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Jazzzeitung
2004/03 ::: seite 2
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Budapest meets Regensburg: ungarisch – deutsches Jazz-Gipfeltreffen
Schon lange war ein gemeinsames
Konzert geplant – am 3. März 2004 wird es endlich Wirklichkeit:
das Gipfeltreffen von deutschen und ungarischen Jazz-Musikern, von –
um genau zu sein – zwei Regensburger und zwei aus Budapest stammenden
Jazz-Stars. Zu dem musikalischen Kulturaustausch auf höchstem Niveau
bitten in der Regensburger Jazz-Bastion „Leerer Beutel“ die
Herren Aladar Pege (Kontrabass), Tony Lakatos (Saxophon), Helmut Kagerer
(Gitarre) und Michael Gottwald (Drums). Ein Line-Up, das Weltklasse-Jazz
verspricht, wie ein kurzer Blick in die Biografien der vier Musiker beweist:
- Aladar Pege gilt als einer der wichtigsten Kontrabassisten im Jazz.
Für sein gleichermaßen virtuoses wie melodiöses Spiel
hat sich der tieftönende ungarische Jazz-Export das Attribut „Paganini
des Kontrabass“ erworben.
- Sein Landsmann Tony Laktaos ist durch sein Mitwirken in vielen deutschen
und internationalen Formationen (u.a. „Zappelbude“, Jasper
van’t Hofs Worldmusic-Projekt „Pili Pili“) ein häufig
und vor allem gerne gesehener Gast auf deutschen Jazzbühnen. Sein
flüssiges, impulsives Saxophon-Spiel reißt einfach mit.
- Der Regensburger Gitarrist Helmut Kagerer kann sich laut „Süddeutsche
Zeitung“ selbst mit Weltklasse-Kollegen messen. Stimmt, kann er,
keine Frage. Immerhin tourte der Träger des „Bayerischen
Staatsförderpreises“ bereits mit Jazz-Legenden wie Clark
Terry, Red Holloway, Attila Zoller oder Benney Baily.
- Durch seine einfühlsame, dynamische, mitunter explosive Spielweise
hat sich der Regensburger Rhythmiker Michael „Scotty“ Gottwald
längst in der europäischen Jazz-Szene etabliert. Der Absolvent
der Musikhochschule Graz tourte bereits mit Jim Mullen, Erich Bachträgel.
Renato Chico und Martin Taylor.
Das kurzfristig angesetzte Konzert unterstreicht die guten, internationalen
Kontakte des Regensburger Jazz Clubs – und kommt überdies passend
zur Regensburger Bewerbung als „Kulturhauptstadt 2010“. Für
das Jazz-Highlight des Frühjahrs 2004 hat sich ein Kamerateam des
Bayerischen Fernsehen angekündigt.
Termin: Mittwoch, 3. März 2004 um 20.30 Uhr, Jazzclub Regensburg
im Leeren Beutel (Bertoldstr. 9, 93047 Regensburg, www.jazzclub-regensburg.de)
Kartenverkauf nur an der Abendkasse 10 Euro/Ermäß. 9 Euro/
Mitglieder und Schüler 5 Euro/Infos unter Tel. 0941/56 33 75
Blue Note Biografie
1939 gründeten die deutschen
Emigranten Alfred Lion und Francis Wolff in New York das Label „Blue
Note Records“. Ihr Credo war simpel: „Wir wollten Musik verlegen,
die wir selber liebten.“ Miles Davis, Thelonius Monk, Sonny Rollins
oder Herbie Hancock, – um nur wenige zu nennen – , nahmen
legendäre Platten für Blue Note auf. Die beiden Produzenten
legten nicht nur Wert auf besonderes Repertoire und außergewöhnliche
Klangqualität, gemeinsam mit Reid Miles gaben sie den Covern auch
eine neue visuelle Sprache. Die „Biografie“ des stilbildenden
Labels schrieb Richard Cook, seines Zeichens Jazzkritiker und Herausgeber
der „Jazz Review“. Joe Viera rezensierte die englische Ausgabe
in der Jazzzeitung Oktober 2002: „… ein spannendes und sehr
lesenswertes Buch…, das in die Hände aller Jazzfreunde gehört.
