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Der Pianist Richard Aaron Katz wuchs während der Wirtschaftskrise
auf, von der sehr seine Familie allerdings kaum betroffen war. Sein Vater,
der als Kind arm war und sich nach oben gearbeitet hatte, leitete eine
erfolgreiche Werbeangentur. Dicks Bruder, der Schallplatten sammelte,
führte ihn an den Jazz heran. Es war der „Roseland Shuffle“,
eine Platte von Count Basie, die sein Leben verändern sollte. Wie
gut er später mit Basie-Musikern harmonieren sollte, zeigen spätere
Aufnahmen mit Basieiten. 1942 trat er der Navy bei und kämpfte in Spanien. 1946 wurde er in New York professioneller Musiker. Während er für die Werbeagentur seines Vaters arbeitete, studierte er an der Manhattan School of Music, wo John Lewis, der spätere Leiter des MJQ sein Mitschüler war. Neben Fats Waller bewunderte der junge Dick Katz vor allem die Swing-Pianisten Teddy Wilson und Jess Stacy. Nach dem Abschluss seines Studiums bei der Manhattan School Of Music besuchte er New Yorks weltbekanntes Konservatorium, die Juilliard School, um im Sommer 1950 bei Teddy Wilson zu lernen, über den Katz sagte: „Die Hauptsache neben der Technik, war sein enormer Geschmack. Er coachte mich in melodischer Logik, bei der eine Note in logischer Weise zur nächsten führte. Er war ein würdevoller, gebildeter Mann.“ Die Arbeit bei Tony Scott 1952 bis 1954 führte Dick Katz dann weiter in das A und O praktischen Musizierens ein. 1954 bis 1956 gehörte Dick Katz zur wichtigen Gruppe der Posaunisten Jay Jay Johnson und Kai Winding. Danach schloß sich Dick Katz den Jazz Prophets des Trompeters Kenny Dorham an. Mitte der 50er Jahre wurde Dick Katz Hauspianist im legendären New Yorker Café Bohemia. Er fand sich dort mit dem Bassisten Oscar Pettiford und dem Drummer Kenny Clarke zu einem Trio zusammen, das bald prominente Gäste begleitete. Von 1956 bis 1959 war Dick Katz Solopianist im Music Inn zu Lennox Massachusetts. Doch er hätte sich ins Aus bugsiert, wenn er nicht weiterhin stark in der New Yorker Szene präsent gewesen wäre – etwa als Pianist und musikalischer Leiter von Oscar Pettifords Birdland Band. Obwohl Katz z.B. schon mit Sonny Rollins aufnahmen gemacht hatte, sichert ihm wohl erst Benny Carters „Further Definitions“ von 1961 den bleibenden Nachruhm, wohl täglich irgendwo auf der Welt von einem Jazzfan gehört zu werden. In den 60er-Jahren gründete Dick Katz übrigens zusammen mit Orrin Keepnews, einem Produzenten, der durch Riverside Records, weltberühmt wurde, das Label Milestone, das so berühmten Musikern wie Lee Konitz, Jim Hall und Sonny Rollins eine Heimstätte bot. Keepnews kümmerte sich um das Geschäftliche und Katz um das eigentliche Produzieren. In den 60er- und 70er-Jahren spielte Dick Katz häufig mit Lee Konitz und Roy Eldridge. Das scheinen entgegengesetzte Welten zu sein, doch es spricht für die Vielseitigkeit dieses Musikers, der den Swing der Alten und die Experimentierfreude der Neuen gepachtet hatte, dass er zu beiden gut passte. Ab den 80er-Jahren arbeitete Dick Katz mit dem von John Lewis geleiteten American Jazz Orchestra und dann mit der Big Band von Loren Schoenberg. Ab den 80er-Jahren unterrichtete er auch, an der New School, an der Manhattan School of Music und schließlich bei Jazz at Lincoln Center. Marcus A. Woelfle |
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