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Eric Nisenson: Open Sky Sonny Rollins and His World of Improvisatior, St. Martin’s Press, New York, 216 Seiten Sonny Rollins ist ohne Frage einer der größten lebenden Saxophonisten des Jazz, nach wie vor aktiv, schier unerschöpflich in seiner Fantasie, bewundernswert in seiner Beherrschung des Instruments. Seine Rolle bei der Entwicklung des Jazz seit den 50er-Jahren ist unumstritten. Da ist es schon erstaunlich, dass nicht mehr über ihn geschrieben wird. Eric Nisenson konnte viele Telefongespräche mit dem als sehr zurückhaltend bekannten großen Musiker führen; darauf basiert dieses lesenswerte Buch, nach dessen Lektüre Mensch und Werk um einiges deutlicher werden. Rollins ging seinen eigenen Weg: er durchlief keine Big-Band-Phase; die Improvisation hatte bei ihm immer absoluten Vorrang; er war kein Freund von Aufnahmen; er war sehr kritisch gegenüber dem Musik-Business und der Situation der schwarzen Amerikaner; er war nie mit seinem Spiel zufrieden. In einem Brief an den Autor schrieb er: „My whole life is dedicated to the achievement of some important breakthroughs, and I would die disappointed if I couldn’t reach them.“ Leider fehlen detaillierte musikalische Analysen; auf eine umfassende Untersuchung dieser Art müssen wir immer noch warten. Und es gibt keine Diskografie, keine Fotos und sträflicherweise auch kein Register. Der Autor oder der Lektor sollten dazu verurteilt werden, mir 20 Stunden mein Tenor zu tragen! André Previn: No minor chords – my days in Hollywood, Doubleday, London, 148 Seiten André Previn, geboren 1929 in Berhin, musste mit seinen Eltern 1938 Deutschland verlassen und kam über Paris in die USA ; dort wurde Los Angeles seine neue Heimat. Er entwickelte sich bald zu einem guten, später technisch brillanten Pianisten und machte 1945, mit 16 Jahren, seine ersten Aufnahmen (mit Dave Barbour und John Simmons). Die Liebe zum Jazz wuchs und blieb ihm sein Leben lang, wurde aber immer wieder von anderen musikalischen Tätigkeiten überlagert. So war André Previn von 1948 bis 1964 einer der erfolgreichsten Filmkomponisten Hollywoods; insgesamt bekam er vier Oscars: für „Gigi“, „Porgy and Bess“, „Irma la Douce“ und „My fair lady“. Für seine LP „Andre Previn plays Harold Arlen“ erhielt er 1961 einen Grammy. Dann begann seine Karriere als klassischer Dirigent: feste Anstellungen unter anderem bei Houston Symphonic 1967 bis 1970, London Symphony 1969 bis 1979 und Royal Philharmonic 1985 bis 1991; daneben zahlreiche Gastdirigate. In den 90er-Jahren wandte er sich wieder mehr dem Jazz zu und nahm einige CDs mit Ray Brown und Mundell Lowe auf. Sein Buch befasst sich nur mit seiner Zeit als Filmkomponist, -arrangeur und -dirigent. Da traf er mit vielen Berühmtheiten zusammen: Louis B. Mayer, Lukas Foss, Errol Flynn, Arnold Schönberg, Joseph Szigety, Fred Astaire, Cole Porter, Ira Gershwin, Johnny Mercer, Kim Novak, Jack Lemmon, Billy Wilder…, um nur ein paar zu nennen. Er ist ein genauer Beobachter und ein hervorragender, überaus witziger Erzähler. Wenn er etwa beschreibt, wie er wegen unklarer Tempoangaben in einer Komposition von Schostakowitsch den Komponisten gleich selbst in Moskau anrief (zur Zeit des antikommunistischen Feldzugs von Senator McCarthy, als solche Telefonate nicht gerne gesehen waren), oder eine zufällige Begegnung mit seinem Lehrer Pierre Monteux auf der Straße schildert (Monteux sagte unvermittelt: „What’s the lowest possible trill on an oboe, ah, too late, too late!“ und ging ohne sich umzusehen weiter) – das muss man gelesen haben! Ich habe das Buch fast in einem Zug verschlungen und nur bedauert, dass es nicht mehr Seiten hat. Wann gibt es eine deutsche Übersetzung? Joe Viera |
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