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Jazzzeitung

2011/03  ::: seite 16

rezensionen

 

Inhalt 2011/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Michel Petrucciani no chaser: Feuilleton!

TITEL - Musik am Rand?
Zum 12. Darmstädter Jazzforum

DOSSIER - The Best Die Young
Ungelebte Lebensläufe · Von Hans-Jürgen Schaal

Berichte
Leipziger Jazztage // „Jazz auf Reisen“-Jubiläum mit Dusko Goykovich im Neuburger Birdland // Jazzfestival Saalfelden 2011 // Jazz Festival Viersen 2011 // Willisau Jazz Festival 2011

Portraits
Eddie „Lockjaw“ Davis // Pianist Stefano Battaglia // Quartett Fattigfolket // Sängerin Yara Linss // Nürnbergs Jazz-Szene // Matthias Winckelmann // Walter Bittners Zakedy Music

Jazz heute und Education
Die neue Hochschule für Kunst, Design und Populäre Musik in Freiburg // Der BMW Welt Jazz Award im dritten Jahr // Unter der Lupe: das Bayerische Jazzinstitut in Regensburg // Abgehört: Im Zick-Zack aus der Stadt
John Scofields Solo über „Out Of The City“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

Scheffners Vinylarchiv

Calvin Jackson? – Nie gehört, ist wohl die häufigste Antwort unter Jazzfans, wenn dieser Name fällt, und nicht nur unter jüngeren. Dabei war Jackson, geboren 1919, ein viel beachteter Pianist, Bandleader, Komponist und Arrangeur seiner Zeit. Bereits als Kind bekam er Klavierunterricht und studierte später an der berühmten Juilliard School. Er spielte schon sehr früh (1940/41) einige Titel ein, aber seine rege Aufnahmetätigkeit begann erst ab 1945. So ist er der Pianist in der hochkarätig besetzten Johnny Otis Band, war längere Zeit bei Benny Carter und nahm mit dem, heute leider auch ziemlich vergessenen Phil Moore, Arrangeur, Bandleader und Pianist, ein sehr interessantes „Concerto for Piano and Orchestra“ auf. Einige Jahre lebte er in Toronto/Kanada, wo er auch wöchentliche Shows in Funk und Fernsehen hatte. Danach spielte er diverse Platten unter eigenem Namen ein. Interessant ist auch seine Zusammenarbeit mit dem Cellisten Fred Katz sowie diverse Arrangements für Ray Charles. Calvin Jackson starb 1985. Unter seinen Platten, die er für Columbia aufnahm, ist eine besonders bemerkenswert.

Calvin Jackson Quartet (CL 756)
Calvin Jackson (p); Peter Appleyard (vib); Johnny Elwood or Johnny Stapleton (b); Howard Reay (dr) (rec. Juni-August 1955): Lotus Land / Cal-isthenics / Dream Of You / All The Things You Are / Shadow Waltz / Love Me Or Leave Me

In der Nach-Swing-Ära ist die Besetzung mit Vibraphon, Piano, Bass und Drums zwar eigentlich vom Modern Jazz Quartet in Beschlag genommen, aber es haben sich immer wieder auch andere Musiker daran versucht. Leider ist es dabei überwiegend zu einer mehr oder weniger gelungenen Kopie gekommen. Nicht so bei der vorliegenden LP. Natürlich denkt man unwillkürlich bei den ersten Tönen an das MJQ, auch weil hier ebenso Anklänge zu klassischen Themen zu hören sind, aber es wird schnell klar, dass hier andere Wege gegangen werden.

Der Titel „Lotus Land“ deutet nicht nur auf Japan hin, es sind auch Einflüsse der japanischen Musik zu hören, schwebend und meditativ. „Cal-isthenics“ zeigt dann schon eher das Konzept des Calvin Jackson Quartet an. Moderner Swing mit einem Hauch von Bebop. Peter Appleyard macht schnell klar, dass seine „Roots“ bei Lionel Hampton liegen, aber Modern Jazz ihn wesentlich geprägt hat.

„ All The Things You Are“ wird hier in einem sehr eigenwilligen Arrangement vorgestellt. Bei diesem Titel denkt man unwillkürlich an die klassischen All-Star- Aufnahmen der Lionel Hampton Gruppen aus den 1940er-Jahren, die für RCA eingespielt wurden. Das Zusammenspiel von Vibraphon und Piano ist phänomenal. Das stärkste Stück der LP ist aber der fast 16 Minuten lange Titel „Love Me Or Leave Me“. Im up-tempo wird das Thema vorgestellt. Vibraphon und Piano schäumen nur so über vor Vitalität. Überhaupt dominieren die beiden Melodie-instrumente die ganze LP. Bassist und Schlagzeuger halten sich sehr zurück und geben wirklich „nur“ den Teppich, auf dem sich die beiden anderen austoben können. Und das tun sie in diesem Titel ausgiebig. Eine Platte, die musikalisch sehr interessant ist, gute Laune macht, und, wie so Vieles aus dieser Zeit, samt ihrer Musiker vergessen ist. Es lohnt sich aber, antiquarisch danach zu suchen.

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