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Michel Petrucciani & H.N. ØPedersen Der kleine, zerbrechliche große Mann des Jazzpianos, Michel Petrucciani,
ist seit mittlerweile zehn Jahren tot. Seitdem vermissen wir ihn und
sein stets humorvoll geprägtes, hoch virtuoses Klavierspiel. Das
Label Dreyfus hat einen wundervollen Livemitschnitt aus dem Copenhagener
Jazzhouse ausgegraben, der 1994 professionell aufgenommen, nun erstmals
auf einer Doppel-CD veröffentlicht wird. Dabei handelt es sich nicht
um Geschäftemacherei, sondern dokumentiert einen unvergesslichen
Abend, der glücklicherweise mitgeschnitten wurde. Auf musikalisch
höchstem Niveau entwickelt der mittlerweile leider ebenfalls verstorbene
Niels Henning Ørsted Pedersen mit Michel Petrucciani eine Duo-Power,
wie man sie selten zu hören bekommt. Als einziger, kleiner Kritikpunkt
sei hier angemerkt, dass die Songauswahl bis auf „Future Child“,
ein kurzes Stück von N.H. Ø. Pedersen, lediglich Standards
umfasst – angesichts der brillanten Eigenkompositionen von Petrucciani
zwar schade, aber von diesen grandiosen Musikern gespielte Standards
sind trotz allem vollster Hörgenuss. Zusätzlich hat Dreyfus übrigens
den Klassiker „Flamingo“ mit Stephane Grappelli neu gemastert
und um drei bis dato unveröffentlichte Bonus Stücke ergänzt.
Ebenso hat Petruccianis CD „Trio in Tokyo“ zum 10. Jubiläum
ein 24bit Mastering erfahren und einen Bonustake spendiert bekommen.
Damit haben Petrucciani Fans neben den beiden Reissues endlich wieder
einmal etwas Neues zu hören, das klanglich wie inhaltlich allerhöchsten
Ansprüchen gerecht wird. Angelika Niescier Angelika Niescier ist nach eigenem Bekunden unheilbar vom „Coltrane-Virus
befallen. Auf diesem Nährboden paart die in Stettin geborene und
in Köln lebende Saxofonistin und Komponistin den Geist modaler Improvisation
mit ihrer ganz individuellen Ausprägung kompositorischer Raffinesse. „Sublim“ heißt
ihr fabelhaftes, 2002 von der Folkwang-Absolventin gegründetes Quartett.
Alle Beteiligten sind mannigfaltig in Projekten, Stilrichtungen und Genres
unterwegs. Entsprechend scheint jeder Ton auf dem neuen, schlicht „Sublim
3“ betitelten Album von einem weiten Horizont durchdrungen. Trickreich
formuliert Angelika Niescier ihre Themen, die trotz mutiger Komplexität
mit viel plakativem Wiedererkennungswert strahlen. Höchst treffsicher
blitzen immer wieder einschlägige Coltrane-Harmoniefolgen – und
auf Alt- sowie phasenweise Sopransaxofon breitet Angelika Niescier eine
unerschöpfliche Fülle von atemberaubend rasanten Linien, virtuosen
Kadenzen, osteuropäisch angehauchter Melodik und massigen Klangflächen
aus. Die Band kann in dieser, oft episch weitgespannten Variabilität
konsequent mitgehen – vor allem Pianist Florian Weber bietet dem
quirligen Temperament der Bandleaderin gehörig Paroli in ausgiebigen
eigenen Soloparts, derweil Sebastian Räther am Bass und Schlagzeuger
Christoph Hillmann das rhytmische Feuer auf Höchstlevel halten.
Die Einbeziehung des französischen Oud-Spielers Mehdi Haddab symbolisiert
zudem die imaginäre wie tatsächliche Reiselust der Bandmitglieder. Youn Sun Nah Studenten aus ostasiatischen Ländern sieht man häufig in den
Klassik-Fachbereichen deutscher Musikhochschulen. Aber eine koreanische
Jazzsängerin gilt noch immer als exotisch. Youn Sun Nah stammt aus
Seoul, debütierte im Musical-Fach und lebt heute in Paris. Die 39-Jährige
hält ihre Karriere in Frankreich und Korea gleichzeitig am Laufen. „Voyage“ ist
Youn Sun Nahs Debüt auf dem deutschen Plattenmarkt, eine sanfte
Mischung aus Rock, Pop und Jazz. Vier Songs hat die Sängerin selbst
geschrieben; hinzu kommen Coverversionen von Nat King Cole bis zu Tom
Waits. Youn Sun Nah studierte erst Französische Literatur, merkte
dann aber, dass sie singen wollte. Ihr Bühnendebüt war ausgerechnet
eine Hauptrolle in der koreanischen Version des Berlin-Musicals „Linie
1“. Als die Nachwuchssängerin beschloss, in Frankreich Jazz
zu studieren, war das ein Sprung ins kalte Wasser – zuhause hatte
sie wenig Jazz kennen gelernt; der ist in Korea nicht sehr verbreitet.
