Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Sie bekennen sich bewusst zur Melodie, die Drei von Triosence. Die wilden Zeiten improvisierter Musik sind ihr Ding nicht, eher die romantischen Impulse, die in lyrisch-melancholischen Stimmungen liegen: „Die Essenz des Trios, das ist für mich die Klarheit und die Stärke der Melodien“, meint der in Köln lebende Pianist Bernhard Schüler (Jahrgang ’79) und setzt noch drauf: „Nichts verkopftes, keine krummen Takte und solche Sachen, sondern eingängige Musik mit Melodien, die man leicht ins Ohr bekommt und die auch singbar sind. Manchen Jazzpuristen mag das ein bisschen zu süßlich sein, da kann ich aber nichts dran ändern. Natürlich soll die Musik nicht trivial sein, das ist wohl auch eine Gratwanderung. Harmonisch sind manche Sachen schon fast poppig. Das ist aber gerade auch die Stärke dieses Trios, etwas, was sich kaum jemand traut: leichte Melodien zu schreiben. So erlebe ich es jedenfalls an den Hochschulen. Alle wollen’s immer möglichst kompliziert, vielleicht um damit zu beeindrucken. Das interessiert mich wirklich überhaupt nicht. Man muss auch mal den Mut zur einfachen Form aufbringen. Es geht natürlich nicht um Melodien, die aus zwei Tönen bestehen oder so, aber doch um eine Melodie, die schlüssig ist, die stark ist und die ans Herz geht. Das ist dann über alles erhaben. Das ist mein Ziel, Melodien zu finden, die schön sind und trotzdem nicht trivial. Das Feedback bei unseren Konzerten ist auch entsprechend: Unsere Musik kann alle Leute ansprechen, auch solche, die vielleicht mit Jazz nichts zu tun haben, sondern einfach nur Interesse an Musik mitbringen. Das ist sehr schön.“ Als Gewährsleute seines Triokonzepts nennt Bernhard Schüler Bill Evans und Keith Jarrett. Dessen Köln-Concert – samt Noten ein Geburtstagsgeschenk der großen Schwester – beeindruckte den damals 16-jährigen Klavier- und Saxophoneleven – was das angeht bezieht er sich wesentlich auf Jan Garbarek – so nachhaltig, dass er fortan sein musikalisches Wirken dem Jazzpiano widmete. „Away For A While“ (Mons Records MR 874 382), die zweite CD seines Trios mit Pascal Niggenkemper, b, und Stephan Emig, dr, wandelt auf seiner Suche nach der Essenz des Trios dann auch hörbar auf den Spuren des Idols, bezieht sich damit gleichzeitig und bewusst auf die durch Bill Evans ins Leben gesetzte Tradition eines Pianotrios, das sich als gleichgewichtige Partnerschaft dreier hierarchiefrei kommunizierender Musiker versteht, setzt andererseits vor Allem in den pastellfarbenen fluiden Klangfarben auch hörbar eigene Akzente, die wie der wohlige Nachhall eines rundum gelungenen Tages jene kleinen Geschichten Revue passieren lassen, die dem Leben die Würze geben. Eine Stärke des auch in Japan sehr erfolgreichen Trios liegt allemal in den konsistenten und authentischen Stimmungen, die die Stücke vermitteln – bis auf Steve Swallows „Falling Grace“ und Guy Wood/Robert Mellins „My One And Only Love“ allesamt eigene Kompositionen –, so lyrisch wie bewegt, so kohärent wie vielgestaltig, so poetisch wie abwechslungsreich. Trotz des klaren Bekenntnisses zur eingängigen und unmittelbar nachvollziehbaren Melodie, trotz des Glaubens an die Kraft des Einfachen klingen Triosence nie simpel oder oberflächlich. In den kleinen Feinheiten steckt jede Menge sublimer Finesse, die vom klassischen Touch bis zu rockigen Grooves ein weites Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten beinhaltet, nie gewollt oder zusammengesucht klingt, immer in sich bleibt. Das liegt auch am traumhaft sicheren Zusammenspiel der drei Musiker. Jeder hat seine Rolle, jeder weiß um seinen Beitrag, jeder beherrscht die Kunst der Zurückhaltung, so dass sich in weichem Fließen ein differenziertes kommunikatives Miteinander ergibt. „Wichtig ist uns, dass jedes Instrument jederzeit als Melodieinstrument fungieren kann, dass jedes Instrument jederzeit in der Vordergrund treten kann. Wir wollen kein Trio, in dem ein Instrument dominiert, in dem alles auf den Pianisten zugeschnitten ist, sondern ein mehr demokratisches Konzept.“ Zwar sind die Stücke weitestgehend aus der Feder Schülers, und der Anteil an Komposition und Arrangement ist sehr hoch: „Im Vergleich zu anderer Jazzmusik ist unsere Musik sehr durchstrukturiert. Natürlich ist für jedes Instrument die Möglichkeit der Improvisation gegeben, aber es existiert immer ein Fahrplan. Die Richtung ist klar.“ Andererseits entwickelt die Band die Stücke gemeinsam: „Ich komme mit Ideen und oft auch einer sehr klaren Vorstellung – da beschweren sich die Musiker auch manchmal, weil ich so sehr klare Vorstellungen mitbringe. Dennoch arbeiten wir miteinander daran, und dann kann es sein, dass ganz andere Ideen entstehen, dass sich das Stück noch einmal total verändert, vor allem rhythmisch. Spannend ist ja, dass Stephan Emig, mit dem ich schon seit 1999 zusammen spiele, eher ein Groove- und Pop-Schlagzeuger ist, während Pascal Niggenkemper eher aus der offenen Ecke kommt. Beide spielen solche Musik, wie es meine ist, normalerweise nicht. Das bereichert enorm. Ohne die beiden würde alles viel langweiliger klingen. Das Endprodukt ist immer ein Gemeinschaftswerk.“ Tobias Böcker CD-Tipp
|
|