Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Bring out, who ever they are!, forderte der Meister der Sorglosigkeit wie der Weltstar Bobby McFerrin spätestens seit seinem Mega-Hit Dont worry, be happy genannt werden darf im Rahmen seines Auftritts bei der diesjährigen und damit 33. Internationalen Jazzwoche in Burghausen. So ging er mit den Überraschungsgästen Maria Joao und Mustafa Aziza Zadeh sämtliche Geräuschkulissen der zwischenmenschlichen Kommunikation durch und dies auf einem unglaublich packend experimentellen vokalistischen Niveau. Seine beabsichtigt übermütige und wohl auch etwas arrogante Forderung brachte ihm dann allerdings auch eine Schuhplattlergruppe aus der Region auf die Bühne, der er doch ziemlich bedeppert gegenüberstand. Und das obwohl er sich was echt Oberbayerisches gewünscht hatte. Und nur den gestandenen Altbayern, die sogar noch auf McFerrins Scat zu platteln wussten, ist es zu verdanken, dass die Show des Weltstars hier nicht ins kitschig Peinliche abrutschte.
Diese Gefahr bestand im Rahmen dieses Gaudi-Auftritts leider des Öfteren. So dürfte nicht nur die Tatsache, dass er sich nach seinem Abgang vom Veranstalter als völlig ausgepowert entschuldigen ließ und damit die Zugabe-Forderungen ignorierte, den einen oder anderen Fan doch etwas enttäuscht haben. Aber das hochkarätige Programm, das vom 17. bis 21 April in den großen Doppelkonzerten in der Wackerhalle und im Stadtsaal, in den Kneipen der Jazznight, im Jazzkeller sowie auf Open-Air-Plätzen über 30 Formationen beziehungsweise Solisten umfasste, wies ja eine stilistische Breite auf, die vom Mainstream über rockigen Funk-Jazz und Free-Jazz bis hin zu experimentellen Schamanengesängen reichte. Als absolute Höhepunkte präsentierten sich beispielsweise die aserbaidschanische Vokalistin und Pianistin Aziza Mustafa Zadeh mit ihrer genialen Mischung aus orientalischer Rhythmik und Harmonik sowie den Elementen der klassischen und Jazzmusik. Fließende Bewegungen neoromantischer Art paarten sich hier mit Zadehs ureigener vitalistischer Motorik, in welcher immer wieder raffiniert synkopierte Sforzati aufhorchen ließen. Der Auftritt zeigte einmal mehr, dass Mystik im Werk der jungen Künstlerin eine tragende Rolle einnimmt. So bestach beispielsweise eine Hommage an ihren früh verstorbenen Vater durch arpeggienartig figurativ ausgelegte schwebende Akkorde der linken Hand, die etwas an Skrjabins impressionistische Phase erinnerten. Ebenso fesselten das leidenschaftliche Gastspiel der portugiesischen Sängerin Maria Joao zusammen mit der Band des Pianisten Mario Laginha oder das urig-originelle Abschlusskonzert der zehnköpfigen Formation um den kubanischen Kontrabassisten Cachaito Lopez, der das Publikum in die Klangwelt der kubanischen Rhythmen entführte. Insgesamt war gegenüber den Vorjahren ein deutlicher Trend zum Jazzgesang und auch zum Experimentellen erkennbar, der die stilistische Breite des Festivals enorm bereicherte. Auch das Modern String Quartet wäre hier als positives Beispiel zu nennen. Das neue Programm Art & Fun des Vienna Art Orchestra präsentierte einfallsreich durchdachte, oft fesselnd knackige Bläserarrangements und gewagte Stil- und Tempowechsel. Und dennoch, die Kompositionen dieses Programms wirkten nicht selten überladen und mit enormer Bläserpower fast zugeschüttet. Auch fiel in dem Cocktail dieser Weltmusik eine schon fast zwanghafte Art der Verdichtung von Einflüssen (Didgeridoo, E-Gitarren-Solo mit Verzerrer) negativ auf. Das wirkte doch etwas aufgesetzt und oberflächlich. Die Crème de la crème des deutschen Jazz gab sich in einem mitreißenden Konzert die Ehre. Denn mit den Old Friends konnte man Wolfgang Dauner, Klaus Doldinger, Jiggs Whigham, Manfred Schoof, Eberhard Weber und Wolfgang Haffner zusammen auf einer Bühne erleben. Man vernahm ein breites Angebot, das vom Publikum hervorragend angenommen wurde. S tefan Rimek |
|