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Jazzzeitung
2004/03 ::: seite 16
rezensionen
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Auch wenn es längst Modelling-Amps gibt, die den Klang berühmter
Gitarrenmodelle imitieren: ein Original ist durch nichts zu ersetzen.
Es sei denn, man braucht ein riesiges Klangspektrum von Django Reinhardt
bis Jimi Hendrix – dann benötigt man entweder viele Originale
oder eben eine jener Zauberkisten, die eine Telecaster wie eine Archtop
klingen lassen.
Wer einen eher traditionellen Zugang zur Jazzgitarre pflegt und klassische
Sounds erwartet, kommt an einer Archtop-Gitarre jedoch nicht vorbei. Das
Angebot reicht mittlerweile von fernöstlichen Massenprodukten zum
kleinen Preis bis zur Sonderanfertigung aus Meisterhand, die dann auch
mal so teuer wie ein Kleinwagen sein darf. Im unteren bis mittleren Preissegment
angesiedelt sind seit Jahren die Instrumente der Firma Epiphone: Die Gibson-Tochter
produziert kostengünstig in Fernost, wogegen nichts einzuwenden ist,
denn die Verarbeitungsqualität liegt auf hohem Niveau. Schwachpunkte
orientalischer Gitarren sind oftmals die Hardware und Elektrik, doch auch
in diesen Punkten gibt sich Epiphone keine Blöße: Man orientiert
sich an Mutter Gibson, womit alles gesagt ist. Auch bei der Emperor II
„Joe Pass“, die formal und in Sachen Elektrik an Gibsons legendäre
ES-175 angelehnt ist. Das bedeutet: zwei Gibson-Humbucker, ein Trapezsaitenhalter,
je zwei Ton- und Lautstärkeregler, ein Dreiwegschalter und der klassische
16-Zoll-Korpus mit einem Cutaway. Letzterer ist wie die Decke aus hübsch
gemasertem Ahorn gefertigt, Schichtholz wohlgemerkt, was in dieser Preisklasse
(und manchen höheren) aber durchaus die Regel ist. Als so genanntes
Signature-Modell hat die Emperor II „Joe Pass“ ein paar Besonderheiten:
die vergoldete Hardware etwa, das aufwendige Abalone-Inlay auf der Kopfplatte
und nicht zuletzt einen unübersehbaren Joe-Pass-Schriftzug auf dem
Schlagbrett. Der hätte ruhig ein wenig dezenter ausfallen können,
doch das ist sicher eine Frage des Geschmacks. Der Ahornhals mit seinem
20-bündigem Palisandergriffbrett geht am 15. Bund in den Korpus über,
die höheren Lagen sind also bauartbedingt nur schwer zu erreichen,
was Jazz-Gitarristen jedoch nicht weiter stören dürfte – das
meiste spielt sich ohnehin darunter ab. Dafür brilliert die Emperor
II „Joe Pass“ mit genretypischem Klang, das heißt mit
perkussivem, trockenem Anschlag und weichen, warmen Bässen: Jazz,
funky Sounds und ein singender Blues-Ton werden tadellos reproduziert,
Grenzen in der freien Entfaltung setzt nur die erreichbare Lautstärke.
Ein dicker, hohler Korpus und offene F-Löcher sind naturgemäß
nicht die allerbesten Voraussetzungen für orgiastische Lautstärken
– ist der Verstärker zu hoch eingestellt, verwandelt sich die
Emperor in einen kaiserlichen Feedback-Generator. Aber auch das ist für
Jazzgitarristen bekanntlich von untergeordneter Bedeutung. Wichtiger ist
da schon der Preis, und in diesem Punkt kann man Epiphones Emperor II
„Joe Pass“ nur ein großes Lob aussprechen: Die unverbindliche
Preisempfehlung von 845,00 Euro ist für eine sehr gut verarbeitete
Archtop mehr als angemessen, da gibt es kein „Vertun“. Nähere
Informationen erhalten Sie bei Musik und Technik, Tel. 06420/8260 sowie
im Internet unter www.musikund technik.de.
Uwe Schleifenbaum
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