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In der weltbekannten Band Quadro Nuevo ist Mulo Francel eine treibende Kraft. Nun, nach vielen Jahren mit den verschiedensten Projekten wurde es Zeit für die eigene, erste Jazzplatte des Saxophonisten. „Escape“ lautet der Titel des der CD, die gemeinsam mit dem Pianisten David Gazarov, Bassist Sven Faller und Drummer Robert Kainar ganz und gar nicht fluchtartig neue Wege einschlägt… JazzZeitung: Du bist viel unterwegs gewesen, hast mit Quadro Nuevo, Mind Games, Tango Lyrico und dem Trio Obscur viele Tourneen gespielt und Alben aufgenommen. Gibt es da nur Vielfalt, oder auch Konstanten? Mulo Francel mit neuer Quartett-Produktion Mulo Francel: Es ziehen sich verschiedene Parameter durch meine bisherige Laufbahn. Ich arbeite gerne eklektisch, will mich also nicht einer Stilrichtung verschreiben, sondern suche mir nach dem Lustprinzip Lieder und Ideen aus verschiedenen Genres zusammen. Als andere Konstante arbeite ich gerne in einem basisdemokratischen Team – jeder darf seine Ideen einbringen, sich verwirklichen, denselben Erfolg, Spaß, Ruhm ernten und bekommt konsequenterweise natürlich auch dieselbe Gage. So ist das bei Quadro Nuevo immer gewesen. Außerdem spielte ich als Saxophonist immer schon gerne in außergewöhnlichen Besetzungen – mit Harfe, mit Kirchenorgel, mit klassischem Soprangesang oder in der alten Pariser Valse-Musette-Instrumentierung. JazzZeitung: Warum dann die Notwendigkeit, unter eigenem Namen etwas Neues an den Start zu bringen? Worin unterscheidet „Escape“ sich von allen bisherigen Projekten? Francel: Bei „Escape“ hatte ich einfach mal Lust auf die traditionelle Jazzquartettbesetzung mit Sax, Klavier, Kontrabass und Schlagzeug. Außerdem wollte ich ausnahmsweise wirklich mal „der Boss“ sein, um meine klanglichen und kompositorischen Vorstellungen dieses Albums durchzusetzen. Es sollte auch ausschließlich um meine Lieder gehen, meine Juwelen, die ich zwar in anderen Bands schon oft auf der Bühne gespielt hatte, aber hier unbedingt in einem jazzigeren Kontext hören will. JazzZeitung: Eine „Jazzplatte“ – erforderte das Mut, weil du dem Hörer auch das ein oder andere präsentierst, was er von dir nicht gewohnt ist? Francel: Stimmt. Außerdem gibt es in dieser Besetzung, dem klassischen Jazz-Lineup mit Sax, Piano, Bass und Drums, so unglaublich viele tolle Aufnahmen – Stan Getz, John Coltrane, Paul Desmond, Michael Brecker, Charles Lloyd und viele mehr – an die Idee ging ich mit entsprechend großem Respekt ran! Aber jedes Mal, wenn ich mit den Musikern von „Escape“ zusammenarbeitete, hatte das so viel Spaß gemacht, dass ich alle Bedenken in den Wind schlug. Vor allem meine 20-jährige Freundschaft zu dem fantastischen Klavier-Zauberer David Gazarov aus Baku wollte ich unbedingt mal auf einer Platte zelebrieren. JazzZeitung: Was war dann der nächste Schritt? Francel: Eine Jazzplatte ist ja eigentlich schnell aufgenommen. Man nehme einen Haufen Musiker, die gut improvisieren, zehn Standards und los geht‘s! (lacht) Aber ganz so einfach wollte ich es mir nicht machen. Ich habe erstens sehr lange überlegt, welche Kollegen die richtigen sind, und dann hatte ich auch sehr genaue Vorstellungen, wie welche Stücke von mir klingen sollten. In diesem Rahmen jedoch hatten die Musiker maximale interpretatorische Freiheit. JazzZeitung: „Escape“ könnte man mit „Entkommen“ übersetzen. Schwingt da aber auch „Flucht“ mit? Und wenn ja, wovor? Vor alten musikalischen Fahrwassern? Francel: Der Mann auf dem Cover nimmt ja sein Sax mit! Er flieht nicht vor seiner Musik. Auch nicht vor bekannten musikalischen Fahrwassern. Ich gebe zu – dieser Musiker könnte durchaus ich sein: Ein Ausbruch. Ein Davonstehlen aus der Konsumwelt, aus der Massenberieselung. Weg von eingefahrenen Mustern, von der Seichtheit urbaner Vergnügungsangebote, vielleicht auch ein Abschied von gesellschaftlichen Konventionen. Aber dieses „Sich-Entfernen“ ist keine Flucht vor den Herausforderungen des Lebens, sondern deren Annahme! Interview: Carina Prange CD-Tipp
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