In Paris angekommen, stürzte sich Youn Sun Nah mit asiatischer Gründlichkeit
in die Arbeit: Zu Anfang belegte sie vier musikalische Ausbildungsgänge
gleichzeitig. Die neue Platte klingt nun weder nach Frankreich noch nach
Korea, sondern hat ein entspanntes skandinavisches Flair. Das liegt nicht
nur an Youn Sun Nahs ruhiger, natürlicher Altstimme, sondern auch
an den beteiligten Musikern, allen voran zwei Schweden: dem Gitarristen
Ulf Wakenius und Lars Danielsson am Bass. Außerdem sind der dezente
Perkussionist Xavier Desandre-Navarre und die sanften Trompetenklänge
von Mathias Eick zu hören. Nils Wogram’s Lush Nicht die Nachricht an sich, sondern die Attraktivität ihrer Verpackung
macht sie interessant oder zu „Pretty Good News“ und gibt
ihr erwünschten Unterhaltungswert. Zur Vorbereitung auf die Show
hat Nils Wogram einen entspannten Vamp im ungeraden Metrum komponiert,
dann: Schnitt, und ein parodistischer Hörfilm im Hollywood-Stil
beginnt. Maliziöse Ansagen, den Sender nicht zu wechseln und Versprechungen
von Sensationen sind als Klanggeräusche in ein vehement swingendes
Posaunensolo mit multiphonics eingestreut. Medienkommerz wird von „lush“ (üppig)
sprießendem Jazz überlagert. Dessen Lebensenergie findet immer
ihren Weg, etwa aus einer von Simone Vollenweider somnambul gesungenen
Nachtballade „Into the Warmth“, wo ein Latinrhythmus die
elegant improvisierten Posaunen-Linien von Nils Wogram begleitet. Dieses
Schema haben die meisten Songs des Albums – einem lyrisches Intro
mit intensivem Vokalpart im Duo mit den sehr expressiven Klavierfantasien
von Colin Vallon folgt eine ausgedehnte Instrumentalexkursion, oft ins
Gebiet neu gemischter Rock- und Elektropatterns. Stimme und Ensemble
werden so für „Thinking Of You“ als Stereo-Echos gekoppelt
oder per Hall in „Unveiled Depths“ geführt, um sie dann
polyrhythmisch aufzuladen. Gute Vibrationen kommen rüber. Erfahrungen
aus Jazzrock-Experimenten der 1970er und das Wissen über zeitgemäße
Arrangements hat Nils Wogram zu einem feinen Programm für Connaisseurs
gemacht, die sich gern an neuen Mustern mit Wiedererkennungseffekt delektieren. Jens Bunge Es ist immer wieder erfreulich, ein Album eines Mundharmonika spielenden
Jazzsolisten zu hören, ist dieses Instrument in dieser Gattung doch
immer noch eine relative Seltenheit. Die Vergleiche mit Toots Thielemans
in den Begleittexten der Labels sind von daher mit Vorsicht zu genießen,
da sie teilweise deswegen vorkommen, weil es kaum einen anderen der Allgemeinheit
bekannten Vertreter dieses Instruments im Jazz gibt. Nichts desto trotz
ist Jens Bunge ein hörenswerter Arrangeur und Interpret. Ein Aufenthalt
in Shanghai im Jahr 2004 weckte in ihm den Wunsch, eine Platte mit lokalen
Musikern einzuspielen, was vier Jahre später dann auch zu Stande
kam. Bei den auf „Shanghai Blue“ vorhandenen Tracks handelt
es sich größtenteils um beliebte Chinesische oder Süd-Ost-Asiatische
Volkslieder beziehungsweise Popsongs, aber in swingenden Arrangements
von Bunge. Im Endeffekt klingt die Platte jedoch, von den Lyrics natürlich
abgesehen, sehr wenig exotisch. Das mag einerseits enttäuschen,
andererseits sollte man dabei auch Bunges Bemühungen, Klischees
zu vermeiden (außer in der Grafik des Booklets), begrüßen.
