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In dieser Kolumne werden nur Schallplatten besprochen, die selten, vergriffen und auch „Second Hand‘ nur schwer zu beschaffen sind. Das gilt ganz besonders für die heutige LP. Ich würde sogar sagen, diese Platte zu finden ist sehr unwahrscheinlich. Trotzdem möchte ich sie vorstellen. ROOTS ROTC 102: Richard „Groove“ Holmes – African Encounter 1989 besuchte ich einen Freund in Zimbabwe, der dort schon seit Jahren lebte. Zu der Zeit konnte man dieses von einem Diktator heruntergewirtschaftete Land ja noch bereisen. In dessen Hauptstadt Harare suchte ich wie immer, wenn ich in fremden Städten unterwegs bin, nach einem Schallplatten Laden. Neben vielen guten Aufnahmen afrikanischer Musik, auch durchaus mit Jazz-Einflüssen, gab mir der Verkäufer plötzlich die Groove Holmes LP in die Hand. Leider das einzige Exemplar und auch nicht mehr nach zu bestellen. Ich war trotzdem mehr als zufrieden. Als Orgel-Freak hatte ich einen richtigen Schatz gefunden. Bei Tourneen sind ja oft Jazz-Größen in fremden Ländern unterwegs und spielen mit den dort einheimischen Musikern, aber die Wenigsten machen auch Schallplatten-Aufnahmen mit ihnen. Groove Holmes hat es getan. Erschienen ist die LP in geringer Auflage auf einem kleinen Label und wurde auch nur vor Ort verkauft. Die Platte ist zwar unter dem Namen von Richard „Grove“ Holmes erschienen, aber eigentlich ist es eine Afrikanische Gruppe mit einem Amerikanischen Star-Gast. Groove Holmes spielt sich aber nie in den Vordergrund, sondern integriert sich immer voll in die Band. Auffallend ist jedoch seine Spielfreude, mit der er bei den afrikanischen Themen mitmischt. Bei Mannenberg, einem Stück das ja durch Dollar Brand (Abdullah Ibrahim) hinreichend bekannt ist, lässt Groove Holmes seinen afrikanischen Mitmusikern viel Raum und beschränkt sich auf sparsame Orgel-Einsprengsel. Die Soli von Saxophon und Gitarre können mit jeder amerikanischen Band mithalten. Killer Joe, die sehr eigenwillige Komposition von Benny Golson kommt ziemlich funkig daher und die Orgel ist in ihrem Element. Dark Clouds, ein Stück des Pianisten Ismal, ist sehr afrikanisch, und das Piano, neben Alt-Saxophon und Gitarre, das dominierende Instrument. Groove Holmes streut wilde Breaks ein, aber die afrikanischen ostinaten Strukturen bleiben der ruhende Pol des Stückes. Eine richtige Funk-Nummer ist Since You‘ve Been Gone. Vor allem der Gitarist Johnny Fourie trifft den richtigen Sound und Groove Holmes unterstützt ihn perfekt. Beide geben einen fetten Klangteppich für das Alt-Saxophon. Barney‘s Groove, wie es der Titel schon vermuten läßt, ist ein Titel des Alt-Saxophonisten. Er hat eine groovige Einleitung, geht dann aber in den typischen Cape-Town-Sound der ‚Kwela Rhytmen‘ über, wie man ihn auch von Dollar Brand kennt. Diese Musik strotzt vor Spielfreude und ist mit jazzigen Soli aller Beteiligten das vielleicht mitreißenste Stück der LP. Mit Mr. Magic, einer fast klassischen Jazz-Ballade schließt die LP ab. Im Medium Tempo gespielt, aber mit funkigen Elementen. Barney Rachabane greift hier zum Sopran-Saxophon und ein gut aufgelegter Groove Holmes steuert einige Orgel-Späßchen bei. Schade, dass die LP ein absolut lokales Produkt von Harare/Zimbabwe geblieben ist und nicht den Weg in Europäische Läden gefunden hat. Alles in Allem eine Platte die gute Laune macht und wenn es jemandem gelingt, sie irgendwo zu aufzutreiben, so kann er sich glücklich zu schätzen. Manfred Scheffner |
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