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Es gibt heutzutage kaum noch Künstlerinnen, die das Prädikat einer Diva wirklich verdienen. Dee Dee Bridgewater gehört zweifelsohne dazu. Ihre funkensprühende Hommage an Kurt Weill in der Münchener Philharmonie fegte eine derart geballte Menge femininer Energie über den Bühnenrand, dass es dem Publikum schier den Atem verschlug. Dee Dee Bridgewater widmet den Abend dem uvre des deutschen Emigranten und Stranger Here Myself Kurt Weill, dessen Affinität zum Jazz etliche seiner Songs zur Adaption geradezu prädestiniert. Da ist Dee Dee Bridgewater, die Weill erst jetzt überhaupt für sich entdeckt hat, nicht die Erste. Das mindert jedoch keinesfalls die Qualität ihrer Münchner Weill-Präsentation. Vor dem Hintergrund eines Oktetts hochkarätiger Musiker amalgamiert Dee Dee Bridgewater Gesang und Entertainment zu einem mitreißenden Gesamtkunstwerk von atemberaubender Bühnenpräsenz. Ihre jederzeit kontrollierte Phrasierung, ihr Timing, ihre untrügliche Intonationssicherheit verbinden sich mit nuancierter Darstellungskraft. Sei es der linkische Backfisch, der die warnende Lektion vom bösen Mack The Knife erst zu spät kapiert, sei es die alternde Donna, die von den guten alten Zeiten in Bilbao träumt, oder Jenny, die trotz aller Rückschläge dem Leben stolz das ihre abzutrotzen sucht, Dee Dee Bridgewater verleiht ihnen Gegenwart, Leben und Würde. Die zuweilen fast überladen ausgeklügelten Arrangements stammen von Dee Dees Ex-Ehemann Cecil Bridgewater oder (frischer!) von ihrem Leib- und Magen-Pianisten und Organisten Thierry Eliez. Mit diesem und Andre Ceccarelli stehen ihr zwei langjährige Weggefährten zur Seite. Die handverlesene Crew schafft Raum für Gefühle und jede Menge ironisch unterlegter Sinnlichkeit. In roter Lederrobe und schwarzer Federboa spielt die Bridgewater gekonnt mit den Fantasien des Publikums. Tobias Böcker |
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