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Gibt’s eigentlich noch CDs? Ja, doch, gerade heute sah ich eine kleine Musik-Neuheiten-Anzeige: „Erhältlich als Download, Vinyl und CD“, so stand es da. Ein in Unehren und Skandalen ergrauter Pop-Altstar hatte sich mal wieder ins Studio geschleppt, um ein Album zu machen. Die Anzeige dafür allerdings teilt er sich mit zwei weiteren grau-grummeligen Herren fortgeschrittenen Alters – Weltstars allesamt, aber eigene Werbe-Kampagnen sind nicht mehr drin. Die Plattenfirmen müssen sparen. Nächstes Jahr soll es sogar nur noch einen einzigen Welt-VÖ-Termin geben, da werden dann alle Neuheiten zusammengelegt, damit sich’s rechnet. Dabei hat irgendein Spaßvogel von Lobbyist erst kürzlich noch geschrieben: „Die CD ist das erfolgreichste Musikmedium der Geschichte.“ Und er hat ja recht: Die CD war so erfolgreich, dass sie sich sogar selbst wegdigitalisiert hat. Und die Musikbranche gleich mit. Was tun wir jetzt also mit den Silber-Dingern im Schrank, nachdem wir sie uns längst auf den iPod gerippt haben? Heißer Tipp von mir: Kontaktieren Sie mal den Künstler Matthias Hintz! Der fertigt aus CDs moderne Plastiken und hat dabei eine „intensive und fesselnde Formensprache“ entwickelt: „Die ehemals gleichmäßig aufgedampfte silbrige Aluminiumschicht der CDs bleibt flächig erhalten und erzeugt einen edlen, silbrig-transparenten Glanz.“ Na, wenn das nichts ist: Da spendet man seine CDs doch gerne dem Kulturschaffen. Pro „Datenskulptur“ braucht Hintz 300 bis 15.000 CDs, seien Sie also nicht knauserig. Immerhin leisten Sie da einen wichtigen Beitrag zu einem „zeitgemäßen Dialog von Kunst, Wissenschaft und Technik“. Kleiner Trost: Die Musikdaten bleiben der Polycarbonat-Skulptur „inhärent“, was immer das heißen mag. Und falls Sie Vinyl-Fan sind und das Digitale ohnehin nie mochten: Skulpturen sind hundertprozentig analog. Die gibt’s auch morgen noch. Rainer Wein |
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