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Die letzten Jahre hatte es immer wieder für Interesse und Staunen gesorgt, das Budapest Jazz Festival, das den Namen des Hauptsponsors MOL angenommen hat. Damit, also mit dem Ausscheiden des Sponsors, war es nun in diesem Jahr bei seiner achten Ausgabe, vorbei. Name und Spielorte wechselten. Jazzforum als Ausdruck eines lebendigen Podiums der Begegnung des ungarischen mit dem Jazz im übrigen Europa passt für das, was an drei Haupt-orten an insgesamt fünf Tagen geboten wurde. Schiff an der Donau und Zelt mit allen Frost-Konsequenzen gibt es nicht mehr. Nach der Eröffnung und dem Schlusskonzert in den Konzerträumen des Festival Theaters, im unmittelbaren Anschluss an das Ludwig Museum (für einen Kölner ein vertrauter Anblick!), fanden die großen Termine im Trafó House of Contemporary Art sowie im neuen Budapest Jazzclub statt, auch in dieser Reihenfolge an drei Tagen jeweils zwei Konzerte hintereinander an beiden Orten. Und daneben gab es natürlich die vielen kleinen Gaststätten, Pubs, Clubs et cetera, in denen insgesamt zwölf Ensembles jeweils ab 21.30 Uhr zu erleben waren. Den Auftakt im Festival Theater machte das Quartett mit Kálmán Oláh und Mátyás Szandai, die zu den exponierten besonderen Musikern Ungarns zählen, und das Modern Art Orchestra mit drei Gästen aus Ungarn, Spanien und Belgien, Joaquin Gómez und Javier Gavara. Damit gab es schon einen Hinweis auf das Konzept insgesamt, der Begegnung der bedeutenden ungarischen Jazzmusikern mit einigen Stars der aktuellen Musik aus den Niederlanden, Frankreich, Deutschland, Belgien, Spanien. An jedem Abend war der außergewöhnliche Cimbalon-Spieler Miklós Lukács präsent, maß sich mit seinem virtuosen Spiel an Ozone, dem französischen Trio mit dem auch schauspielerisch überschäumenden Saxophonisten Christophe Monniot, dem Schlagzeuger Joe Quitzke und dem ungarischen, in Paris lebenden Pianisten Emil Spanyi, dem Trio Braam-deJoode-Vatcher und Michael Schiefel mit Carsten Daerr am Piano. Alle drei Projekte waren herausragend in der Ideenfindung und in der packenden und kreativen Gestaltung. Aber das Cimbalon kam sehr unterschiedlich zur Geltung. Am beeindruckendsten zeigten sich Schiefel und Daerr. Aber auch andere Projekte beschäftigten sich mit dem Phänomen der Begegnung ganz unterschiedlicher Kultur. So trat der Ausnahme-Gitarrist Gabor Gado mit Mitgliedern von Määk‘s Spirit aus Belgien auf und drohte immer wieder in den Hintergrund zu geraten.
Ein schöner Ort, der Budapester Jazzclub, geschmackvoll eingerichtet und grundsätzlich renoviert, in der Museumsstrasse, also an ziemlich exponierter Stelle. Fielen die Vergleiche und Treffen sehr unterschiedlich aus, war dieses Treffen doch von einer seltenen Spannung und Aussagekraft für die aktuelle Musik in Europa unter dem Markenzeichen Jazz. Gratulieren kann man den Veranstaltern, dem Budapest Music Center mit dem neuen Programmeur Tamás Bognár, diesen Weg gegangen zu sein. Und sie setzten noch eins drauf und publizierten zum Festival mit ihrem Label BMC einige dieser Projekte als neue CD (Gondelled in the Sahara, BMC 179, mit Schiefel, Lukács und dem Kovács Quintet / „This is c’est la vie“ with Ozone, u.a. Monniot sowie Lukacs / Trio Braam de Joode Quintet BMC 179). Und im Schlusskonzert stellte das Klaviertrio ROOMS des Kölner Pianisten Hans Lüdemann (mit Sebastien Boisseau, Bass, und Dejan Terzic, Schlagzeug) ebenfalls ihre neue und erste gleichnamige CD vor (BMC 176). Das Publikum war begeistert über die farbenreichen Bilder, die das Trio entwickelte und etliche Aspekte der aktuellen Musik vorstellte. Ganz deutlich wurde in allen Beiträgen die große Vielfalt
des Jazz in Europa und gerade in Ungarn in seiner Nähe zu den eigenen
Musikwelten und -traditionen. Dass das Festival auch gut besucht war,
rundet seine Qualität noch einmal positiv ab.
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