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Dominik Seidler wurde am 28. August 1970 in Freiburg im Breisgau geboren. Nach Schulzeit und Zivildienst studierte er Musikwissenschaft, Ethnologie und Romanistik in Köln und Lissabon. Nach Abschluss seines Magisters arbeitete er unter anderem in der Festival- und Messeorganisation, als Online-Redakteur, Key Account Manager und Vertriebsleiter. Parallel studierte er Kulturmanagement, heiratete und ist Vater von zwei Kindern. Für das Bundesjazzorchester arbeitete er viele Jahre als Orchestermanager. Er spielt selbst gerne die Jazzposaune, zum Beispiel im Jazzorchester der Rheinischen Musikschule. JazzZeitung: Seit dem 1. April bist du beim Musikrat angestellt als Projektleiter für das BuJazzO und die Begegnung „Jugend jazzt“. Was sind deine Aufgaben? Dominik Seidler. Foto: Deutscher Musikrat Dominik Seidler: Das Aufgabenspektrum ist so vielseitig wie die beiden Projekte. Im Zentrum meiner Tätigkeit für das BuJazzO steht die Konzeption und Umsetzung eines pädagogisch hochwertigen Angebots in jährlich mindestens zwei Arbeitsphasen sowie die Planung und Durchführung der anschließenden Konzertaktivitäten. Für „Jugend jazzt“ organisiert unser Team pro Jahr einen Bundeswettbewerb, bei dem die ersten Preisträger der vorausgehenden Landeswettbewerbe aufeinandertreffen. In geraden Jahren findet der Wettbewerb für Bigbands statt, in ungeraden für kleine Ensembles und Combos. Unsere Arbeit im Projektbüro ist vor allem geprägt von Kommunikation. Viele Personengruppen sind an unseren Aktivitäten interessiert und beteiligt: Unsere künstlerische Leitung, die Dozenten, die Bewerber und Musiker, der Jazz-Beirat, die Jury der Bundesbegegnung, unsere Geschäftsführung, Förderer und Zuwendungsgeber, die Presse sowie die Veranstalter. Unsere Aufgabe besteht darin, diese Menschen zusammenzubringen mit dem Ziel der musikalischen Nachwuchsförderung im Jazz. JazzZeitung: Mit welchen Gefühlen hast du das neue Amt angetreten? Seidler: Natürlich mit Freude darüber, diese Position bekommen zu haben und natürlich auch mit Spannung in Hinsicht auf das Neue. Aber viel Zeit für Gefühle hatte ich nicht. Kaum war ich da, ging es schon direkt los mit BuJazzO-Konzerten in Hildesheim, Leipzig und Düsseldorf. Das BuJazzO gewann den ECHO Jazz 2012 und es standen zwei Arbeitsphasen vor der Tür – eine in Rheinsberg im August und eine Sonderarbeitsphase mit der WDR Big Band im September in Heek. Daneben haben wir uns bereits mit Hochdruck an die Organisation der 10. „Bundesbegegnung Jugend jazzt“ gemacht, die vom 8.-11. November in Dresden stattfindet. Ganz herzlich möchte ich mich bei allen Kollegen bedanken, die mich bei meinem Einstieg in den neuen Job mit Know-how und Geduld unterstützt haben! Das war ein herzlicher Einstieg in ein tolles Team. JazzZeitung: „Dominik Seidler weiß, wie´s geht“ gab dir dein Vorgänger Peter Ortmann mit auf den Weg. Bürde oder Verpflichtung für dich? Seidler: Warum Bürde? Das Lob gebe ich gerne an Peter Ortmann zurück, er hat mir nach seiner langjährigen Tätigkeit zwei sehr gut eingeführte Projekte mit einem hohen Reifegrad hinterlassen. An seine Arbeit kann ich sehr gut anknüpfen, und „bei Null“ musste ich ja auch nicht anfangen. Peter Ortmanns Aussage verweist auf meine Tätigkeit als Orchestermanager des BuJazzO in den vergangenen Jahren. Hier bringe ich in der Tat mehrere Bühnenkilometer an Erfahrung mit. Auch kenne ich viele BuJazzO-Absolventen und -Leiter der letzten Jahre persönlich. Vor allem von Peter Herbolzheimer konnte ich viel lernen, zu dem ich auch privat ein herzliches – und in Köln sogar nachbarschaftliches Verhältnis – hatte. Dies alles hilft mir heute bei meiner täglichen Arbeit. Jazz war meine erste Liebe. Mit 15 Jahren trat ich in meine erste Bigband ein, dem Freiburger Schülerjazzorchester. Während meiner Studienzeit in Köln saß ich an der ersten Posaune im Jugendjazzorchester NRW. Dass ich Musikwissenschaft, Ethnologie, Romanistik und Kulturmanagement studiert habe und außerdem in den letzten Jahren als Vertriebsleiter einer großen Kölner Dialogagentur gearbeitet habe, verschafft mir zusätzlich Sicherheit. Ich denke, ich kann die Projekte authentisch vertreten und auf Augenhöhe mitreden. JazzZeitung: Was sind deine Ziele, was möchtest du erreichen? Seidler: