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Jazzzeitung

2010/05 ::: seite 5

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Inhalt 2010/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Dick Katz


TITEL - Gegensätze ziehen sich an
Newcomerin Mary Halvorson im Portrait


DOSSIER - Jazzfestivals
Gaume Jazz Festival // Jazzforum Budapest // Jazz-Festival in St. Moritz // Jazzfestival Saalfelden // Jazz Festival Willisau


Berichte

„Trio Elf“ mit neuer CD: „Elfland“ // 34. Leipziger Jazztage // Münchner Konzertreihe AllThatJazz@gasteig // > Vive le Jazz< 2010


Portraits

Aus der Welt des Bojan Z // Dave Brubeck wird 90 // Sängerin Jessica Gall // Yaron Herman // Kristina Kanders // Collectif LeBocal // Trombone Shorty


Jazz heute und Education
Der Jazz-Komponist Simon Scharf // Mediation im Kulturbereich // Dresdens Jazzclub Neue Tonne freut sich auf die Geburtstags-Saison Abgehört: Ein Solo für die Melodica: Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman
Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Kaninchen aus dem Hut

Yaron Herman zaubert – ein Interview

Der israelische Pianist Yaron Herman legt mit „Follow the white Rabbit“ nun sein Debüt bei ACT-Music vor und erschafft auf diesem Album, passend zum Titel, eine neue musikalische Welt „hinter den Spiegeln“ (die Anspielung zu Lewis Carrol ist gewollt): Genregrenzen spielen in seiner Musik ebensowenig eine Rolle wie standardisierte pianistische Ansätze. Seine ungewöhnliche musikalische Orientierung verdankt Herman einem ungewöhnlichen Lehrer, Opher Brayer …

JazzZeitung: Yaron, du warst der erste Jazzpianist, der in Peking in der „Verbotenen Stadt“ auftreten durfte. Was ist deine eindrucksvollste Erinnerung daran?
Yaron Herman: Dass ich der erste war, das habe ich erst später erfahren! Als Erfahrung war es überwältigend. Umgeben von dieser Historie und diesem Anblick zu sein, das war wie im Traum.

Bild vergrößernFoto: ACT/Arne Reimer

JazzZeitung: Aber du bist ja nicht schon immer Pianist. Deine erste Karriere war die eines Profibasketballers und endete abrupt, als du dich mit sechzehn am Knie verletzt hast. Erst danach hast du mit dem Klavierspiel begonnen.
Herman: Man muss einfach merken, wenn sich die eine Tür schließt, damit man sich eine andere öffnet! Man mag aber Hilfe brauchen, um rechtzeitig den Schlüssel zu finden. Am besten, man kennt jemand, der schon durch diese Tür gegangen ist. Allerdings, man muss erkennen, dass man gefangen ist, um ausbrechen zu wollen. Es ist die Frage, ob man sich seiner Situation immer entsprechend bewusst ist…

JazzZeitung: Als du deine Richtung gewechselt hast, gab es da eine Phase des Zweifels, vielleicht sogar der Angst?
Herman: Nein, ich hatte keine Angst. Ich war damals zu jung – und, um das Klischee voll zu machen, zu dumm – um Angst zu bekommen. Alles schien sich einfach zu ergeben.

JazzZeitung: Betrachtest du das Leben eines Musikers als Mission oder als Beruf?
Herman: Ich würde sagen, es kombiniert all die Vorteile einer Mission mit all den Nachteilen eines Berufs! (lacht)

JazzZeitung: Wenn du es mit einer professionellen Karriere im Sport vergleichst, wo gibt es Parallelen?
Herman: Der Leistungsgedanke, würde ich sagen! Wenn man auf die Bühne geht, ist man konzentriert und gibt alles. Hundert Prozent. Man versucht allerdings nicht, einen Gegner zu schlagen, sondern nur den Sieg über sich selbst zu erringen. Das spielt sich innen ab. Ich könnte jetzt auch die Disziplin anführen, die man braucht, die Vorbereitung, die Übung. Dass man, wenn man in einer Gruppe spielt, den Ball weitergibt. Dass man nicht versucht, immer selbst zu punkten. Dass man im Team arbeitet…

JazzZeitung: Dein Lehrmeister, Opher Brayer, hat er dir wirklichen Klavierunterricht erteilt? Oder hat er dir über seine Methoden „lediglich“ einen persönlichen Zugang zum Instrument eröffnet?
Herman: Opher war „sozusagen“ mein Klavierlehrer. Aber wir beschäftigten uns gar nicht mit dem Instrument, sondern damit, meine Kreativität bezüglich Musik und Improvisation zu entwickeln. Dafür hat er eine spezielle Methode erfunden, die auf Mathematik und Psychologie basiert. Alles, was mit Musik und dem Instrument zu tun hat, Klang, Spieltechnik, Einsatz der Pedale oder Musiktheorie, musste ich mir selbst beibringen. Vieles lernte ich durch Beobachtung anderer Pianisten. Aber es gibt auch ungeheuer viel klassische Literatur, die spannend und nützlich ist.

JazzZeitung: Dein neues Album trägt den Titel „Follow The White Rabbit“. Zufall, oder bewusste Anspielung auf Lewis Carrols „Alice im Wunderland“?
Herman: Kein Zufall! Ich war seit einer Weile auf der Suche nach einem Namen für die Platte gewesen. Der Titel kam auf den Vorschlag eines Freundes von mir, nachdem wir am Vorabend eines Konzerts einige der Stücke gespielt hatten. Er passt perfekt – wenn man das Album hört, merkt, wie sich die Musik öffnet, entwickelt und entfaltet, dann spürt man diesen „Fall in eine neue Welt“. Dazu gibt es ja auch einige überraschende Wendungen in der Musik …
JazzZeitung: Ein Stück ist eine Komposition der Band „Radiohead“. Hattest du etwas Jazziges darin bemerkt, das dich faszinierte?
Herman: Nein, was mich anzog, war, dass der Song so ganz und gar nicht jazzig ist! Radiohead mag eine der faszinierendsten aktuellen Bands überhaupt sein. Viele Jazzmusiker lieben ihre Musik und holen sich dort Anregungen. Und „No Surprises“ ist ein sagenhaftes Stück voll emotionaler Kraft. Letzteres ist mir sehr wichtig, wenn ich entscheide, ob ich einen Song spielen will.

Interview: Carina Prange

CD-Tipp

Yaron Herman: Follow The White Rabbitt“
ACT Music 9499-2
siehe auch Rezension S. 13!

www.yaron-herman.com

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