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Jazzzeitung

2010/05  ::: seite 4

jazzlexikom

 

Inhalt 2010/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Dick Katz


TITEL - Gegensätze ziehen sich an
Newcomerin Mary Halvorson im Portrait


DOSSIER - Jazzfestivals
Gaume Jazz Festival // Jazzforum Budapest // Jazz-Festival in St. Moritz // Jazzfestival Saalfelden // Jazz Festival Willisau


Berichte

„Trio Elf“ mit neuer CD: „Elfland“ // 34. Leipziger Jazztage // Münchner Konzertreihe AllThatJazz@gasteig // > Vive le Jazz< 2010


Portraits

Aus der Welt des Bojan Z // Dave Brubeck wird 90 // Sängerin Jessica Gall // Yaron Herman // Kristina Kanders // Collectif LeBocal // Trombone Shorty


Jazz heute und Education
Der Jazz-Komponist Simon Scharf // Mediation im Kulturbereich // Dresdens Jazzclub Neue Tonne freut sich auf die Geburtstags-Saison Abgehört: Ein Solo für die Melodica: Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman
Larry Goldings: (I‘m Your) Jellyman

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Dick Katz

13. März 1924 Baltimore, Maryland bis 13. November 2009 New York

Der Pianist Richard Aaron Katz wuchs während der Wirtschaftskrise auf, von der sehr seine Familie allerdings kaum betroffen war. Sein Vater, der als Kind arm war und sich nach oben gearbeitet hatte, leitete eine erfolgreiche Werbeangentur. Dicks Bruder, der Schallplatten sammelte, führte ihn an den Jazz heran. Es war der „Roseland Shuffle“, eine Platte von Count Basie, die sein Leben verändern sollte. Wie gut er später mit Basie-Musikern harmonieren sollte, zeigen spätere Aufnahmen mit Basieiten.
Für das Klavier entschied sich der junge Dick Katz wegen des bewunderten Fats Waller. Er erkannte aber bald, dass es seine physischen Fähigkeiten überschritten hätte, Stride-Piano zu spielen. Katz begriff, dass man dazu fast ein Athlet sein muss, Kraft mit Akuraretesse verbinden und sehr viel üben. Dick Katz spielte als Teenager in lokalen Clubs bevor er die Universität von North Carolina besuchte, um Musik zu studieren.

1942 trat er der Navy bei und kämpfte in Spanien. 1946 wurde er in New York professioneller Musiker. Während er für die Werbeagentur seines Vaters arbeitete, studierte er an der Manhattan School of Music, wo John Lewis, der spätere Leiter des MJQ sein Mitschüler war. Neben Fats Waller bewunderte der junge Dick Katz vor allem die Swing-Pianisten Teddy Wilson und Jess Stacy. Nach dem Abschluss seines Studiums bei der Manhattan School Of Music besuchte er New Yorks weltbekanntes Konservatorium, die Juilliard School, um im Sommer 1950 bei Teddy Wilson zu lernen, über den Katz sagte: „Die Hauptsache neben der Technik, war sein enormer Geschmack. Er coachte mich in melodischer Logik, bei der eine Note in logischer Weise zur nächsten führte. Er war ein würdevoller, gebildeter Mann.“ Die Arbeit bei Tony Scott 1952 bis 1954 führte Dick Katz dann weiter in das A und O praktischen Musizierens ein. 1954 bis 1956 gehörte Dick Katz zur wichtigen Gruppe der Posaunisten Jay Jay Johnson und Kai Winding. Danach schloß sich Dick Katz den Jazz Prophets des Trompeters Kenny Dorham an. Mitte der 50er Jahre wurde Dick Katz Hauspianist im legendären New Yorker Café Bohemia. Er fand sich dort mit dem Bassisten Oscar Pettiford und dem Drummer Kenny Clarke zu einem Trio zusammen, das bald prominente Gäste begleitete. Von 1956 bis 1959 war Dick Katz Solopianist im Music Inn zu Lennox Massachusetts. Doch er hätte sich ins Aus bugsiert, wenn er nicht weiterhin stark in der New Yorker Szene präsent gewesen wäre – etwa als Pianist und musikalischer Leiter von Oscar Pettifords Birdland Band. Obwohl Katz z.B. schon mit Sonny Rollins aufnahmen gemacht hatte, sichert ihm wohl erst Benny Carters „Further Definitions“ von 1961 den bleibenden Nachruhm, wohl täglich irgendwo auf der Welt von einem Jazzfan gehört zu werden. In den 60er-Jahren gründete Dick Katz übrigens zusammen mit Orrin Keepnews, einem Produzenten, der durch Riverside Records, weltberühmt wurde, das Label Milestone, das so berühmten Musikern wie Lee Konitz, Jim Hall und Sonny Rollins eine Heimstätte bot. Keepnews kümmerte sich um das Geschäftliche und Katz um das eigentliche Produzieren. In den 60er- und 70er-Jahren spielte Dick Katz häufig mit Lee Konitz und Roy Eldridge. Das scheinen entgegengesetzte Welten zu sein, doch es spricht für die Vielseitigkeit dieses Musikers, der den Swing der Alten und die Experimentierfreude der Neuen gepachtet hatte, dass er zu beiden gut passte. Ab den 80er-Jahren arbeitete Dick Katz mit dem von John Lewis geleiteten American Jazz Orchestra und dann mit der Big Band von Loren Schoenberg.

Ab den 80er-Jahren unterrichtete er auch, an der New School, an der Manhattan School of Music und schließlich bei Jazz at Lincoln Center.

Marcus A. Woelfle

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