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Sie sind ein Kind der 70er-Jahre: Schlagzeugkessel aus Acryl sorgten seinerzeit für klangliche und nicht zuletzt optische Akzente. Trotz Ölkrise konnte sich der transparente Kunststoff als Alternative zum konventionellen Holzkessel etablieren, ein junger Hersteller wie Fibes setzte fast ausschließlich auf den neuen Werkstoff, etablierte Firmen wie Ludwig und Sonor rundeten ihr Sortiment ebenfalls mit Acryl-Drums ab. Und mit Billy Cobham gab es sogar einen prominenten Endorser, der den knackigen und dennoch resonanten Klang derartiger Trommeln weltweit propagierte. Die Mode änderte sich jedoch gegen Anfang der Achtzigerjahre, dicke, und vor allem lange Holzkessel waren plötzlich en vogue, sehr trockene Schlagzeugsounds galten als Gebot der Stunde. Und manch Unwissender bezeichnete die hochwertigen Acryl-Trommeln gar als Plastikspielzeug und optische Blender. Ein klassisches Fehlurteil, denn klanglich sind Acryl-Sets vielseitige Instrumente mit ausgeprägtem Charakter und großem Durchsetzungsvermögen. Jahrelang nur noch gebraucht erhältlich – zu überaus
stattlichen Preisen – sind Acryl-Drums seit kurzem wieder ein Thema:
Der Traditionshersteller Sonor aus Bad Berleburg bietet nach jahrelanger
Acryl-Abstinenz in seiner Designer-Serie nun auch X-Ray-Sets genannte
Acryltrommeln an. Kein ganz billiges Vergnügen, aber auf jeden Fall
ein klangliches Erlebnis. Gerade für Jazz und Fusion sind Acryl-Schlagzeuge
mit ihrem knackigen Anschlag besonders gut geeignet, und die ein wenig
schrille Retro-Optik nimmt man gerne mit. Auswüchse wie in den Siebzigerjahren
sind heute ja ohnehin nicht mehr zu befürchten: Damals bot US-Hersteller
Ludwig in seiner „Vistalite“-Serie Acryl-Trommeln an, die
von innen mittels fest installierter Lichterkette illuminiert werden konnten.
Uwe Schleifenbaum
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