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Gerne bedauert man sich als Jazzer. Egal ob Veranstalter („Uns drücken Sorgen“), Musiker („Ich spiele zu viel und verdiene zu wenig“) oder Dienstleistungsunternehmen („Wenn nicht bald was passiert, kann ich meinen Laden zumachen“): Professor Siggi Busch stilisiert das Jammern sogar zum Berliner Markenzeichen. Doch als die ganze Jazz-Bagage zur Diskussion über den Zustand der Szene im Sendezentrum des Sender Freies Berlin zusammentrifft, gibt es – wie in einem Kaurismäki-Film – einen Protagonisten, der alle sich selbst fast vergessen lässt und bei den Geschlagenen das Mitleid regt: Manfred Fischer von der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur ist nachgewiesener Experte der Kulturförderung, anerkannter Maßen guten Willens und Ansprechpartner vieler verschiedener Off-Szenen. Nur, wenn Sparmaßnahmen einer Stadt zum Dauerthema werden und zum Hauptbestandteil aller Gedankengänge, dann wird auch der willigste Verwaltungs-Manager immer düsterer im Gesicht. Dass er gegenüber der Jazzzeitung trotzdem die Vorzüge des Berliner Fördersystems ausweist, spricht für sein positives Arbeitsverständnis. Die sogenannte Fachabteilung Kultur teilt sich ihren Senatsposten mit dem Bereich Wissenschaft und Forschung. Sie sitzt in der Brunnenstrasse (Berlin Mitte) gleichermaßen dicht an der Hochkultur- wie an der Off-Szene der Hauptstadt. Die Abteilung Kultur gliedert sich in die Referate Internationaler Kulturaustausch, Bibliotheken, Museen und Gedenkstätten, Bühne, Künstlerförderung und das Grundsatzreferat. Manfred Fischer leitet das Referat Künstlerförderung und damit auch den Bereich Jazz, der speziell durch den Senatmitarbeiter Clemens Teske administriert wird. Die Berliner Künstlerförderung teilt sich in die drei Hauptbereiche Einzelkünstlerförderung, Projektförderung und Institutionelle Förderung auf. Seitdem das Jazzfest an den Bund gefallen ist, spielt letzterer Bereich keine Rolle mehr und das Senatsbudget wurde um eine Viertel Million Euro entlastet. Für den Haushalt 2002 wies der Gesamtbereich Künstlerförderung nur noch 150.000 Euro aus, von denen 98.000 Euro ausgegeben wurden (der Rest fiel Kürzungen zum Opfer). Für das laufende Jahr ist ein Budget von 15.000 Euro Einzelkünstlerförderung und 115.000 Euro Projektförderung angesetzt. Sicher ist: Auch diesmal wird das Budget durch Haushaltsnachträge noch gemindert werden. Insgesamt muss im Vergleich zum Jahr 1990 eine Förderungsminderung um die Hälfte festgestellt werden. Jährlich werden durch die Senatsverwaltung um die fünf Stipendien
an Einzelkünstler vergeben. Bei einer Gesamtzahl von 20 bis 40 Anträgen
macht eine Bewerbung durchaus Sinn. Der Senat gibt für die Stipendien
Bewerbungsfristen vor, eine Jury entscheidet über die Zuwendungen.
Keinen festen Abgabetermin gibt es hingegen bei der Projektförderung.
Für Projekte werden zu jedem beliebigen Zeitpunkt Projektbeschreibungen
und detaillierte Finanzierungspläne entgegen genommen, beispielsweise
für Veranstaltungsreihen, Workshops, Tourneen oder Ensemblespiel.
Die Zahl dieser Anträge überschreitet selten 30, von denen
ein Drittel in der ein oder anderen Höhe bewilligt wird. Eine dritte
Fördermöglichkeit bietet das Berliner Studioprojekt. Unter
70 bis 80 Bewerbern wird alljährlich gemäß den Förderempfehlungen
der Jury Geld für Aufnahmestudios verteilt. Die Förderung von Jazz beispielsweise ist in Berlin trotz internationaler Bedeutung im Vergleich zur Hochkulturszene Peanuts geblieben und verliert weiter an Boden. Die Perspektive ist entgegen nachweislicher Erfolge etwa im Bereich der Frauenförderung traurig. Als Trostpflaster kann auch Manfred Fischer letztlich nur auf Förderalternativen hinweisen. Der Hauptstadtkulturfonds bietet zumindest größeren Vorhaben mit Leuchtturmfunktion für die kreative Freie Szene zusätzliche 10 Millionen Euro Projektförderung an. Al Weckert
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