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Jazzzeitung
2003/09 ::: seite 2
news
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Ein Herzer im Viervierteltakt
Der junge Mannheimer Musiker Markus Herzer
geriet unerwartet ins Interesse der Filmindustrie. Als Jazzpiano-Absolvent des Fachbereichs
Musik der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität stellte er kürzlich seine
Diplomarbeit über den Filmkomponisten Peter Thomas und dessen jazzige Musik
zur deutschen 60er-Jahre-Kultserie „Raumpatrouille Orion“ fertig und
erhielt von seinen Professoren dafür Bestnoten. Die Einser-Arbeit erlangte
nun plötzliche Aktualität, weil diesen Sommer ein „Producer’s
Cut“ der Original-Raumpatrouille in die Kinos kommt. Für Filmproduzent
und Sound-Designer erwies sich seine detaillierte Dokumentation der Filmmusik als
wertvolle Hilfe bei der Erstellung der Kinofassung. In ständigem Kontakt mit
dem heute 77-jährigen Filmkomponisten Peter Thomas (in unserem Foto rechts
neben dem jungen Künstler) erhielt Herzer auch von diesem großes Lob
für seine Arbeit: „Toll, was du da alles über mein a-Moll geschrieben
hast!“. Die eingängige, in a-Moll gehaltene Raumpatrouille-Titelmusik
wurde bis heute über 50 Mal gecovert, zuletzt in der Techno- und Dance-Bewegung.
Auch Markus Herzer arrangierte aus der Originalmusik versehen mit Originaltönen
eine witzige Klangcollage namens „Invasion“ und führte sein Stück
vergangene Woche bei der Filmpremieren-Party in Berlin selbst auf. Für den
Spätherbst plant Herzer, mit Unterstützung von Peter Thomas seine Diplomarbeit
als Buch zu veröffentlichen. Einen Vorgeschmack davon findet man auf der Kino-Homepage
http://www.raumpatrouille-derfilm.de/astrogator.htm
2. Treffen des Arbeitskreises „Jazz (er-)leben“
In Regensburg hat sich am 20. Juli auf
Anregung des Bayerischen Jazzinstituts zum zweiten Mal der im letzten Jahr gegründete
Arbeitskreis „Jazz (er-)leben“ getroffen. Peter Schuhmann von der Musikschule
Inning stellte sein Konzept für eine frühestmögliche Begegnung von
Kindern mit Jazz vor. Mechthild Hagen informierte über das Praxisprojekt der
Universität München GanzOhrSein. Alle Beteiligten zeigten sich beeindruckt
von den dort gewonnenen Erkenntnissen zum Thema „Zuhören“ und verfolgten
insbesondere die durch anschauliche Hörbeispiele untermalten Erläuterungen
rund um den Einfluss von Räumen auf das Hörempfinden. Auf allgemeinen
Wunsch wird das bisherige Konzept einer Mischung aus Praxis und Theorie mit umfangreicher
anschließender Diskussion beibehalten werden. Das nächste Treffen findet
am 30. November im Umfeld des bayerischen Landeswettbewerbs „Jugend jazzt“
in der Musikakademie Marktoberdorf statt. Details unter service@bayernjazz.de
oder Tel.: 0941/56 22 44.
8. Darmstädter Jazzforum 2003
Was wäre der Jazz ohne all seine
kühnen und überzeugenden Improvisationen? Genau genommen ist das „Improvisieren“
in allen Lebensbereichen unverzichtbar und gerade im Jazz sind es eben die Improvisationen,
die jenen Musikstil erst zu einer vollkommenen Kunst machen. Das 8. Darmstädter
Jazzforum möchte vom 25. bis 28. September im Literaturhaus einen genaueren
Blick auf die Rolle der Improvisation im Jazz werfen. Inwiefern beeinflusst sie
andere Musikrichtungen, andere Künste? Wo kann man sie außerhalb der
Musik entdecken? Musikwissenschaftler, Soziologen, Psychologen, Ökonomen, Kritiker,
Journalisten, Literaturwissenschaftler und natürlich auch Musiker werden über
dieses Thema reflektieren, berichten und diskutieren. Zu den namhaften Referenten
gehören unter anderem Christopher Dell, Larry Gushee (USA), Joachim Kühn,
Bert Noglik, Paul Steinhardt und Peter Niklas Wilson.