Alle wichtigen Aufnahmesitzungen werden besprochen und mit präzisen,
kenntnisreichen Urteilen kommentiert.“ Jetzt liegt die deutsche
Übersetzung vor.
Blue Note – Die Biographie, Argon, 300 Seiten, € 24,80
Ozeanpianist Novecenti in Regensburg
Das Theater Regensburg und
das Bayerische Jazzinstitut haben bei der Inszenierung des Theaterstücks
„Novecento – Die Legende vom Ozeanpianisten“ von Alessandro
Baricco gemeinsam neue Wege beschritten.
Auf die Anfrage von Regisseur Horst Kiss hin stellte das Jazzinstitut
sein Musikarchiv in den Dienst des Stücks – Richard Wiedamann
und Sylke Merbold wählten basierend auf den durch den Text vorgegebenen
zeitlichen und inhaltlichen Rahmen Musikstücke aus, die den Schauspielern
viel Raum für Interpretationen boten. So hat der Jazz einen substantiellen
Einfluss auf das bei der Premiere im Februar vom Publikum begeistert aufgenommene
Stück gehabt.
Doch nicht nur die enge Vernetzung zwischen Musikarchiv und darstellender
Kunst ist bemerkenswert: Die Inszenierung wurde auf dem Personenschiff
„Regensburg“ umgesetzt. Zunächst bis in den Mai hinein
dient das Schiff als schwimmende Spielstätte. Schiff wie Personal
wurden gewitzt in die Inszenierung einbezogen. Die Freude, mit der alle
Beteiligten an dem Projekt arbeiten, wird in vielen liebevoll ausgestalteten
Details spürbar. Details zum Stück, der Titelauswahl und weiterführende
Links vom Spielplan bis zum Buch-Tipp liefert ein „Online-Special“
des Jazzinstituts unter http://www.bayernjazz.de/projekte/novecento.html
Neu: „Jazz und Popularmusik“ an der Hochschule für
Musik Saar
Ab dem Wintersemester 2004/2005
bietet die Hochschule für Musik Saar in
Saarbrücken den neuen Diplom-Ergänzungsstudiengang „Jazz
und Popularmusik“ an. Der Studiengang hat eine Regelstudienzeit
von vier Semestern und wird mit dem Titel „Diplom-Musiklehrer/in“
abgeschlossen. Die Studierenden erhalten die Möglichkeit, ihre künstlerische
und pädagogische Ausbildung im Bereich Jazz und Popularmusik weiterzuführen.
In Zeiten extremer Reduzierung der Arbeitsmöglichkeiten für
ausschließlich praktizierende Musiker/-innen und angesichts des
allgemeinen Bedarfs an qualifiziertem Lehrpersonal im Bereich Jazz und
Popularmusik in Schulen und im freiberuflichen Workshopbereich werden
künstlerische und pädagogische Ansätze in diesem Studiengang
effektiv miteinander vernetzt. Auf diese Weise ergänzt der Studiengang
ein vorher abgeschlossenes Studium um weitere Qualifikationen im künstlerischen
instrumentalen Hauptfach und einen zusätzlichen berufsqualifizierenden
Abschluss in den pädagogischen Fächern. Zulassungsbedingung
zur Aufnahmeprüfung ist der Nachweis eines künstlerischen oder
musikpädagogischen Studiums oder eine vergleichbare Qualifikation.
Weitere Infos: Hochschule für Musik Saar, Studierendensekretariat,
Bismarckstr. 1, 66111 Saarbrücken, Tel. 0681/967 31 26, Fax 0681/967
31 30, E-Mail: i.kessler@hfm.saarland.de,
http://www.hfm.saarland.de
Michael Abene neuer Chefdirigent der WDR Big Band in Köln
Mit einem neuen Dirigenten
startete die WDR Big Band in das Neue Jahr: Michael Abene stellte sich
als Nachfolger von Bill Dobbins vor, der im Sommer 2002 in seine Heimat
Rochester an der amerikanischen Ostküste zurückgekehrt war.
