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Iiro Rantala und sein Trio Töykeät hatten über fast zwei Jahrzehnte zeitgenössische Jazzgeschichte geschrieben. Dann schien es plötzlich Zeit für etwas Neues – Rantala machte sich frei, arbeitete und tourte von nun an mit neuer Formation unter eigenem Namen, bekannte sich zu seiner Lust am Beatboxing wie zu seinen klassischen Wurzeln. Als Querdenker und fundierter Kenner der Jazzgeschichte kann Rantala sich erlauben, auf der Bühne auch mal Witze zu reißen – einen seiner quirligen, funkensprühenden Auftritte vergisst man seinen Lebtag nicht. Auf dem neuen Album, „My History Of Jazz“, gräbt Rantala für uns seine Jazzwurzeln aus – und, für manche unerwartet, trägt ein besonders dicker, altehrwürdiger Wurzelstrang den Namen Johann Sebastian Bach… Der finnische Komponist und Pianist Iiro Rantala. Foto: Steven Haberland/ACT JazzZeitung: Iiro, deine neue CD heißt „My History of Jazz“ und enthält viele Kompositionen Bachs, kombiniert mit Eigenkompositionen von dir. Wie kam das, dass Bachs Musik, wie du in den Linernotes verrätst, in „dein Leben trat, als du gerade sechs Jahre“ alt warst? War dir die Außergewöhnlichkeit dieser Musik damals schon bewusst? Iiro Rantala: Als ich etwa sechs Jahre alt war, brachte meine Mutter mich zum Vorsingen zum Knabenchor „Cantore minores“ in Helsinki. Ich war anschließend sechs Jahre lang Chormitglied, sang Bachs Johannes-Passion, seine Matthäus-Passion, die h-Moll-Messe und das Weihnachtsoratorium. Wir sind mit diesem Chor richtiggehend um die Welt getourt! Auch in Deutschland sind wir gewesen. Das war schon eine tolle Zeit, damals… JazzZeitung: Du hast klassisches Klavier studiert. Kann man es so verstehen, dass die Klassik als dein Fundament die Basis für deine diversen Jazzexperimente bildet? Rantala: Ja, ich denke wie ein klassischer Musiker. Aber da ich improvisierte Soli spiele, nenne ich es Jazz. Mein klassischer Hintergrund lässt mich mehr über die Komposition nachdenken. Ich will gute Stücke spielen, gute Melodien. Nicht einfach „Riffs“. Ich verlasse mich auf die Komposition, weniger auf die Soli als solche. Gute Soli sind wie eine Dreingabe, die ich aber gerne mitnehme, wenn es sich ergibt … JazzZeitung: Führt vom sehr erfolgreichen Trio Töykeät eine gerade Linie zum Rantala New Trio und von dort zum Soloprojekt, zum neuen Album? War es unvermeidlich oder alles Zufall? JazzZeitung: Mit „Lost Heroes“ hast du den prägenden Musikern, die dir auf deinem Weg begegnet sind, ein Denkmal gesetzt – nun widmest du dich deinem Haupteinfluss, Johann Sebastian Bach. Wie relevant ist ein solcher Blick in die Vergangenheit für deine Gegenwart? Rantala: Bach ist ja nur ein Aspekt des neuen Albums. Die Idee dahinter ist, alle Stile und Epochen des Jazz einzubeziehen, die mir wichtig sind. Aber um die Frage zu beantworten: Bach ist die perfekte Musik! Ich muss ihn jeden Tag spielen, sogar zu Hause. Ich bin süchtig nach Bach, ich brauche mein tägliches Quantum von seiner Musik. Bachs Musik ist heute so relevant wie je. Sie ist für die Ewigkeit. Interview: Carina Prange CD-Tipp Iiro Rantala: My History Of Jazz |
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