Aber nicht nur theoretisch, sondern auch musikalisch, wird an drei Abenden das Thema
beleuchtet. Das Eric Boeren 4tet, Joachim Kühn Trio, Matthew Shipp Trio und
Italian Instabile Orchestra werden vom 25. bis 27. September in der Darmstädter
Centralstation und im Kulturzentrum Bessunger Knabenschule auftreten.
Das Symposium ist öffentlich, kostenlos und kann ohne Anmeldung besucht werden.
Tickets für die Konzerte gibt es im Vorverkauf auch über das Internet
unter http://www.centralticket.de,
weitere Infos unter http://www.jazzinstitut.de.
BBC Jazz Awards
Der Preis für den „Best International
Artist of the Year“ des BBC Jazz Awards ging in diesem Jahr an das schwedische
Trio e.s.t. Nach der „Victoire du Jazz“ in Frankreich und dem Jahrespreis
der Deutschen Schallplattenkritik ist dieser Preis bereits die dritte prestigegeträchtige
Auszeichung für das Trio in den letzten Monaten. Das neue Album „Seven
Days of falling“ erscheint am 22. September 2003 bei ACT. Der aus Jerusalem
stammende Gilad Atzmon wird derzeit als Musiker und Romanautor gefeiert. Nun wurde
dem „politischen Künstler“, wie er sich selbst nennt, die Auszeichnung
„Jazz Album of the Year“ der BBC Awards für seine Platte „Exile“
(ACT) verliehen. Sein erster Roman „Anleitung für Zweifelnde“ erschien
parallel zum Album und wird in Deutschland erstmals auf der Frankfurter Buchmesse
2003 präsentiert.
SWR-Jazzpreis für Johannes Enders
Mit großer Mehrheit hat die Jury
des vom Südwestrundfunk und vom Land Rheinland-Pfalz gestifteten SWR-Jazzpreises
den Saxophonisten Johannes Enders zum Preisträger 2003 gewählt. Überreicht
wird der Preis am 23. Oktober bei einem Konzert mit „Enders Room“ im
Foyer des SWR-Landesfunkhauses Mainz durch SWR-Hörfunkdirektor Bernhard Hermann.
Aufgrund einer Erhöhung wird der je zur Hälfte vom SWR und vom Ministerium
für Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur in Rheinland-Pfalz finanzierte
Jazzpreis in diesem Jahr erstmals mit 10.000 Euro dotiert sein. Beim Preisträgerkonzert
im Foyer des SWR-Landesfunkhauses Mainz wird unter anderem Albert Mangelsdorff “Enders
Room“ betreten, um die sensiblen Dialoge der CD “Monolith“ fortzusetzen,
die den elektronischen Sound von “Weather Report“ zeitgemäß
weiterspinnen.
In memoriam Benny Carter
In einer Mail vom 14. Juli 2003 schreibt
Hans Ruland:
Liebe Freunde, am Samstag, 12. Juli, ist Benny Carter an Altersschwäche in
einem Krankenhaus in L.A. gestorben. Es ist noch kein Vierteljahr her, als ich zuletzt
mit ihm telefoniert habe. Hier ein Auszug unseres Gesprächs, das ich in einer
früheren Mail zusammengefasst habe: „Habe übrigens heute mit Benny
Carter telefoniert. Der sitzt im Rollstuhl, ist im Kopf abwechselnd blitzhell, dann
wieder nur noch hellgrau (Durchblutung): ‚I can’t play anymore, I don’t
write no more. I don’t know what people have in their mind today. I don’t
understand ‘em and they won’t understand me. Now I‘m too old to
catch up with it. Now it is me who is out of that game I’ve been creating
with my friends all my life. Most of my friends are gone, and the few left feel
pretty much the same. That is really frustrating. And I don’t want to stay
in that frustration for the little rest of my life, which is hard enough to bear.
That’s why I am through with music. Totally!“
Einen ausführlichen Nachruf finden Sie auf Seite 11.
Jazz-Spot: Jeremy Steig
Am 23. September feiert der New Yorker
Jeremy Steig seinen 60. Geburtstag. Mit 6 Jahren begann er mit dem Blockflötenspiel,
mit 11 Jahren kam die Querflöte dazu, mit 15 stand er bereits auf der Bühne.