Der 61-jährige Michael Abene lebt in New York, wo er zusammen mit
Jim McNeely an der Manhattan School of Music unterrichtet. Neue Klangerlebnisse
will er der WDR Big Band erschließen, ihr Spektrum damit erweitern.
So sind Theorie und Praxis der Big Band-Musik trotz deren –zumindest
amerikanischen – Krise für ihn keineswegs am Ende oder in einer
Sackgasse. Die WDR Big Band ist für den erfahrenen Pianisten, Komponisten
und Arrangeur eine neue Herausforderung. Viel Interessantes vermittelte
sein erster Termin mit dem Projekt „Very Personal“ im Kölner
Stadtgarten, mit dem er Kompositionen und Arrangements der Bandmitglieder
vorstellte. hjo
klezmerwelten 2004
Das Referat Kultur der Stadt
Gelsenkirchen veranstaltet vom 14. April bis 2. Mai im Schloss Horst und
im „flora“ das Festival „klezmerwelten“. Neben
Konzerten unter anderem mit Joshua Horowitz, Cookie Segelstein, Stuart
Brotman, Badeken di Kallah oder Elena Gubenko gibt es auch einen Workshop
für Jugendliche zum Thema „Klezmermusik & Jiddisch –
Was ist das?“ und einen Workshop für fortgeschrittene Instrumentalisten.
Am 21. April kann man sich in den Klezmertanz einweisen lassen. Infos:
http://www.klezmerwelten.de
Album-Legenden auf SACD
Der Name ZYX steht für
Wiederveröffentlichungen legendärer Schallplatten von Labels
wie Pablo Records, Prestige, Stax, Debut, Contemporary oder Riverside
in CD-Format. Sammler können sich darauf verlassen, das Originalbooklet
mit Texten und Coverabbildungen in die Hand zu bekommen. Erstmalig veröffentlicht
ZYX seine Back-Katalog-Schätze auch auf dem neuen Format SACD. Damit
klingt der Jazz der 50er-, 60er- und 70er-Jahre auch aus den Surround-Anlagen
von heute.
Internationale Frühjahrsbuchwoche in München
Die Internationale Frühjahrsbuchwoche
in München, die seit 1990 zu wechselnden Themenschwerpunkten stattfindet,
gehört zu den größten und besonders profilierten Literaturfestivals
im deutschsprachigen Raum. „Literatur & Musik“ ist das
Thema dieses Jahres (8. bis 15. März 2004). Über 60 international
bekannte Künstlerinnen und Künstler – Schriftsteller,
Komponisten und Interpreten – kommen in München zusammen –
zu einem Literatur-Musik-Festival, das die gegenseitige Inspiration beider
Künste zum Klingen und Sprechen bringt: in Lesungen, Konzerten, Diskussionen,
Performances. Von der mehrstimmigen Vokalmusik des frühen Mittelalters
über die Lautpoesie bis zum Rap spannt sich der Bogen, vom großen
Komponisten-Roman über den Jazz-Krimi zur Lyrik. Nach München
kommen unter anderem der Pianist und Autor Alfred Brendel und das weltweit
gerühmte Hilliard Ensemble aus London, Hanns-Josef Ortheil und Geoff
Dyer (siehe unser Foto, Autor des Jazz-Buches „But Beautiful“),
die Komponisten Manfred Trojahn, Mauricio Kagel und Violeta Dinescu, die
Rap-Gruppe Wa BMG 44 aus Dakar und der amerikanische Krimiautor und Schlagzeuger
Bill Moody. Veranstalter ist das Kulturreferat der Landeshauptstadt München,
Veranstaltungsorte sind das Literaturhaus, die Bayerische Akademie der
Schönen Künste, das Staatstheater am Gärtnerplatz, Gasteig,
Muffathalle, Jazzclub Unterfahrt, kilombo, Ruffini und das Institut francais.
Am 3. März ab 20.00 Uhr findet als Auftakt-Veranstaltung im Literaturhaus
eine taktlos-Sendung des Bayerischen Rundfunks statt, Gäste werden
unter anderem Heiner Goebbels, Mauricio Kagel und Eckart Henscheid sein,
moderieren wird „Jazzzeitung“-Herausgeber Theo Geißler.
