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Am 2. Oktober starb mein langjähriger Freund, der Saxofonist Dieter Seelow. 1965 lernten wir uns kennen, bei einer Bandcompetition, damals auch noch „Kapellenwettstreit“ genannt. Seine „Dieter Seelow Soul Group” spielte um den ersten Platz gegen meine damalige Beat-Band „The DYNAMITES“, in der ich als 17-Jähriger noch Leadsänger (!) und Solo-Gitarrist war. Trotz der von vielen erwarteten Konkurrenz hatten wir sofort einen Draht zueinander. Der zehn Jahre Ältere faszinierte mich, denn er war absolut „hip”!
Meistens trug er eine Hose, bei der ein Bein rot und das andere grün war. Auch seine Schuhe mussten verschiedenfarbig sein. Dazu noch dutzende, silberne Armreifen, deren Zahl sich regelmäßig erhöhte ... Unsere gemeinsame Liebe gehörte der damals populären Soul-Musik und er als Jazzmusiker und ich als Beatmusiker fanden mit Joe Zawinuls Welthit „Mercy Mercy Mercy“ unsere perfekte Fusion-Nummer. Den Wettbewerb gewannen zwar die Dynamites, aber Dieter gewann mich später als Bassisten. Ab 1969 spielte ich in seiner Band, 1970 nahmen wir – noch im Quartett mit Peter Mayer am Piano und Hans Haug am Schlagzeug – die erste LP „Mr.Dynamite“ auf. (Heute übrigens wieder veröffentlicht auf Sonorama und wird von einem Kritiker so beschrieben: „Hochexplosiver, funky Jazzrock aus Stuttgart, aufgenommen 1970. Auf der Suche nach dem heiligen Gral des Jazzrock ist das verdiente Label Sonorama ausgerechnet in Deutschland fündig geworden. Aufgenommen im legendären Stuttgarter Jankowski Studio erschien 1970 in kleiner Auflage Mr. Dynamite, das einzige Album der leider nur sehr kurzlebigen Seelow & Mayer Formation. Mit seiner pulsierenden Mischung aus Soul, Funk, Hard Bop und Latino-Rhythmen avancierte es in Rare-Groove-Kreisen bald zum gesuchten Sammlerstück, für das bis heute astronomische Preise bezahlt werden.“) Ab 1971 spielten wir im Trio als „SEELOW“ mit wechselnden
Schlagzeugern wie Fred Braceful und Lala Kovacev und wurden zu Mit-Erfindern
eines neuen Musikstils, der als Jazz-Rock in den folgenden Jahren zu
weltweitem Mainstream werden sollte. „Das SeelowTrio aus Stuttgart demonstrierte virtuose, spontane Musik in einer begeisternden Intensität. Diese Gruppe gehört zum Besten, was die deutsche Szene gegenwärtig zu bieten hat.“ Und nach einem Auftritt beim Ost-West Festival:„ Auf der Höhe der Zeit waren eigentlich nur die Seelow-Leute!“ Nach einem mehrtägigen, erfolgreichen Engagement im legendären Münchner Jazzclub „DOMICILE“ Anfang 1972 folgte im Sommer die Trennung. Klaus Doldinger engagierte mich für seine neue PASSPORT-Besetzung und der weltweite Erfolg dieser Band ließ mir keine Zeit mehr für andere Projekte. Aber auch Dieter machte weiter, stellte eine neue, größere Band zusammen, in der zum Beispiel ein junger, höchst talentierter Bassist namens Thomas Stabenow seine ersten professionellen Schritte unternahm. Seine hervorragende aktuelle Band mit Oli Rubow am Schlagzeug, Uli Lutz am Piano und Benno Richter am Bass veröffentlichte vor kurzem die CD „No. One”. Seit 1990 war Dieter Seelow musikalischer Leiter der Schorndorfer-Gitarren-Tage und engagierte mich für diese Festivalreihe als Dozent. Seit dieser Zeit ergaben sich auch immer wieder gemeinsame Konzerte und zumindest einmal im Jahr haben wir das irdische Publikum mit seinem „Mercy Mercy Mercy“ beglückt. Ich bin sicher, die himmlischen Jazz-Scharen sind jetzt dran – mit Joe Zawinul am Piano natürlich! Schuld daran, Dein Wolfgang PS: Eigentlich wollten wir am 9.Dezember seinen siebzigsten Geburtstag
feiern. Nun gibt es am
Sonntag, den 13. Dezember ein
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