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In den USA kennen ihn selbst jene, die sich mit Jazz nur am Rande beschäftigen. Das hat weniger mit seinem herausragenden, doch fast schon unterschätzen Klavierspiel zu tun, ist eher eine Folge seiner Tätigkeit als Pädagoge, Rundfunkmoderator, Fernsehpersönlichkeit. Billy Taylor, dieser liebenswürdige, unermüdliche Diener, Ritter und Anwalt des Jazz, hat Jazz in unzählige amerikanische Wohnzimmer gebracht und an alle erdenklichen Orte, auch dorthin, wo zuvor kein Jazz erklang, in die Schulen, auf die Straßen. Leicht verständlich, in seiner sympathischen Mischung aus Seriosität und Lockerheit präsentierte und erklärte er den Jazz. Viele Youtube-Clips, die das Phänomen seiner Beliebtheit belegen, bezeugen: Zu seinen Kenntnissen und seinem Können kam eine freundliche Ausstrahlung, die auf einen liebevollen, friedlichen, integren und heiteren Menschen schließen lässt. Einer angenehmen Persönlichkeit hört man eben, unabhängig vom Thema, gerne zu. Taylor stammte noch aus einer ganz anderen Ära, hatte noch in den 40er-Jahren den Übergang von In den frühen 40er-Jahren zog Billy Taylor nach New York, wo er bald mit Größen wie Eddie South, Stuff Smith, Ben Webster und Dizzy Gillespie arbeitete. Mit seinem eleganten Stilmix aus Tatum, Nat King Cole und cool aufgefassten Bebop passte er bald in jedes erdenkliche Umfeld. 1951 bildete er im Birdland die Haus-Rhythmusgruppe. Sein Trio der 50er-Jahre war eines der besten im Jazz, obgleich er bisweilen seine Sidemen an populärere Bandleader verlor, zum Besipiel Ed Thigpen an Oscar Peterson. Er wurde populär durch eigene Sendereihen im Rundfunk. Der größte kompositorische Hit seiner langen Laufbahn, „I Wish I Knew How It Would Feel To Be Free“, wurde in den 60er-Jahren eine Art Hymne der Bürgerrechtsbewegung um Martin Luther King, dem der junge Billy Taylor nahestand. 1965 war er Mitbegründer des Jazzmobile, eine Organisation, die kostenlose Konzerte auf Harlems Plätzen und Gassen präsentierte, wodurch unzählige Menschen erstmals mit Jazz in Berührung kamen. 1969 leitete er als erster schwarzer Musiker die Band einer Fernsehshow. Es folgten eigene Fernsehshows. 1975 erwarb er den Doktor an der Universität von Massachusetts und in seiner weiteren Laufbahn erhielt er viele Ehrendoktorhüte. Seither nannte man ihn respektvoll zumeist Dr. Taylor. Marcus A. Woelfle |
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