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Als im Jahr 2002 vier Studenten des Münchner Richard-Strauss-Konservatoriums (heute HfMT München) nach einem Namen für die Band suchten, mit der sie beim Wettbewerb „Jugend jazzt“ antreten wollten, waren die Nachrichten gerade voll vom Ausbruch des Ätna auf Sizilien. Ein Vulkan mit seiner eruptiven Kraft und Dynamik erschien den Musikern als passendes Synonym für eine Jazzband. Quasi aus dem Stand gewann ETNA den Wettbewerb und tourte die nächsten Jahre über mit dem Material ihrer selbst produzierten CD „Tauwetter“ durch deutsche Clubs. Anfang Oktober ist nun ihre Debüt-CD „waiting for the sun“ beim GLM-Label Edition Collage erschienen. Jörg Lichtinger hat für die Jazzzeitung mit Andrea Hermenau (piano, vocals) und Vlado Grizelj (guitars) von ETNA gesprochen. Jazzzeitung: Vlado Grizelj, wenn über ETNA geschrieben wird, taucht schnell das Wort „Balkan“ auf, wegen Ihrer bosnischen Wurzeln. Ist das wirklich solch ein tragendes Element in ihrer Musik? Vlado Grizelj: Naja, unsere Musik ist nicht vordergründig „Balkan“ im Sinne von Ethno-Musik. Es finden sich vielmehr ganz verschiedene Einflüsse auf dieser CD wieder, mehr als auf unserer letzten, und genau das wollten wir haben. Natürlich hört man beim Titelsong „waiting for the sun“ Anklänge der Musik meiner Heimat, Andreas Stück „Sunce“ hat zudem einen serbo-kroatischen Text, aber es gibt eben auch ein Funk-Stück und einige andere Sachen auf der CD. Das spiegelt nur das breite Spektrum an Einflüssen wider, das bei uns von Anfang an da war. Andrea Hermenau: Es gibt immer auch einen gewissen ETNA-touch in unserer Musik. Selbst wenn es Funk ist, klingt es eben immer nach uns. Jazzzeitung: Was macht denn den ETNA-touch aus? Hermenau: Ich glaube, die Tatsache, dass wir schon so lange zusammen spielen und die Art, wie das eigene Spiel von den Mitmusikern aufgenommen wird. Es ist immer ein ganz anderes Gefühl, mit ETNA zu spielen, als mit anderen Bands. Keinem von uns ist wahrscheinlich richtig bewusst, woran das liegt, aber man spürt es. Jazzzeitung: Man könnte bei einer Band, die sich nach einem Vulkan nennt, vermuten, dass sie nach einem sehr freien Konzept handelt, das vor allem der Improvisation und der spontanen Energie viel Raum gibt. Stimmt das? Hermenau: Eigentlich nicht, unsere Musik ist
im Gegenteil sehr durcharrangiert und komplex und die improvisatorische
Energie findet da statt, wo die
Kompositionen ihr Raum geben. Ich finde das eigentlich sehr schön,
weil dadurch beim Spielen sehr viele Details möglich sind, die wir
sonst nicht so genau ausarbeiten könnten. Jazzzeitung: Ihr habt seit diesem Jahr einen ersten Line-up-Wechsel zu verzeichnen, da Schlagzeuger Manuel da Coll die Band nach sechs Jahren verlassen hat. Hat sein Nachfolger Tobias Weber es schwer in einer so eingespielten Band? Hermenau: Im Gegenteil, er hatte sogar einen fulminanten Einstand, als er im letzten Jahr bei einem Gig im Giesinger Bahnhof eingesprungen ist und ich ihm erst am Mittag die Noten bringen konnte. Am Abend hat er dann wirklich toll gespielt und wir waren alle sehr begeistert von ihm. Jazzzeitung: ... ein kleiner ETNA-Nebenausbruch gewissermaßen ... Hermenau: ... Ja, sozusagen ... Nach unserer CD-Aufnahme, auf der noch Manuel zu hören ist, hat sich dann abgezeichnet, dass er wegen anderer Verpflichtungen nicht mehr länger würde weitermachen können. Da war uns schnell klar, dass Tobi das übernehmen sollte. Grizelj: Und er hat unsere Musik bereits ziemlich stark beeinflusst. Das hat uns seitdem noch mal einen ziemlichen Schub gegeben. Jörg Lichtinger
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