Ich möchte den jungen Musikern in den Förderprojekten eine größtmögliche Vielfalt an Impulsen anbieten, damit sie von der kurzen Zeit ihrer Teilnahme maximal profitieren können. Die Vermittlung des musikalischen Angebots muss sowohl das Erbe als auch die aktuellen Formen des Jazz umfassen. Die Begegnungen und die Vernetzung während der Veranstaltungen sollen der musikalischen und persönlichen Weiterqualifizierung der jungen Leute dienen. Wir möchten ihnen bei der Vernetzung und dem Einstieg ins Berufsleben helfen, quasi als „Türöffner“, zur Orientierungshilfe, bei der Berufsfindung und Selbstvermarktung. Auch unser Projektbüro selbst benötigt ein starkes Netzwerk von Partnern, das es gilt auszubauen. Vor allem die Gewinnung und Pflege von Förderern, Zuwendungsgebern, Presse- und Veranstaltungspartnern erfordert Energie und Nachhaltigkeit. Alle Aktivitäten sollen dazu dienen, den Bekanntheitsgrad und das positive Image der Marken „Bundesjazzorchester“ und „Jugend jazzt“ langfristig noch mehr zu stärken. Am Ende des Tages muss die wirtschaftliche Handlungsfähigkeit der Projekte sichergestellt sein. JazzZeitung: Es gab bisher Probleme der Wahrnehmung des BuJazzO in den Medien. Wie willst du das ändern? Seidler: Generell ist mein Ziel, die hohe Qualität und Reife der Projekte nachhaltig und zeitgemäß in der Öffentlichkeit darzustellen. Hier sind wir auf einem sehr guten Weg, unser Team wurde extra verstärkt durch eine neue Mitarbeiterin für den Schwerpunkt „Presse- und Öffentlichkeitsarbeit“. Wir arbeiten mit Hochdruck an einer neuen Außenwahrnehmung mit neuem Foto- und Filmmaterial, unter anderem für unseren neuen Imagefilm. Ein eigenes Kamerateam begleitete uns in den letzten beiden Arbeitsphasen. Zusätzlich ist es uns gelungen, in die Arbeitsphase nach Rheinsberg ein Fernsehteam des RBB einzuladen. Immerhin mit 16 Leuten, 5-Minuten-Beitrag und Live-Schaltung! Auch zur nächsten Bundesbegegnung „Jugend jazzt“ will ŠKODA ein eigenes Kamerateam schicken. Wir relaunchen nach und nach unsere Internetpräsenzen www.bujazzo.de und www.jugend-jazzt.de, bereits veröffentlicht wurde im September das neue Facebook-Profil https://www.facebook.com/bujazzo, dem bereits nach zwei Wochen über 200 Personen folgten. Hier bietet das BuJazzO Blicke hinter die Kulissen sowie die Möglichkeit zum direkten Dialog und Austausch über Themen aus dem Jazzbereich. Wir müssen vor allem auch in den neuen Medien präsent sein. Denn dort wird von den jungen Leuten bereits kräftig über uns gesprochen, das dürfen wir nicht aus der Hand geben. Gerade die neuen Medien bieten die Chance, mit relativ geringem Etat eine große Wirkung und Reichweite zu erzielen. JazzZeitung: Bislang fand unter deiner Verantwortung eine Arbeitsphase des BuJazzO statt. Was war das Thema und wie ist es gelaufen? Seidler: Unter meiner Verantwortung fanden bereits zwei Arbeitsphasen statt: Die 50. Sommerarbeitsphase in Rheinsberg im August unter der Leitung von Prof. Jiggs Whigham und im September eine Sonderarbeitsphase in Heek im Rahmen unserer „tutti pro“-Orchesterpatenschaft mit der WDR Big Band. Die Sonderarbeitsphase mit der WDR Big Band hatte natürlich die Begegnung mit unseren Paten im Fokus. Ich bin sehr stolz, dass wir diese Patenschaft, die schon seit 2010 besteht, erstmalig mit Leben füllen durften. Unter der Leitung von Ansgar Striepens und Michael Abene haben wir vier intensive Tage und Nächste gemeinsam in der Landesmusikakademie NRW verbracht. Das war eine energiegeladene Zeit, alle Beteiligten haben gespürt, dass diese Patenschaft voll ins Schwarze trifft. Es wurden Noten, künstlerische Leiter, Solisten und ganze Sätze ausgetauscht. Die Musiker der WDR Big Band standen als Dozenten und Ansprechpartner zur Verfügung. Zum Abschluss gab es ein erfolgreiches Konzert, das von gegenseitiger Begeisterung getragen wurde. Ich hoffe, wir haben hier eine Tradition neu erfunden. Für das BuJazzO sind solche Begegnungen eine hervorragende Chance zur persönlichen Kontaktaufnahme und zur Entwicklung von 1:1-Situationen mit erfahrenen Kollegen. Ich bin sicher, dass es auch für die Musiker der WDR Big Band eine spannende Zeit war, in der sie ihre Erfahrungen an die Profis von morgen weitergeben können. Mein Wunsch ist es, diese Begegnung regelmäßig – zum Beispiel alle zwei Jahre – durchzuführen. Auf diese Weise hätte jedes BuJazzO-Mitglied einmal während der zweijährigen Mitgliedschaft die Chance, an einem solchen Projekt teilzunehmen. JazzZeitung: mit den beiden künstlerischen Leitern? Seidler: Ich stehe sowohl mit Jiggs Whigham als auch mit Niels Klein in ständigem Kontakt. Das ist auch wichtig, denn es gibt viel für die Zukunft zu planen und zu besprechen. Wie gesagt, besteht unser Geschäft fast ausschließlich aus Kommunikation, und da muss man sich auch persönlich verstehen und vertrauen können. Beides ist in unserem gesamten Leitungsteam gegeben, was mich sehr freut. Mir ist wichtig, dass alle bei maximaler Transparenz jeweils den gleichen Wissensstand haben. JazzZeitung: Auch „Jugend jazzt“ hat bereits stattgefunden? Seidler: Wir stehen kurz vor der Realisierung der 10. „Bundesbegegnung Jugend jazzt für Jazzorchester mit dem ŠKODA Jazzpreis“ vom 8.-11. November in Dresden. Das ist sehr spannend, denn auch hier gilt es, viele Menschen und Interessen am jeweils richtigen Ort zusammenzuführen. Ich denke, wir haben gemeinsam mit ŠKODA ein Programm ausgearbeitet, das sich sehen lassen kann: Der erste Tag wird im Zeichen der Wertungsspiele in der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber stehen. Sechs Orchester kommen am zweiten Tag weiter in die nächste Runde. Parallel bieten wir jeder Band einen Workshop mit herausragenden Dozenten an. Hier konnten wir Malte Burba, Tom Götze, Sebastian Merk, Finn Wiesner, Michael Winkler, Marko Lackner und James Morrison gewinnen. Am 11.11. beginnt um 11.00 Uhr die offizielle Preisverleihung, das ist leicht zu merken. Die drei ŠKODA-Preise beinhalten jeweils einen Workshop und Konzert mit Jiggs Whigham, Till Brönner und Tom Gaebel. Daneben gibt es attraktive Konzert- und Förderpreise von Jugend jazzt Rheinland-Pfalz, dem Sächsischen Musikrat, dem Sächsischen Staatsministerium für Kultus, der Union Deutscher Jazzmusiker, der JAZZ PODIUM Verlags-GmbH und der Notenversand Kurt Maas GmbH & Co. KG. Auch wir als Deutscher Musikrat stiften einen Preis. JazzZeitung: Was sind die Pläne für die nächste Zukunft? Seidler: Gemeinsam mit der Bert-Kaempfert-Stiftung haben wir einen „BuJazzO-Kompositionspreis“ ausgeschrieben, die ersten Werke gehen bereits per Post ein. Wir suchen gezielt neue Werke junger Komponisten für Jazzorchester mit und ohne Vokalensemble für unsere nächste Winterarbeitsphase unter der Leitung von Niels Klein, die unter dem Motto „Next Generation“ stehen wird. Die Preisverleihung sowie die öffentliche Uraufführung der Preisträgerwerke finden am Freitag, den 8. März 2013 in der Hochschule für Musik Trossingen als feierlicher Abschluss der Arbeitsphase statt. Für Mai 2013 planen wir unter der Leitung von Mike Herting eine Westafrika-Tournee gemeinsam mit einheimischen Profimusikern durch die Länder Senegal, Mauretanien, Mali und Guinea-Bissau. Im Zentrum der Tournee soll ein Auftritt auf dem Jazzfestival in Saint-Louis stehen, einem der größten Jazzfestivals Afrikas. Im Vorfeld wollen wir vor Ort in einem zehntägigen Workshop mit den westafrikanischen Musikern ein gemeinsames Programm erarbeiten. Es kann allerdings sein, dass wir die Reiseroute noch etwas modifizieren müssen aufgrund aktueller politischer Gegebenheiten, vor allem in Mali. Die Sommerarbeitshase 2013 wird von einem ehemaligen BuJazzO geleitet: Chris Walden. Er wohnt mittlerweile in Los Angeles, einer Weltmetropole der Musikindustrie. In der Geschichte des Jazz spielte diese Stadt eine wesentliche Rolle in der Entwicklung des sogenannten „West Coast Jazz“ – diesem Thema ist auch diese Arbeitsphase gewidmet. Und last but not least wird im Jahr 2013 unser 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Mein Ziel ist die Durchführung eines zentralen Festaktes in der zweiten Jahreshälfte, die Produktion einer Jubiläums-CD usw. Es soll aber noch nicht zu viel verraten werden. Die elfte Bundesbegegnung „Jugend jazzt für kleine Ensembles und Combos“ ist für den Juni 2013 in Hessen vorgesehen. Und natürlich planen wir auch hier schon kräftig und konkret für 2014 die zwölfte Bundesbegegnung „Jugend jazzt für Jazzorchester mit dem ŠKODA Jazzpreis“ in Stuttgart. Man kann unterm Strich sagen: Bei uns ist immer was los! Interview: Reiner Kobe
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