Entstanden ist eine sehr sanfte, wohlgesinnte und gut gelaunte Platte,
ohne bahnbrechenden Inhalt aber mit hervorragenden Guest-Instrumentalisten
aus der Shanghaier Szene bestückt, was für Neugierige sicher
Grund genug sein sollte, die Platte zu erwerben. Baby Bonk Von der Inflation der Bindestrich-Stile fühlt man sich oft verwirrt.
Weil Martin Klingeberg (tp, Tenorhorn, electronics, voc), Kalle Kalima
(g, voc) und Michael Griener (dr, voc) mit ihrem Trio von so vielen Rampen
aus den Bereichen Jazz, Pop und Worldmusic starten, haben sie ihr Konzept
kurz Bonk genannt. Was unter anderem bedeutet, etwas (physisch) so zu
treffen, dass dadurch ein Widerhall oder auch eine Zuckung entsteht.
Nun, die Bonk-Songs zucken sehr frech im gedämpften Trompetenriff
beim „Baby Rock“, der eigentlich ein schneller Ska ist und
sich oft unmittelbar aggressiv dreht. Nichts geht auf diesem Album geradeaus,
denn das Baby „is gonna bonk and jazz you“, singt Martin
Klingeberg. Zur Slam poetry passt anarchischer Heavy HipHop mit Wah-Wah-Effekten, „You
Know What?“ Und plötzlich denkt man an die Beach Boys zum „Dessert”,
aber die eleganten Surfbewegungen werden despektierlich von elektrifizierenden
Mäander-Improvisationen unterbrochen, so dass man schließlich
beim „Last Christmas” landet, eine verkaterte Ballade. Sogar
an Thelonius Monk wird „Depressed” mit Tenorhorn erinnert,
doch sein Signum, kantige Themen, wird hier zum schlaksigen Blues mit
nörgeligem Gitarrensolo moduliert. Bonk basiert eben auf der Freiheit,
Comedy-Gesang und stilistischen Trampolinsprüngen in den Jazzsoli
durch überdrehte Chuzpe neue Spielregeln zu geben. Priscilla Ahn Priscilla Ahn singt, spielt Gitarre und komponiert. Ihr Debüt-Album „A
Good Day“ hat die 24-Jährige mit ebenso eingängigen wie
originellen Songs bestückt, die nach Pop, Rock und Folk klingen.
Jazzig ist vor allem ihr Gesang. Acht der elf Titel hat das musikalische
Multi-Talent selbst geschrieben: duftig dahinschwebende Stücke aus
simplen Akkorden, die durch Mundharmonika-Einsprengsel ein sanftes Dylan-Flair
bekommen. Den Kern der Musik bildet ein Trio, das neben Priscilla Ahn
aus dem Schlagzeuger Joey Waronker und Gus Seyffert an Bass und Gitarre
besteht. Die Sängerin greift nicht nur zu Gitarre und Mundharmonika,
sondern betätigt auch Klavier, Cembalo, Ukulele, Zither und Glockenspiel – allesamt
Instrumente, die sie sich autodidaktisch beigebracht hat. Im Vordergrund
steht gleichwohl ihre Stimme, die sie häufig mittels Loop-Maschine
vervielfältigt, sodass entrückt wirkende, prächtige Vokalgebirge
entstehen. Overdubs mit skurrilen Sounds umkleiden die Songs; Gastmusiker
verfeinern die Klangfarbenpalette. Zum Beispiel der Pianist Larry Goldings
oder Ursula Knudsun mit ihrer singenden Säge, deren heller Ton durch
das Anschlagen mit einem Klöppel oder das Streichen mit einem Bogen
hervorgerufen wird. Priscilla Ahn lebt in Los Angeles, hat aber koreanische
Vorfahren. Vielleicht liegt es ja an einem gewissen ostasiatischen Understatement,
dass – bei aller Farbenpracht – dem Album eine schlichte
Eleganz innewohnt. Heather Greene Zerzauste Haare und ein lasziver Schlafzimmerblick auf dem Frontfoto
ihres Albums weisen schon darauf hin, was „Sweet Otherwise” für
Heather Greene bedeutet. Ihre Songs ereignen sich in gedimmter Atmosphäre.
Karg, doch effektiv sind die Arrangements, wenn sich aus zwei aufsteigenden
Wurlitzer-Akkorden eine aparte Melodie erhebt und sie ruft: „Hey,
Wait”. Ja, warten sollte man schon, denn diese Songs fächern
sich langsam im flachen Spannungsbogen zu kleinen poetischen Geschichten.