Sein Vater William Steig, einer der renommiertesten Kinderbuchautoren (zum Beispiel
Shrek) der USA, ermutigte ihn genauso wie seine Geschwister Lucy, Malerin, und Maggie,
Schauspielerin, seine kreative Seite auszuloten. So entwickelte er sich zu einem
Meister des Flötenspiels von der Bass- bis hin zur Piccoloflöte und überzeugte
die Kritiker mit seinem reinen Klang und seinem technischen
Können. Der Grenzgänger zwischen Jazz und Rock arbeitete in den frühen
60er Jahren unter anderem mit Richie Havens, 1967 gründete er seine eigene
Band: Jeremy And The Satyrs.
Sein Faible für den Einsatz neuester elektronischer Hilfsmittel machte ihn
zum Wegbereiter manche neuen Sounds. In den späten 70ern arbeitet er beispielsweise
mit Joe Chambers, in den 80ern etwa mit Karl Ratzer, Nana Vasconcelos, Ray Baretto,
Steve Gadd und Jack DeJohnette. In diesem Jahr wurde die 1969 in Kooperation mit
Bill Evans für Verve eingespielte Platte „What’s New“ von
Universal wiederveröffentlicht, auf der die beiden neben Klassikern wie Autumn
Leaves etwa den Love Theme aus dem Film Spartacus spielen. Unterstützt wurden
sie dabei von Eddie Gomez am Bass und Marty Morell am Schlagzeug. Auf der Website
der Tommy Bolin Foundation finden Fans ein kurzes Interview (http://www.tommybolin.org/steig.html),
das eine visuelle Überraschung bereit hält: Den Scan einer Original Jeremy
Steig Zeichnung...
Instrumente-Nachrichten
Mittelklasse von Sonor
Der deutsche Schlagzeughersteller Sonor hat seine im mittleren Preissegment angesiedelte
„Force“-Serie nach oben abgerundet. „Force 3003“ heißt
die neue Linie, die mit neuen Finishes und verstärkter Hardware angeboten wird.
Wichtigste Modifikation ist allerdings das T.A.R.-Tomnhaltesystem, das ohne Kesselbohrungen
auskommt und das Schwingungsverhalten der Trommeln nicht beschneidet. Ein fünfteiliges
Standard-Kit mit komplettem Hardware-Set schlägt mit 1.235 Euro zu Buche. Nähere
Informationen erhalten Sie bei Sonor in Bad Berleburg sowie im Internet unter www.sonor.de
Bass-Combo von Mesa/Boogie
Der kalifornische Verstärkerspezialist präsentiert mit dem „Walkabout
Scout“ einen 300 Watt starken Koffer-Amp für Bassisten. Zur Ausstattung
gehören eine Röhrenvorstufe mit Dreiband-Equalizer, ein weiterer, semiparametrischer
Dreiband-EQ, ein regelbarer Hochtontreiber sowie Lautsprecher mit 12 beziehungsweise
15 Zoll Durchmesser. Das Verstärkerteil lässt sich mit wenigen Handgriffen
ausbauen, wenn man es beispielsweise mit einer größeren Box betreiben
möchte. Die Preise liegen zwischen 1830 Euro für das 12-Zoll-Modell und
2012 Euro für die 15-Zoll-Variante. Infos bei Headliner, Tel. 09161/788 310
oder www.headliner.de.
Cymbal-Protector von Paiste
Den „Cymbal Cleaner“ bietet Paiste schon seit vielen Jahren an. Dafür,
dass die frisch geputzten Becken auch möglichst lange sauber bleiben, soll
jetzt der „Cymbal Protector“ sorgen. Die Flüssigkeit bildet eine
hauchdünne Schutzschicht und soll verhindern, dass Oxidation, Fingerabdrücke
und Staub das Becken ermatten lassen. Die Flasche kostet 15,50 Euro, nähere
Information erhalten Sie im Internet unter www.paiste.com.
Universal-Box von HK Audio
F.A.S.T. nennt sich die aktive Zweiwegbox von HK Audio, die entweder am Hochständer
oder als Monitor eingesetzt werden kann. Für Vielseitigkeit sorgen variable
Aufstellwinkel, der gute Ton kommt von einem Zwölfzoll-Lautsprecher sowie einem
Einzoll-Hochtöner. Der Preis liegt bei 669 Euro, Infos: Music & Sales ,
Postfach1509 in 66595 St. Wendel.
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