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Die Herbstsaison von Halles gut besuchter Konzertreihe „Jazz in der Oper“ begann mit einem Paukenschlag. Oder besser: mit mehreren atemnehmenden Schlagzeugsolos, die meisterlich in ein spannendes Bandkonzept integriert waren. Veranstalter Steffen Wilde hatte gute Gründe, eingangs von einem Höhepunkt vor den an Höhepunkten reichen Leipziger Jazztagen zu sprechen. Er sollte Recht behalten, denn was „AZA“, das Quintett um Drummer Will Calhoun aus New York, entfaltete, war nicht weniger als eine Bestandsaufnahme der schwarzen Musik Amerikas am beginnenden 21. Jahrhundert. In der Generation nach Coltrane, Davis und Hendrix sind die Dinge in einem Fluss, der in diverse Richtungen fließt. Und der 42-jährige Calhoun ist genau der Richtige, in die neue Vielfalt ein bisschen Übersicht zu bringen.
Gerade ist seine aktuelle CD „Native Lands“ erschienen (Enja 9168-2), ein opulentes Opus, das wechselnde Besetzungen dem Ruf seiner Trommeln folgen lässt. Weil sich das facettenreiche Werk gelegentlich in seiner Vielfalt verläuft, durfte man gespannt sein, wie das Konzept auf der Bühne funktionieren würde. Etwa eine halbe Stunde lang war das Ergebnis weniger als die Summe seiner Teile. Fünf Individualisten mit unterschiedlichen Hintergründen mussten sich finden – und sie führten das konsequent vor. Dann setzte sich ihr Leader vorn am Bühnenrand nah ans zunehmend begeisterte Publikum, nichts weiter als eine nigerianische Udu-Drum auf dem Schoß und tupfte Muster, die von den anderen in einem großen Schwelgen ausgefüllt wurden. Von da an fädelten sich die Linien immer stimmiger ineinander. Ulrich Steinmetzger |
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