowles, Chef des Bath Festivals in England und Vorsitzender von EJN, in dem höchst informativen kleinen Buch über das Gaume Festival1 in seinem einleitenden „Poem for Gaume“ gesagt: „…The festivals I like best are those that have a unique style of programme and an individual atmosphere. (...) Gaume festival, in the charming country village of Rossignol, is one of my favourites. I always feel at home in the friendly atmosphere of the cluster of buildings, an open parkland in which it takes place. The audience always seems like a family mixture – young people, children and adults of all ages mix happily between the marquee and the indoor stages, enjoing a musical holiday weekend.“ Wie jedes Jahr ist die Handschrift von Jean-Pierre Bissot, dem verdienstvollen
Leiter des Festivals, unübersehbar, setzt immer einige besonderen
Akzente, die die Musik weiterbringen, sie in ihrer Aktualität belassen.
Natürlich waren der Gitarrist Philip Catherine und der Bassist Jean-Louis
Rassinforce, zwei der seit Jahren weltweit bekannten belgischen Musiker,
unverändert auf der Höhe ihres Könnens, Catherine als
Schluss- und Höhepunkt des Festivals mit einem Quartett unter dem
viel sagenden Namen „Gaume project“ unter anderem mit dem
bekannten Bassisten Philippe Aerts. Sehr überzeugend auch das Trio des französischen Bassisten Stéphane Kerecki unter anderem mit dem Saxophonisten Mathieu Donarier. Dass das Gaume Festival auch Mitglied im französischen Festivalverband AFIJMA (Association Des Festivals Innovants En Jazz Et Musiques Actuelles) ist, zeigte sich an den Beiträgen der beiden Migration-(Förderprojekte) Rétroviseur und Trio d’En Bas. Überschäumende Kraft und großes Theater, solche Projekte findet man in Europa selten, aber umso häufiger in Frankreich. Eine belgische Big Band, die Jazz Station Big Band unter der Leitung von Michel Paré, erinnerte an die Quellen des modernen Jazz aus dessen Heimatland Amerika. Louis Sclavis dagegen wagte einen Blick über das Mittelmeer und tat sich mit afrikanischen Musikern zusammen, so mit dem Oud Spieler Majid Bekkas und dem Balafon Spieler Aly Keita, zu einer sehr kreativen und schönen weltoffenen Kooperation. Ein Wochenend-Urlaub der besonderen Art, so erlebt man das Gaume Jazz Festival in der landschaftlich schönen und offensichtlich sehr kreativen Einsamkeit der belgischen Ardennen. Hans-Jürgen von Osterhausen 1 Gaume Jazz Festival – Reflets en images, photos de Robert Huysecom avec l’aimable participation de Christian Deblanc
|
|