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25 Jahre ist es her, dass der Anfang 2011 verstorbene Richard Wiedamann das Landes-Jugendjazzorchester Bayern (LJJB) in Regensburg gründete. Die musikalische Leitung der „Bavarian First Herd“, wie die Konzertbesetzung des LJJB auch genannt wurde, übernahm zunächst Duško Goykovich. Inzwischen besteht das Landes-Jugendjazzorchester unter der Leitung von Harald Rüschenbaum aus der Konzertband und einer weiteren Bigband, beide oft mehrfach besetzt. Dazu kommen die „Jazz Juniors“, 10- bis 15-Jährige, die an Einsteigerkursen teilnehmen und in Combos unter anderem das Spiel ohne Noten üben. Um in das Orchester aufgenommen zu werden müssen sie, wie andere Bewerber auch, ein Vorspiel bestehen – im Rahmen des Landeswettbewerbs „Jugend jazzt“ oder während eines Arbeitstreffens. Die Mitglieder – derzeit rund 400 junge Jazzmusiker aus Bayern und angrenzenden Gebieten im Alter zwischen 10 und 25 Jahren – kommen jährlich zu vier Arbeitstreffen in den Bayerischen Musikakademien zusammen. Neben den „Jazz Juniors“ gibt es außerdem die Fördermaßnahmen „Come to Combo“ (Workshops für Solisten, die Erfahrung im Zusammenspiel suchen), „Combo kicks“ (Workshops für Bands, die mehr über das Zusammenspiel wissen wollen), „Jazz-Vocal“ (Workshops für Jazz-Solo- und Ensemblegesang), „Jazz Masters“ (Meisterkurse für Jazz mit namhaften Dozenten) und Multiplikatoren-Seminare (pädagogische Fortbildungen, Bigband-Leiter-Seminare). Im Sommer trifft sich das LJJB alljährlich zu einer Probenphase in der Bayerischen Musikakademie Schloss Alteglofsheim bei Regensburg. In diesem Jahr begegnete sich dort vom 7. bis 11. September eine erweiterte Bigband-Besetzung, die schon im Juli beim Jazzweekend Regensburg aufgetreten war, 28 „Jazz Juniors“, 19 Vokalist(inn)en und die Teilnehmer eines Kompositions-, Improvisations- und Arrangement-Workshops für fortgeschrittene Orchestermitglieder. Parallel dazu fand zum siebten Mal der Kurs „Know How für Big Band Leiter” mit 15 Lehrerinnen und Lehrern statt. 2006 wurde er als Preis für Bandleader ins Leben gerufen, die mit ihren Ensembles am Wettbewerb „Jugend jazzt“ teilgenommen hatten. Denn in Bayern gehört es zum Konzept von „Jugend jazzt“, dass die Teilnehmer Fortbildungsmaßnahmen gewinnen können. 2007 wurde das Seminar für alle interessierten Leiter geöffnet. Seit 2011 wird es von der Landesarbeitsgemeinschaft Jazz an Schulen in Bayern mit veranstaltet und damit vom bayerischen Kultusministerium offiziell als Fortbildungsveranstaltung für Lehrer aller Schularten anerkannt. Für Harald Rüschenbaum spielt der Kurs eine wichtige Rolle, weil durch ihn „ein Netzwerk der Jazzförderung geschaffen wird. Mit den Lehrern entsteht ein Kamineffekt, ein Sog. So wird immer mehr passieren.“ Von Anfang an wurde er von Thomas Zoller geleitet, einem aktiven Musiker, erfahrenen Band- und Bigband-Leiter und heute Professor für Komposition und Arrangement an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden: „Ich bin dabei, weil es genau das richtige Konzept ist.“ Das „Know How für Big Band Leiter“ wurde im gemeinsamen Musizieren bei der Erarbeitung von Stücken erworben, die beim Abschlusskonzert aufgeführt wurden, dann aber vor allem auch mit den eigenen Bands gespielt werden können. Im Kurs wurde die Wahrnehmung der Teilnehmer weiterentwickelt und eine strukturierte, systematische Arbeitsweise kennengelernt, die alle wichtigen Aspekte der Bigband-Arbeit abdeckt und so konzipiert ist, dass sie leicht auf den Probealltag der eigenen Bigband, zum Beispiel in der Schule, übertragbar ist. Es ging um Proben-Methodik, mögliches Repertoire, Instrumentierung (Wie kann ich fehlende Instrumente durch andere ersetzen, die von Schülern gespielt werden?), Rhythmuskonzepte, das Arrangieren für die Erfordernisse der Band, die Arbeit in Sections sowie um Intonation und Stilistik. Wichtig im Ansatz von Thomas Zoller ist dabei der Wechsel zwischen aktivem Spiel, theoretischen Erläuterungen und der Lösung praktischer Probleme aus dem Erfahrungsbereich der teilnehmenden Bigband-Leiter. Wesentlich für diesen Kurs ist außerdem, dass die Teilnehmer die Möglichkeit bekommen, das Erlernte praktisch auszuprobieren – als Leiter einer zeitgleich in der Musikakademie probenden Besetzung des Landes-Jugendjazzorchesters oder, wie in diesem Jahr, einer „Jazz Juniors“-Bigband. Hier ersetzten Klarinette und Sopransaxophon zwei fehlende Trompeten und vier Saxophone den Posaunensatz. Nun mussten, vielleicht ähnlich wie in der Schulrealität, ungeübte Stücke mit einer nicht eingespielten Band aus 10- bis 15-Jährigen einstudiert werden. Nach der Probe fand im Lehrer-Kurs die Kritik durch Thomas Zoller statt, als erstes die Aufforderung: „Man darf loben!“ Und gleich praktisch: „Ihr seid in kurzer Zeit besser geworden.“ Strikt verboten ist bei Jugendlichen Ironie, auch bezüglich der Musik. Es folgten die Hinweise: „Erst muss man spielen, was in den Stücken drin ist, dann kann man noch immer kreativ sein. Ein wichtiger Punkt ist die Aufstellung der Band: Der Leiter muss immer Blickkontakt zu allen Spielern halten.“ Damit bezog er sich auf die vorangehende Probensituation, in der die kleinen Spielerinnen und Spieler im Trompeten- und Posaunensatz hinter ihren Noten verschwunden waren. Auch im nächsten Jahr wird der Kurs „Know How für Big Band Leiter” stattfinden, dann wieder am Anfang der bayerischen Schulferien, im August. Informationen gibt es auf www.ljjb.de und auf www.jazz-an-schulen.de, wo man einen Fortbildungs-Newsletter bestellen kann. Die Anmeldung für Lehrer erfolgt im zweiten Schulhalbjahr über das Fortbildungsportal FIBS (www.fortbildung.schule. Godehard Lutz |
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