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Helmut Mauró beklagt in der Süddeutschen Zeitung vom 24.6.03 mit Recht den Niedergang des Faches Musikwissenschaft an den deutschen Universitäten. Aber die Hauptursache behandelt er nur nebenbei, weil er sie nicht wahrhaben will. Die deutsche Musikwissenschaft ist seit jeher ganz auf Klassik (im weitesten Sinne) und Neue Musik ausgerichtet. Andere Musikformen, vor allem die des 20. Jahrhunderts, kommen kaum vor. Nur ganz wenige Promotionsarbeiten beschäftigen sich beispielweise mit den Musikbereichen Jazz, Latin, Rock und Pop. Als ob es da nichts zu forschen gäbe! Aber weder der historischen noch der systematischen Musikwissenschaft – ob diese Einteilung noch zweckmäßig ist? – liegt das 20. Jahrhundert am Herzen. Der Eurozentrismus der deutschen Musikwissenschaft, das Sich-Abschotten gegenüber ganzen Musikrichtungen, die längst ihren festen Platz in der Musik des 20. Jahrhunderts haben das ist beispielsweise in der Kunstwissenschaft undenkbar. Da darf sich die Musikwissenschaft nicht wundern, wenn sie immer mehr ins Abseits gerät – leider, denn wir brauchen sie. Helmut Maurós Aufsatz ist überschrieben „Wenn die Quellen versiegen“. Aber das ist gar nicht der Fall. Die Musik des 20. Jahrhunderts, und jetzt auch schon die des 21. Jahrhunderts, sprudelt reichlich. Aber die Musikwissenschaft trinkt nicht daraus. Joe Viera
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