Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Wenn Leni Stern als gebürtige Münchnerin schon mal im Land ist und ihre neue CD „Finally the rain has come“ (erschienen beim Label Meta Limbo, Vertrieb EFA) vorstellt, sollte man nicht zögern. Hingehen, fragen, reden. Die Ehefrau des Ausnahmegitarristen Mike Stern veröffentlicht im April ihr 13. Album. Geladen hat Leni Stern nach München, in die Wohnung ihres Bruders. Serviert werden Florentiner und Kaffee. Verdammt starker Kaffee. Herzanregend.
Musste sein. Denn „Finally the rain has come“ ist koffeinhaltig. Der Koffeintrip beginnt mit der ersten Nummer „by the stars above“. Die Schlüsselnummer für das Album. Ein Licht erscheint, der Weg wird gewiesen. Die Platte öffnet sich. Leni Stern sieht sich mit der Wahl bestätigt: „Freut mich, wenn Du das genauso siehst. Ich habe schwer daran gearbeitet, mit welcher Nummer ich beginnen soll. Bei ,stars above‘ tauchen alle Elemente auf, die Schwerpunkte auf dem Rest der Platte sind. ,Empty Hands‘ ist eher country geprägt, ,Finally the rain has come‘ geht in Richtung Weltmusik, ,Red birds‘ könnte man Bluesrock nennen und so zieht sich das durch das gesamt Album“. Der erste Song als Inhaltsverzeichnis. Wobei Leni Stern, die neben der Berufsbezeichnung Musikerin noch als Schauspielerin, Arrangeurin und Labelchefin geführt werden darf, die Auswahl des ersten Songs vor allem ihrer Rolle als Produzentin der eigenen Platte zuschiebt. „Als Konsument kann ich mit dem CD-Player die Reihenfolge selbst bestimmen, so gesehen ist die Reihenfolge nicht ganz so wichtig. Als Produzentin liegt mir daran, dass die Platte von vorne bis hinten wie eine Komposition klingt. Ein Song soll schön in den nächsten übergehen. Als Gitarristin und Texterin bleibe ich zunächst mal in der Ecke sitzen, versuche aber die Texte anzupassen und beobachte genau, ob der vorherige Text zum nächsten passt. Auch Tonarten spielen in diesen Überlegungen eine Rolle und nicht selten führe ich harte Diskussion mit mir selber“. Diskussion mit konstruktivem Ausgang. Leni Stern setzt „Finally the rain has come“ konsequent um und fort. Nach der ersten Nummer wird es instrumental, ruhig und nachdenklich. Dann reißt „Empty hands“ ein tiefes Loch in die Seele. Vor allem textlich. Leni Stern spricht aus und singt das, was man oft denkt und spürt. Aber mehr oder weniger erfolgreich verdrängt. Egal, welche Anstrengungen man unternimmt, am Ende steht man doch mit den gleichen leeren Händen da wie jeder andere. Unabhängig von Erfolg oder Niederlage. Beeindruckend ist die Sprache. Natürlich englisch, aber universal verständlich. Behutsam aber konkret weist Leni Stern auf das bleibende Nichts hin: „Das ist das Schöne beim ,Englisch-Schreiben‘. Die deutsche Sprache ist zwar genauer und differenzierter, aber im Englischen lässt sich sehr gut umschreiben. So bleiben viele doppeldeutige Interpretationen übrig und lassen Platz für Diskussionen“. Damit trifft Leni Stern den Nucleus der Sache. Diskussionsanregende Musik, nachhaltig mit künstlerischem, pathetisch formuliert gar kulturellem Anspruch. Textvorlagen, die Texte sind. Und dann verziert Leni Stern diese Texte noch mit Melodien, die mancher Musiker – egal ob Profi oder Amateur – sein Leben lang sucht. Bei ihr klingt das so selbstverständlich. Ungezwungen. Leni Stern beschreibt diese Melodiefindung als gesunde Mischung von Intuition und Erfahrung: „Ich habe sehr früh begonnen zu komponieren. Schon meiner Klavierlehrerin habe ich prophezeit, dass ich einmal Komponistin werde. Im Laufe der Jahre sammelt man seine Erfahrungen und bekommt ein Händchen dafür. Ein guter Tag ist für mich einer, an dem ich mit einer Melodie oder einem Song weitergekommen bin.“ Hoffentlich hat sie noch viele. Sven Ferchow |
|