Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Wenn sich Weltmusik als Multikulti-Musik definiert, so war das Konzert von Joe Zawinul & The Zawinul Syndicate in der gut besuchten Memminger Stadthalle wohl eine Sternstunde: Jubelnd johlende Begeisterung, die seine Fans gegen Ende aus den Stühlen trieb und minuten-lang zu Standing Ovations hinriss. Wenn die Jazz-Legende Zawinul eher mit der Jetzt mach ich meinen Job-Haltung aufzutreten scheint, vermittelt sich, sobald er in seiner Keyboard-Festung Platz genommen hat, volle Konzentration. Heftig, pulsierend, in voller Lautstärke, legt das Syndicate los. Dieser Moloch, eine der ereignisreichsten elektrischen Bands der heutigen Szene, nimmt vom ersten Augenblick an gefangen, durch die unmittelbare Energie, die von der Bühne rüberspringt: temporeich, laut, die Kraft von gut zehn Lautsprecherboxen versetzt den Hörer in Vibrations. Dynamische Abstufungen waren an diesem Abend, bis auf ein paar Solos, nicht angesagt. Die lockere, aber bis auf des Messers Schneide scharfe Präzision war atemlos, gnadenlos straight. So scheint der Altmeister, in seiner ewig jungen Neugier auf Musik und neue Sounds, in dem Pulk seines Syndicates eine Art Jungbrunnen gepachtet zu haben. Ausnehmend junge Musiker verschiedener Kontinente und ein erfahrener Hirte, der seine neuen Schäfchen im Griff hat. Ein Zeichen und alles flutscht. Zawinuls Fill-ins sind klar und sprechen deutliche Impulse, gelegentlich mit der klugen Sparsamkeit des Alters: Kein Wort zuviel, aber das Wesentliche zum richtigen Zeitpunkt. Selten auch in der Art eines Adlers im Augenblick des Rüttelflugs. Mit stechenden Augen, gespannten Flügel-Armen, krallen die Finger zielsicher in die Tasten. Genial das Duo Zawinul und Paco Sery, Drums: offene Musikalität und unglaubliche Virtuosität, der Mann von der Elfenbeinküste, mit seiner Kalimba. Amit Chatterjee, Guitar, Vocals (Nord-Indien), beschwörend intensiv sein Gesang in reinsten Höhen, dagegen Manolo Badrena aus Puerto Rico, Percussion, Vocals, lust- und stimmungsvoll wie temporeich. Etienne Mbappe, E-Bass, Vocals, aus Kamerun spielte mit Handschuhen und nonchalanter Gelassenheit. Das Konzert wurde vom Bayerischen Rundfunk aufgezeichnet und ist am 21. Juni in der Sendung The best of um 23.05 Uhr auf Bayern 4 zu hören. Ebenso fast pünktlich zu Zawinuls 70. Geburtstag wird auch seine Biografie erscheinen. Wie haben Sie das gemacht, Herr Zawinul?, geschrieben von Gunther Baumann. Karin Meesmann |
|