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Jazzzeitung

2010/05 ::: seite 9

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Inhalt 2010/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Dick Katz


TITEL - Gegensätze ziehen sich an
Newcomerin Mary Halvorson im Portrait


DOSSIER - Jazzfestivals
Gaume Jazz Festival // Jazzforum Budapest // Jazz-Festival in St. Moritz // Jazzfestival Saalfelden // Jazz Festival Willisau


Berichte

„Trio Elf“ mit neuer CD: „Elfland“ // 34. Leipziger Jazztage // Münchner Konzertreihe AllThatJazz@gasteig // > Vive le Jazz< 2010


Portraits

Aus der Welt des Bojan Z // Dave Brubeck wird 90 // Sängerin Jessica Gall // Yaron Herman // Kristina Kanders // Collectif LeBocal // Trombone Shorty


Jazz heute und Education
Der Jazz-Komponist Simon Scharf // Mediation im Kulturbereich // Dresdens Jazzclub Neue Tonne freut sich auf die Geburtstags-Saison Abgehört: Ein Solo für die Melodica: Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman
Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Stimme im Vordergrund

Ein Interview mit der Berliner Sängerin Jessica Gall

Wer sich in Berlins Szeneclubs rumtreibt, wird sie dort nicht treffen. Denn Jessica Gall ist Mutter zweier Kinder und vereint ihr Leben als Profi-Sängerin mit einem bodenständigen Alltag. Nach einer Babypause hat die gebürtige Berlinerin ihr Album „little big soul“ abgeschlossen. Dessen sinnlich-leichte Klänge verschmelzen Pop mit Country-Anleihen und lässigem Jazz.

JazzZeitung: Jessica, nennt Ihr Eure Musik Country-Jazz?
Jessica Gall: Das Album klingt wirklich ein wenig nach Country, weil wir Pedal Steel Guitar und Dobro verwenden. Das war aber gar nicht beabsichtigt; uns hat einfach die Farbe der Instrumente gefallen. Und nun wurde ich von einer Frauenzeitschrift sogar als „das deutsche Cowgirl“ bezeichnet.

Musikalische Einfälle passieren nicht nebenbei: Jessica Gall. Foto: Georg Roske

Bild vergrößernMusikalische Einfälle passieren nicht nebenbei: Jessica Gall. Foto: Georg Roske

JazzZeitung: Frauenzeitschriften schreiben auch nicht über jeden Jazzer. Setzt Ihr jetzt auf die kommerzielle Schiene?
Gall: Die Platte geht wirklich ein bisschen mehr in Richtung Pop. Unsere Songs sind eingängiger als früher; sie gehen leicht ins Ohr. Aber gleichzeitig sind sie auch so anspruchsvoll, dass man sie nicht als billige Popmusik abstempeln kann. Auf unserem Debüt haben wir Popsongs gecovert, um sie jazziger zu machen. Jetzt spielen wir eigene Stücke, die zwar immer noch viele Jazzelemente haben, insgesamt aber individueller und eigenständiger geworden sind.

JazzZeitung: Inwiefern?
Gall: Im Vordergrund stehen meine Stimme und sehr persönliche Texte. Dadurch entstanden Klangschichten, die eben schwierig einer Genre-Schublade zuzuordnen sind.

JazzZeitung: Seit wann gibt es Eure Band?
Gall: Den Pianisten Bene Aperdannier habe ich schon 1999 bei einem Band-Workshop kennen gelernt. Unmittelbar danach haben wir angefangen, miteinander im Duo zu arbeiten. Die anderen Musiker kamen nach und nach dazu, zuerst der Bassist Edward Maclean. Der Schlagzeuger Martell Beigang und der Gitarrist Jo Ambros sind seit etwa fünf Jahren dabei. Inzwischen haben wir aber einen neuen Gitarristen, Johannes Feige. Der ist auch ein guter Sänger und verstärkt den Background-Chor.

