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Ingolstädter Jazztage: Alle Jahre wieder die bewährte bunte Erfolgsmischung aus Jazz, Funk, Pop und Gospel, die einem breiten Publikum etwas zu bieten hat. Erstes Highlight: José Feliciano & Band im Audiforum. Der Veteran des Latin-Pop beschäftigte sich neben ein wenig Jazz hauptsächlich mit spanischen Liebesliedern und Boleros, noch lieber Wah-Wah-trunken mit alten Rock-Knallern, „Sunshine Of Your Love“ etwa, „Purple Haze“ oder „Light My Fire“. Beim Kneipenhopping in der Ingolstädter Altstadt gab’s bei erträglichem Fußmarschwetter Musik in großer Bandbreite: Soignierten Altherren-Jazz, dezent, gekonnt und unaufdringlich, im Hotel Rappensberger mit Hans Reidel & His New Orleans Joymakers, feat. Melanie Bong, dynamischen Groove mit der Joe Kraus Basic Jazz Lounge im förmlich brodelnden Diagonal – Drive, der Jeden auf die Füße bringt. Ums Eck in der Neue Welt lud die Jim Kahr Band zum „Nothin’ to loose“-Blues, erdig, bodenständig, sinnlich. Im Swept Away war Reggae angesagt mit HeadCornerstone, im Ölbaum das Trio „Shurano“ mit seiner Vision vom Flamenco Nuevo, und im Babalu – vor unverständlich magerer Kulisse – Trio-Jazz der Extraklasse mit Rudi Linka, g, Russ Meissner, dr, und Dan Fabbricatore, b. Als Late Night Musicians hießen im Hotel Ambassador ihre Gäste willkommen. Lokalmatador Charly Böck, perc, Joo Kraus, tp, sowie mit Wes Anderson, as, Brice Miller, tp, Bill Solley, g, Lawrence Seiberth, p, Roland Guerin, b, Troy Davis, dr, eine ganze Reihe ausgezeichneter New Orleanser Jazzer. Jazzparty I und am Anfang zwei Schlagzeugwelten: Hier Manu Katché, der die meditativ Trance-trunkene Seite der Trommeln zum Ausgang nimmt im sanften Puls von Spannung und Entspannung, dort Billy Cobham, die Groovemaschine mit der explosiven Wucht und den schier unerschöpflichen Energiereserven: Kaum ein Reinkommen, geschweige denn ein Durchkommen beim Culturemix. Der Altsaxophonist Donald Harrison, Jr. entfaltete gemeinsam mit Zaccai Curtis, p, Luques Curtis, b, und Troy Davis, dr, rasant ergänzt durch das Tenorsaxophon James Carters die hohe Kunst Bebop-inspirierter klassizistischer Spielweise in Hipness und differenzierter Variabilität. Sprechstunde des Funky Doctor derweil im Restaurant mit Tower of Power und dem probaten Rezept: „You ought to be having fun!“ Last but not least und am späten Abend eigentlich viel zu weit hinten versteckt im Programm gab’s noch das fulminante zehnköpfige Willem Breuker Kollektief an des Leaders 61.: Folkloristische Motive, Two-Step, Marching Band, leichte Schräglage, intelligente Arrangements, ein stets durchschimmernder Schalk, atemberaubende Rhythmuswechsel, logische Brüche und Gedankensprünge, New Orleans und Havanna, Mariachi und Ironie, Trauermarsch und Tanzboden, Soli von höchstem Nährwert, das Alles in einem nicht enden wollenden Strudel bukolischer Lust am Spiel. Happy Birthday! Nach dem Kölner Pop-Reggae-Highlight Gentleman & The Far East Band war der Andrang bei der Jazzparty II nicht so groß wie am Abend zuvor, so dass Musik genossen werden konnte ohne allzu qualvolle Enge. Der Highspeedsaxophonist James Carter brillierte mit seinem Organ Trio mit Leonard King, dr, und Gerard Gibbs an der B3 sowie den beiden Seiteneinsteigern Brice Miller und Donald Harrison, Jr. in atemberaubendem Strudel. Anna Maria Jopek war den Ingolstädtern bereits von ihrem Jazztage-Gastspiel 2003 bekannt; ihre Songs auf der Grenzlinie zwischen Pop und Jazz haben seitdem an Tiefe und Ausdrucksstärke gewonnen. Nach Mitternacht waren dann die eigenwilligen Hendrix-Interpretationen des World Saxophone Quartet für das bereits erschöpfte Publikum wohl nur mehr partiell nachvollziehbar. Gleichwohl: Die Mannen um David Murray ließen Hendrix’ Kompositionen Revue passieren in kompakten Arrangements und fulminanten Soli. Drittes Highlight: Big Mama &The Golden Six luden zur Gospel & Spiritual Night und füllten den Raum der Augustinerkirche mit authentischer Spiritualität. Die lokale Szene war bei den Jazztagen vertreten mit der Fusionband Jazziz, den Jazz Award der Stadt Ingolstadt erhielt heuer der Keyboarder Nick Flade, der sein Preisträgerkonzert im Diagonal mit Groove-betontem Jazzfunk bestritt. Und als Dozenten brachten Annette Marquard und Christoph Spendel den Ingolstädter Gymnasiast/-inn/-en die hohe Kunst der Improvisation nahe. Tobias Böcker |
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