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D wie Doldinger und B wie Brasilien. Für sein 28. Album ist der Saxophonist und (Film-) Komponist Klaus Doldinger mit „Passport“ nach Brasilien zurückgekehrt. Entstanden sind dabei nicht nur die aktuell erschienene CD „Back to Brasil“ (Warner Special Marketing 5050 466 6786-2-1), sondern auch ein DVD-Mitschnitt eines Konzerts in Sao Paulo. Mit Klaus Doldinger sprach Claus Lochbihler. Jazzzeitung: Können Sie sich erinnern, wann Sie das erste Mal brasilianische Musik gehört haben?
Klaus Doldinger: Das war 1956, kurz vor meinem Abitur, als ich mit den „Feetwarmers“ spielte. In der Nacht vor der Abreise zu einem Jazzfestival in Paris konnte ich nicht schlafen. Deswegen habe ich mir immer wieder eine Platte angehört, die damals neu rausgekommen war: Der Gitarrist Laurindo Almeida mit dem Saxophonisten Bud Shank. Das hat mich sehr fasziniert, auch der Besetzung wegen. Erst später kamen die berühmten Platten von Stan Getz und Joao Gilberto. Jazzzeitung: Bald darauf nahmen Sie auch selbst brasilianische Musik auf. Doldinger: Bevor meine erste LP rauskam, haben ich und mein Produzent und „Entdecker“ Siggi Loch eine Platte mit vier Titeln aus dem berühmten Film „Orfeu Negro“ herausgebracht. 1965 kam es dann zu meiner ersten Südamerika-Tournee mit dem damaligen Quartett. Vier Wochen davon allein in Brasilien. Das hat sich dann fortgesetzt, als wir mit „Passport“ 1976 unsere Brasilien-Tour gemacht haben, die sich in einem ZDF- Film und den Aufnahmen zu „Iguacu“ niedergeschlagen hat. Jazzzeitung: Was gefällt Ihnen an brasilianischer Musik? Doldinger: Die Verbindung afrikanischer, europäischer und lateinamerikanischer Elemente. Die etwas melancholische Art der portugiesischen Einflüsse. Die afrikanischen Rhythmen. In ihrem Zusammenwirken ist das eine gelungene Synthese, die auch den Charakter der Menschen dort widerspiegelt. Auch wenn man momentan durch den Film „City of God“ bei Brasilien vor allem an Gewalt und Kriminalität denkt – wenn man dort ist, lernt man ein anderes Land kennen. Ich habe die Brasilianer immer als sehr freundliche und aufgeschlossene Menschen kennen gelernt. Und dabei wir haben weiß Gott nicht nur in Luxusgegenden gespielt! Jazzzeitung: Sie haben Brasilien als Musiker schon dreimal bereist, jeweils zu ganz unterschiedlichen Zeiten. Was hat sich verändert? Doldinger: Die wirtschaftlichen Bedingungen für Musiker sind mittlerweile sehr viel schlechter als in Europa, weil in Brasilien das Urheberrecht, so wie wir es kennen, bislang nur wenig praktiziert wird. Von einem der vielen Verkäufer, die am Strand gebrannte CDs verkaufen, habe ich das geflügelte Wort gehört: „You have the Copyright and we have the right to copy.“ Es bleibt zu hoffen, dass sich auch in Brasilien das Urheberrecht durchsetzt – im Interesse der Musiker, die davon leben müssen. Aber das wird wohl noch viel Arbeit kosten. Jazzzeitung: Die neue „Passport“-CD „Back to Brazil“ ist von einer gewissen Remix-Ästhetik geprägt. Ist das der Einfluss Ihrer jüngeren Musiker oder original Klaus Doldinger, der die Ohren wach aufhält? Doldinger: Elektronische Klänge haben mich schon immer interessiert und inspiriert. In den 80er-Jahren ist das vielleicht ein wenig eingeschlafen, aber in den letzten zehn Jahren ist das Interesse daran wieder erwacht. Das Remix-Album hat dazu einen entscheidenden Anstoß gegeben. Weil es uns live nämlich vor die Herausforderung stellt, die Musik von „Passport“ auch auf der Bühne so modern wie auf dem Remix-Album zu interpretieren – spontan und in einer freien Form. Diese Erfahrung prägt natürlich auch die neue „Passport“-CD. Jazzzeitung: Was bedeuten Tourneereisen für Ihre Musik und Ihre Musiker? Doldinger: Eine Tour im Ausland ist weitaus mehr als nur ein touristisches Unternehmen. Das gibt uns jedes Mal neue Inspiration und Ansporn. Konzert-tourneen müssen zwar nicht so exzessiv ausfallen wie zu den Zeiten von Count Basie, als die Musiker Wochen und Monate lang in einem Bus herumfuhren und darin auch schlafen mussten. Aber so wie wir es mit „Passport“ machen, ist es ein schöner und notwendiger Ausgleich zu der vielen Studioarbeit. |
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