JazzZeitung: Wie gehst Du beim Songschreiben vor?
Gall: Melodien fallen mir leicht ein. Sie tauchen beim Duschen, Abwaschen oder Autofahren auf. Manchmal setze ich mich auch ans Klavier und spiele vor mich hin. Aus den besten Ideen schreiben mein Produzent Robert Matt, Bene Aperdannier und ich das Gerüst der Songs. Mit der Band gemeinsam arbeiten wir sie dann aus.

JazzZeitung: Und wie entstehen die Texte?
Gall: Die Musik existiert meist zuerst. Passende Texte zu finden, ist die größere Herausforderung für mich. Dazu brauche ich wirklich Ruhe und Zeit; das passiert nicht nebenbei. Für die neue Platte habe ich mit der Texterin Robin Meloy Goldsby zusammengearbeitet, die meine Gedanken in wunderbare Bilder und Worte gefasst hat.

JazzZeitung: Um welche Themen drehen sich die Songs?
Gall: Das ist eine große Palette persönlicher Erfahrungen, die von fröhlichen bis zu traurigen Momenten reicht. In „Beautiful Girls“ singe ich über eine langjährige Freundschaft. „The Moment When You Need Me“ erzählt wiederum davon, dass man oft in wichtigen Situationen für eben diese engsten Freunde nicht genug da sein kann. „I Love My Life“ nimmt auf augenzwinkernde Weise meinen Alltag als Mutter aufs Korn. Es ist sicher schwer, die Musik, Kinder und Haushalt unter einen Hut zu bringen. Manchmal steigt mir schon alles über den Kopf; und dann ärgere ich mich, dass ich nicht noch besser organisiert bin. Wenn ich zum Beispiel verschlafe und meine Tochter zu spät in den Kindergarten bringe, weil ich abends zu lange im Studio gearbeitet habe. Mein Mann ist aber zum Glück auch Musiker; er hat ja die beiden Alben produziert. Deshalb kann er mich bestens unterstützen.

JazzZeitung: Unter Deinen Vorfahren gab es auch schon etliche Musiker, nicht wahr?
Gall: Meine Oma war klassische Pianistin; mein Opa Sänger, aber er verlor im Krieg durch eine Mine sein Gehör. Mein Vater, ein Sänger und Pianist, ist mit seinen Kindertheater-Shows durch die ganze DDR gezogen und hat mich mitgenommen; da stand ich schon als Sechsjährige auf der Bühne. Und auch meine Mutter hat eine tolle Stimme.

JazzZeitung: Du spielst auch Saxophon. Warum nicht auf der Platte?
Gall: Alt-Saxophon habe ich schon in meiner ersten Band gespielt. Eher zufällig bin ich mal zum Singen ans Mikro gegangen. Erst nach und nach habe ich dem Gesang den Vorrang gegeben. Mit dem Saxophon fühle ich mich immer noch sehr wohl, nur fehlt mir dafür die Zeit. Das muss man ja täglich üben, weil sonst der Ansatz weg ist. Ich spiele gelegentlich bei Live-Auftritten, aber eigentlich genüge ich nicht meinen eigenen Ansprüchen.

JazzZeitung: Der originellste Song Eures Debüt-Albums war eine Jazzversion von „Hänschen Klein“. Warum habt Ihr die Schiene mit Volkslied-Bearbeitungen nicht weiter verfolgt?
Gall: Wir dachten in der Tat über ein komplettes Volkslied-Programm nach. Aber das haben wir dann aufgegeben, weil wir merkten, dass es nur wenige Volkslieder gibt, die so tiefgründig wie „Hänschen Klein“ sind.

Gespräch: Antje Rößler

CD-Tipp

Jessica Gall: little big soul
Herzog Records (Edelkultur)

Tourtermine

www.uk-promotion.de/musikthemen-coverdownload/jessica-gall/

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