Nähere Informationen im Internet unter: http://www.fruehjahrsbuchwoche.de
Musizieren & improvisieren
Neu: monatliche Jazz-Session im music college in Regensburg
Neben einem groß angelegten
Jazz-CD-Projekt für die Bewerbung zur Kulturhauptstadt 2010 (siehe
Seite 10) gibt es weitere Initiativen in der Donaustadt. Seit Januar 2004
finden jeden dritten Donnerstag im Monat regelmäßig Sessions
im music college (Lokschuppen, Zollerstraße 1a) unter der „Schirmherrschaft“
der Jazzzeitung, des music college und des Jazzclubs Regensburg statt.
Hochkarätiger Leiter der ersten gut besuchten Veranstaltung am 22.
Januar war der Gitarrist Helmut Kagerer (in unserem Foto re. zusammen
mit dem Bassisten Markus Fritsch und Michael „Scotty“ Gottwald
an den Drums), die Session am 25. März wird voraussichtlich Gerwin
Eisenhauer moderieren, Beginn ist 20.00 Uhr, Musikerinnen und Musiker
aus Nah und Fern und jeder Couleur sind herzlich willkommen, mitzumischen
und vor ein gut gelauntes Publikum zu treten, der Eintritt ist frei. ug
jazzspot3
Sarah Vaughan (80 Jahre)
Der Vater war Schreiner, die Mutter arbeitete in einer Reinigung –
trotzdem hatten beide etwas ungeheuer Wertvolles, das sie ihrer am 27.
März 1924 geborenen Tochter mit auf den Weg gaben: eine große
Liebe zur Musik. Früh lernte sie Klavier zu spielen, sang im Kirchenchor
und mit 12 (!) Jahren spielte sie dort bereits die Orgel. Ihr ungeheures
Gesangstalent bescherte Sarah „Sassy“ Vaughan später
den Beinamen „Divine One“. Wichtiger Wegbereiter ihrer Karriere
war Billy Eckstine, der sie 1943 als Sängerin und zweite Pianistin
in die Big Band von Earl Hines holte. Im darauf folgenden Jahr nahm er
sie in seine eigene, soeben gegründete Band auf, wo sie mit heutigen
Jazzlegenden wie Charlie Parker und Dizzy Gillespie die Anfänge des
modernen Jazz aufsog. Sie arbeitete auch mit Miles Davis, Count Basie
und Oscar Peterson. Ihre Fähigkeit, Lieder mit ihrer außergewöhnlichen
Stimme zum Leben zu erwecken, machte sie nicht nur zu einem gefeierten
Top-Act, sondern sicherte ihr – neben Ella Fitzgerald – den
Rang einer der einflussreichsten Stimmen des Jazz. Von der eleganten Phrasierung
bis hin zum perfektionierten Scat-Gesang demonstrierte sie auf unzähligen
Aufnahmen mit atemberaubender Leichtigkeit die meisterhafte Beherrschung
ihres „Instruments“. Ihr Privatleben war nicht von Erfolg
gekrönt – sowohl ihre erste Ehe mit Trompeter George Treadwell
als auch die zweite mit C. B. Atkins scheiterten. Ihr jahrzehntelanger
Zigarettenkonsum konnte ihrer Stimme wenig anhaben, so gewann sie 1982
einen Grammy für ihre Aufnahme von Gershwins „The Man I Love“.
Ihre Gesundheit aber hatte gelitten und am 3. April 1990 verstarb sie
in Kalifornien an Lungenkrebs.
Als Hörproben empfehlen wir die 1960 für Roulette aufgenommene
Platte „Count Basie – Sarah Vaughan“ mit dem Count Basie
Orchestra und als Kontrastprogramm dazu die aus dem Jahr 1982 stammende
Combo-Aufnahme „Crazy And Mixed Up“ mit Joe Pass an der Gitarre.
Ein echtes Muss für Fans sind die 1988 erschienenen vier Mercury-CD-Boxen,
die die Jahre 1954 bis 1967 mit insgesamt 23 CDs eindrucksvoll dokumentieren
– die Suche danach lohnt sich.
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