Spektakuläre Soli von Bernie Reilly & Brad Craig (g), Gerald
Menke (steel g), Dennis Martin (keyb), Mark Rapp (tp) und Mino Gori (dr)
haben da keinen Platz, sodass der Puls niedrig bleibt. Doch gerade diese
Zurückhaltung und das helle Timbre der zentralen Stimme von Heather
Greene sind sympathisch, wirken mit Vibraphon-Tupfern wie gut duftendes
Parfüm, wenn „Moon Hangs Fire” oder ein sanftes Jazzgitarrenriff
zu “Come And Play” einlädt. In „Space” allerdings
gibt es schwüle Erotik, die aufgeregt pulsierend sogar zu „Get
Up And Go” auffordert. Wirkliche Krisen finden aber nicht statt,
sondern Heather Greene schwenkt gerne mit Bossa Nova-Charme zu „Come
And Play”, stellt bei geschmirgeltem Reggae doch wieder die Frage: „Why
Don’t You Say Yes?” Mit Einflüssen aus Jazz, Folk, Pop
und Latin entwirft Heather Greene ein individuelles Songambiente und
erzählt singend von (fiktiven) Beziehungserlebnissen zwischen Club
und Bett. Christy Doran`s New Bag Polit-ironisches Statement oder musik
ethnologische Forschungsarbeit? „Green, Red & Brown“ deckt
am deutlichsten auf, dass Christy Doran bei aller Verwurzelung im Jazz
und Rock der vergangenen Jahrzehnte ein Suchender geblieben ist. Zwar
hat auch das entspannteste Stück der inzwischen sechsten Produktion
seines Langzeitprojekts „New Bag“ eindeutig europäische
Verästelungen, aber mit leisem Lachen zeigt der ethnomusikalische
Zauberstab immer wieder nach Afrika. Polyrhythmik, verzwickte Metrik,
mächtige Grooves, ein streckenweise halsbrecher- Renaud García-Fons Er ist Katalane und spielt den Kontrabass – aber Renaud García
Fons ist alles andere als ein normaler Jazz-Bassist! Er übertrug
Bogentechniken aus Indien oder Arabien auf dieses größte Streichinstrument,
dem er eine fünfte Saite hinzufügte. Die Virtuosität und
glühende Ausdruckskraft seines Spiels sind auch auf seinem mittlerweile
neunten Album - wie gewohnt - über alles erhaben! Der Titel „La
línea del sur“ ist hier Programm, denn die Reise geht in
leuchtende und zuweilen leidenschaftliche Sphären des mediterranen
Kosmos. Als generöser wie unbestechlicher Bandleader behält
Renaud García-Fons hier alle Fäden in der Hand. Um Flamenco
geht es, auf dem viele der 11 Stücke sehr direkt und gleichzeitig
schwelgerisch-melodiös aufbauen. Sängerin Esperanza Fernández
besingt zuweilen mit weich strahlendem Timbre das Leben, die Liebe und
die Freude. Und es poltern auch die Stakkati, welche Pascal Rollando
auf dem Cajon, dem traditionellen, kastenförmigen Schlaginstrument
des Flamenco erzeugt. Dazu verbreitet das glasklare Akkordeonspiel von
David Venitucci sein strahlendes Musette-Flair – ja, auf dem Weg
nach Andalusien kann man auch durch die Provence fahren! In ausgesuchteren
Momenten ergreift der Meister selbst das solistische Wort: atemberaubend
schraubt es sich bis in höchste Flagoletts hinauf, und der Ton scheint
manchmal vor ergreifend bebender Spannung regelrecht zu bersten! Künstlerisch
bestechend sind auch die Schwarzweißfotos im Booklet. Peter Fulda Über den Begriff des Jazz und seine Erweiterung
ist trefflich zu streiten. Gute Musik ist jedoch gottlob nicht abhängig
von Schubladen. Einer, der zwischen den Welten wandern kann, ohne in
irgendeiner Weise zu verwischen
oder zu verwässern, ist der Fürther Komponist und improvisierende
Musiker Peter Fulda, studierter Jazz- und klassischer Pianist. Sein elfter
Werkzyklus auf der nunmehr achten CD unter eigenem Namen widmet sich
dem Sujet des Rituals. Dabei geht es weniger um ritualisierte Musik als
um musikalische Reflexion, die in so dunklen wie warmen Farben aus der
Idee des Rituals als „geronnener Geschichte“ schöpft,
welche zugleich den Übergang in neue Sphären begleitet. Rituale
sind im besten Sinn des Wortes Zeichen der Transzendenz, des Überschreitens
von Gegebenem hin auf Neues, Umfassendes. Ganz gegen jedwedes Vorurteil:
Nichts für Schubladen, nichts für Grenzposten. Gemeinsam mit
Roland Neffe, vib, Dirk Mündelein, g, Henning Sieverts, b, und Bill
Elgart, dr, macht sich Peter Fulda auf den Weg in ein vielgestaltiges
Universum musikalischen Reichtums, dessen Landschaften ausgelotet und
weit über bekannte Gefilde hinaus durchschritten werden. Bei allen
Kontrasten, aller Intensität und zuweilen pittoresken Vielfalt,
bei allem Wechsel und Wandel bleibt die individuelle Handschrift des
Komponisten stets erkennbar, bieten die „5scapes“ und „8rituals“ zugleich
einen überaus bemerkenswerten Beitrag dazu, wie eng sich Jazz und
Neue Musik im Tanz der Elemente zu umschlingen vermögen. Chick Corea & John
McLaughlin Jazzgeschichte geschrieben hat Chick Corea mit der Formation „Return
to forever“ und John McLaughlin mit seinem Mahavishnu Orchestra.
