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Jazzzeitung

2010/05 ::: seite 8

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Inhalt 2010/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Dick Katz


TITEL - Gegensätze ziehen sich an
Newcomerin Mary Halvorson im Portrait


DOSSIER - Jazzfestivals
Gaume Jazz Festival // Jazzforum Budapest // Jazz-Festival in St. Moritz // Jazzfestival Saalfelden // Jazz Festival Willisau


Berichte

„Trio Elf“ mit neuer CD: „Elfland“ // 34. Leipziger Jazztage // Münchner Konzertreihe AllThatJazz@gasteig // > Vive le Jazz< 2010


Portraits

Aus der Welt des Bojan Z // Dave Brubeck wird 90 // Sängerin Jessica Gall // Yaron Herman // Kristina Kanders // Collectif LeBocal // Trombone Shorty


Jazz heute und Education
Der Jazz-Komponist Simon Scharf // Mediation im Kulturbereich // Dresdens Jazzclub Neue Tonne freut sich auf die Geburtstags-Saison Abgehört: Ein Solo für die Melodica: Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman
Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

„Wir machen alles selbst“

Das Collectif LeBocal im Interview

Einen fulminanten Bühnenerfolg hatte das Collectif LeBocal bei der jazz-ahead! 2010 in Bremen, die 2011 vom 28. April bis 1. Mai stattfindet. Das dort servierte Zappa-Barbecue mit eigenen Zutaten aus dem Einmachglas (bocal) der 1998 gegründeten Big Band aus dem Grenzgebiet Savoyen (Schweiz–Frankreich) war ebenso delikat wie raffiniert. Ernie Odoom und Cyril Moulas sprachen mit Hans-Dieter Grünefeld über typische LeBocal-Rezepte.

JazzZeitung: Warum haben Sie sich für das Zappa-Projekt entschieden?
LeBocal: Nicht wir haben das Programm ausgewählt, sondern die Plattenfirma Harmonia Mundi hat uns den Auftrag dazu erteilt. Man wollte Zappa-Songs in Big-Band-Arrangements, und wir konnten sogar die Songs auswählen. Dieser Vorschlag hat uns natürlich gefallen und wir haben ihn angenommen.
Wir haben diesen Songs nicht einfach ein neues Kostüm gegeben, wir haben sie in gewisser Hinsicht re-komponiert. Damit haben wir eine große Fangemeinde mobilisiert, denn unsere Interpretationen haben Furore gemacht. Wir waren sogar bei der Zappanale in Bad Doberan. Einerseits hatte dieser Auftrag Vorteile für uns, weil wir populär wurden, andererseits wollen wir nicht nur mit Zappa-Arrangements identifiziert werden, sondern unsere eigenen Sachen entwickeln.

Zappa-Barbecue mit allem: LeBocal 2010. Foto: JC Hernandez/jazzahead!

Bild vergrößernZappa-Barbecue mit allem: LeBocal 2010. Foto: JC Hernandez/jazzahead!

JazzZeitung: Hatte dieser Auftrag Einfluss darauf, wie Sie Ihre Originalkompositionen gestalten?
LeBocal: Ja, wir haben unsere Einstellung zu Klängen und Improvisation geändert, wir sind da freier geworden. Wir haben auch Hard-Rock- und Heavy-Metal-Sounds sowie Vokalartistik integriert.

JazzZeitung: Die Besetzung von LeBocal ist traditionell, nicht aber der Stil. Was ist der wesentliche Unterschied zu anderen Big Bands?
LeBocal: Unser Konzept ist zwischen Jazz und Rock und auch Avantgarde positioniert. Die Funktion der Instrumente ist unüblich. Unser Saxophonist Guillaume
Perret verwendet elektronische Effektgeräte, die Gitarre wird nicht so sehr im Jazz-, sondern im Rockidiom gespielt. Es kommt auf die Arrangements an, also nicht die Instrumente zu wechseln, sondern die Methoden und Möglichkeiten ihrer Kombination zu ändern. Wir machen alles selbst. Der jeweilige Komponist ist gleichzeitig Arrangeur. Nur das Zappa-Projekt ist anders, weil wir dafür ja bereits Material hatten, das wir nach unserem Gusto für LeBocal angepasst haben.

JazzZeitung: Ist jemand von Ihnen für ein bestimmtes Klangkonzept verantwortlich, also die originäre LeBocal-Sig-natur?
LeBocal: Das entscheiden wir von Fall zu Fall. Wir machen niemandem Vorschriften, jeder im Collectif kann die Musik so gestalten, wie er will. Doch bei den Proben hat jeder das Recht auf Kommentare oder Kritik. Dann kann es passieren, dass wir entweder das Arrangement oder sogar die Struktur verändern. Wir arbeiten dabei wie eine Rockband.

JazzZeitung: Ein offenbar wichtiges Element für LeBocal ist Unterhaltung im professionellen Sinn, etwa wenn Sie dirigieren.
LeBocal: Das hat etwas mit mir (Cyril Moulas) zu tun, denn ich mache komödiantische Intermezzi in anderen Bands und habe diese Gewohnheit zu LeBocal gebracht. Ernie Odoom und unser Tenorsaxophonist Guillaume Perret unterstützen mich dabei. Wir kennen uns schon seit unserer Kindheit. Da gibt es viel Übereinstimmung. Und weil wir an der Frontlinie sind, haben wir eine besondere Beziehung zum Publikum.

JazzZeitung: Solche Showsequenzen müssen doch vereinbart werden, oder geschehen sie spontan?
LeBocal: Bei den Proben verabreden wir schon, welche Parts dirigiert werden sollen. Das ist keine Theaterfarce, sondern die Musik braucht diese Aktion. Unser Jazz ist seriös. Einige Big Bands werden permanent dirigiert. Wir machen das nur punktuell, wenn für Passagen ein striktes Tempo erforderlich ist. Außerdem gibt es unorthodoxe Improvisationen, die einen gewissen Spaßfaktor haben. Aber wir wollen keine Spaßband sein, auch wenn Humor für uns essenziell ist und sich aus der Musik entwickeln kann. Man sollte beim Jazz ruhig lachen dürfen, ist gut für das Publikum.

JazzZeitung: Showelemente haben auch den Vorteil, dass Jazz aus einem artistischen Kokon herauskommt, dadurch kommunikativer wird. Ist Ihre Musik deshalb nicht allzu kompliziert?
LeBocal: Wir sind keine Stars, sondern normale Musiker mit der Mentalität einer Rockband. Genau diese Attitüde fehlt im Jazz der Gegenwart. Vor 40, 50 Jahren gab es noch Intentionen, das Publikum zu unterhalten. Heute sind die Menschen oft gelangweilt von den vielen Soli und abstrakten Ideen. Ja, Jazz sollte wie bei Basie und Ellington kommunikativer sein.

JazzZeitung: Was ist die Zukunft für Sie?
LeBocal: Wir möchten zeitgenössische Musik komponieren. Vieles hängt von den Finanzen ab, ob wir Touren und Gigs organisieren und CDs produzieren können. Im Moment sind wir glücklich.

Hans-Dieter Grünefeld

Gesprächspartner:
Ernie Odoom (ts, ss, voc)& Cyril Moulas (g)

www.lebocal.com
www.ppa-plus.com

CD-Tipps

Lebocal: Ego
BeeJazz 013
www.abeillemusique.com

Lebocal: „Oh No!... Just Another Frank Zappa Memorial Barbecue
Le Chant du Monde CDM 035 (Harmonia Mundi)

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