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Jazzzeitung

2010/05  ::: seite 3-4

berichte

 

Inhalt 2010/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Dick Katz


TITEL - Gegensätze ziehen sich an
Newcomerin Mary Halvorson im Portrait


DOSSIER - Jazzfestivals
Gaume Jazz Festival // Jazzforum Budapest // Jazz-Festival in St. Moritz // Jazzfestival Saalfelden // Jazz Festival Willisau


Berichte

„Trio Elf“ mit neuer CD: „Elfland“ // 34. Leipziger Jazztage // Münchner Konzertreihe AllThatJazz@gasteig // > Vive le Jazz< 2010


Portraits

Aus der Welt des Bojan Z // Dave Brubeck wird 90 // Sängerin Jessica Gall // Yaron Herman // Kristina Kanders // Collectif LeBocal // Trombone Shorty


Jazz heute und Education
Der Jazz-Komponist Simon Scharf // Mediation im Kulturbereich // Dresdens Jazzclub Neue Tonne freut sich auf die Geburtstags-Saison Abgehört: Ein Solo für die Melodica: Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman
Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

14 Tage der Begegnung

> Vive le Jazz< 2010 – mit französischem Jazz am Rhein

Experimente wagen. Neues entdecken. Grenzen überschreiten. Drei Dimensionen, die zum Wesen des Jazz gehören und ihn lebendig erhalten. Und gleichzeitig drei Eckpunkte des Festivals >Vive le Jazz<, das schon zum dritten Mal die deutsch-französische Freundschaft im Jazz feierte.

Schon das Auftakt-Konzert des zwei Wochen langen Festivals war ein Paukenschlag: Daniel Humair, der zum Urgestein und den bis heute treibenden Kräften des französischen Jazz zählt, traf mit Bassist Jean-Paul Céléa im Trio auf den Ostberliner Ausnahmeposaunisten Conny Bauer. Eine Weltpremiere in dieser Form, obwohl die beiden zu den Schlüsselfiguren der Erfolgsgeschichte des europäischen Jazz gehören.

Zwanzig Jahre nach der Aufhebung der deutschen Teilung brachte >Vive Le Jazz< sie zusammen auf die Bühne des Institut Francais in Köln. Die Stadt am Rhein bietet seit langem die wichtigsten Berührungsflächen für deutsch-französische Begegnungen, dennoch fand das Festival 2010 erst zum dritten Mal statt. Ins Leben gerufen hat die Konzertreihe Hans-Jürgen von Osterhausen, der mit dem Verein „Jazz am Rhein“ und „Euro Jazz 21“ schon länger tragfähige Netzwerke für den Jazz in Europa knüpft. So präsentiert >Vive Le Jazz< nicht nur französische Musiker wie Hélène Labarrière und Emile Parisien mit ihren Quartetten, das Duo Louis Sclavis-Vincent Courtois in Deutschland, sondern regte auch einige internationale Zusammenarbeiten unter deutscher Beteiligung an, wie die Spezial-Ausgabe der Liaison Tonique der Pianistin Laia Genc mit Sebastien Boisseau (bass) und Daniel Casimir (posaune) oder den kompakten Vierer, den der Kölner Pianist Philip Zoubek mit seinem Trio und dem Pariser Klarinettisten Joris Ruhl entwickelte. Auch deutsche Bands wie Christina Fuchs’ „NoTango“ oder das Berlin-Kölner Trio „Kammer 21“ standen auf dem Programm, das innerhalb von 14 Tagen 15 Veranstaltungen mit 23 Konzerten, Film und einer Ausstellung des Fotografen Hyou Vielz „Les Musiciens Francais“ an insgesamt 6 Spielorten in Köln, Bonn, Düsseldorf und Aachen umfasste. >Vive Le Jazz< versteht sich auch als europäisches Schaufenster für den jungen deutschen Jazz. Mit Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen konnten nicht nur Musiker, sondern auch Festivalveranstalter und Journalisten aus Frankreich, Belgien und England eingeladen werden, einen Blick auf den aktuellen Stand des Jazz am Rhein zu werfen. Und der zeigte sich auf hohem Niveau – und dezidiert europäisch, zum Beispiel mit dem Trio des Kölners Hans Lüdemann mit Sebastien Boisseau und dem serbisch-deutsch-schweizerischen Schlagzeuger Dejan Terzic. Unter dem Titel „Rooms“ haben sie unlängst in Budapest ihr CD-Debüt aufgenommen, das Kölner Konzert weckte Appetit auf mehr live-Gastspiele der drei, die akustischen Wohlklang nahtlos mit der irritierenden Mikrotonalität von Lüdemanns „virtuellem Piano“ verbinden. Zuvor hatte der Grenobler Pianist Francois Raulin als Virtuose in der Solo-Tradition von Abdullah Ibrahim bis Keith Jarrett sein eigenes „Köln Concert“ gezaubert.

Ähnlich knisterte auch die Spannung bei Frank Gratkowskis Treffen mit dem Trio um den in Paris lebenden ungarischen Gitarristen Gábor Gadó, der barocke Komposition mit zeitgenössischer Improvisation verknüpft.

Das ist so wohltuend außer-gewöhnlich, wie (leider immer noch) das Festival >Vive Le Jazz< insgesamt.

Tobias Richtsteig

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