Gemeinsam waren sie Ende der 60er Jahre Mitglieder der Miles Davis Band,
und es sollten fast vierzig Jahre vergehen, bis die beiden seelenverwandten
Musiker mit der „Five Piece Band“ endlich ein gemeinsames
Bandprojekt auf die Beine stellen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen,
nun liegt das lang ersehnte Ergebnis in Form einer Live-DoCD vor und
kann musikalisch auf höchstem Niveau überzeugen. Kein alter
Wein in neuen Schläuchen! Für das Repertoire wurden sowohl
von Corea als auch von McLaughlin neue Kompositionen beigesteuert (eben
Five Pieces?!). Lunapark Jüngeren wird es nur mehr wenig sagen. In die Jahre gekommene Jazzfans
dagegen erinnern sich sicher noch bestens an „Return to forever“,
eine frühe Band von Chick Corea mit einem wunderbar leichten federnden
Jazzrocksound, und an den Flötisten Jeremy Steig. Mit seinem dritten
Album „Upright Acoustic“ knüpft Gerhard Graml mit seiner
Band „Lunapark“ an ebendiese Vorbilder an. Lunapark verbindet
akustischen Jazz und elektronische Klanglandschaften mit formalen und
harmonischen Strukturen europäischer Musik. Schwingende Saiten – Graml
(b, comp, arr, kb) und Anne Seufert (p) – treffen auf schwingende
Schaltkreise – Leon Gruenbaum (kb, melodica, samchillian tip tip
tip cheeee- David Benoit & Various
Artists Seit 1965 Charlie Brown, Snoopy und Co. in bewegten Bildern über
die Fernsehschirme zu flimmern begannen, gehört die „Peanuts“-Musik
auf kongeniale Weise dazu und begeistert bis heute. Es war der amerikanische
Jazzpianist und -komponist Vince Guaraldi, der von Anfang an den richtigen
Ton voller Verve traf, sozusagen die „Peanuts-Jazz“-Tradition
begründete und diese prägte wie kein anderer. Bis zu seinem
frühen Tod im Jahre 1976 schuf er so unvergessliche Stücke
wie „You’re in Love, Charlie Brown“ oder „Linus
and Lucy“. Diese dürfen demnach auf einer Retrospektive zu
mehr als vier Jahrzehnten „Jazz for Peanuts“ nicht fehlen
und bilden die perfekte Umrahmung für acht weitere Titel, die im
Laufe der Zeit von namhaften Musikern und Komponisten wie David Benoit,
Dave Brubeck, Wynton Marsalis, Dave Grusin und anderen für die Comics
geschaffen und eingespielt worden sind. Wie aus einem Guss kommt die
Zusammenstellung David Benoits daher, der Guaraldi im „Peanuts“-Team
als „musikalischer Direktor“ nachgefolgt war und sich dabei
als Idealbesetzung und weiterer Glücksfall erwiesen hat. Dies beweist
Benoit bei seiner hier vorgelegten Neueinspielung einiger Guaraldi-Stücke
(in Triobesetzung mit Piano, Drums & Bass) ebenso wie bei seinen
eigenen Kompositionen. Allen Interpretationen und Werken ist der leichte,
humorvolle, harmonische und gleichzeitig kunstvolle und hochwertige „Peanuts-Style“ gemeinsam.
Damit ist eine rundherum stimmige Retrospektive gelungen.
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